Rückkehr in den Handball-Alltag
Nur elf Tage nach dem WM-Finale macht die Handball-Bundesliga weiter. Doch die Klubs jammern nur wenig. Trainer Sebastian Hinze vom Bergischen HC wählt den pragmatischen Ansatz.
SOLINGEN Sebastian Hinze hat in seiner Funktion als Cheftrainer des Bergischen HC schon unzählige Handballspiele gesehen und analysiert. Meist als Videodatei, um gezielt die Stärken und Schwächen des nächsten Gegners in der Bundesliga herauszufiltern. In den zurückliegenden Wochen hat der 39-Jährige ebenfalls zahlreiche Handball-Partien konsumiert – ausnahmsweise etwas weniger mit dem rein beruflichen Blick. „Bei einer Weltmeis-
„Man lernt, auf diesem Niveau damit umzugehen“
Sebastian Hinze BHC-Trainer
terschaft im eigenen Land gibt es das Gefühl, die Spiele genießen zu können“, sagt der A-Lizenz-Inhaber. „Insbesondere dann, wenn die Stimmung und Begeisterungsfähigkeit auf den Rängen so ist, wie während der Hauptrunde in Köln.“
Im Hinzes Fokus standen in erster Linie die Begegnungen mit Beteiligung von Akteuren des Aufsteigers, der in der aktuellen Saison in der Bundesliga als aktuell Tabellenachter für Aufsehen sorgt. Linus Arnesson und Max Darj (Schweden) sowie Arnor Gunnarsson (Island) gehörten in den Teams ihrer Heimatländer jeweils zu den Leistungsträgern. Und natürlich schaut ein Coach eines Profiteams auch ganz genau hin, wie seine Trainerkollegen auf höchstem internationalen Niveau taktisch vorgehen. Neue Trends oder besondere Kniffe hat Sebastian Hinze bei der WM nicht ausmachen können: Es sei mit den Standards der vergangenen Jahre gearbeitet worden – siebter Feldspieler, Schnelle Mitte oder Tempospiel. „Je länger ein Turnier dauert, setzen sich ohnehin die individuellen Stärken durch.“
Dass sich ausgerechnet Dänemark und Schweden im Finale ge- genüber gestanden haben, verwundert den Cheftrainer des Bergischen HC nicht. „Beide Teams haben so konsequent wie keine andere Mannschaft die Kombination von aggressiver Abwehr und Tempospiel praktiziert.“Den Gegner unter Stress setzen, Ballverluste provozieren und einfache Tore erzielen – mit diesem Grundprinzip hat sich der BHC im Übrigen seine komfortable Tabellensituation für die am Samstag bei den Rhein-Neckar Löwen beginnenden zweite Saisonhälfte herausgespielt.
Sebastian Hinze glaubt nicht, dass sich die knapp siebenwöchige WM-Pause bemerkbar machen wird. Die Liga werde sofort wieder in Gang kommen.„Die Situation haben wir schließlich jedes Jahr.“Im Gegensatz zu anderen Trainern oder Profis findet er den Zeitpunkt im Januar für eine WM gut gewählt, um dem Handball die Aufmerksamkeit zu geben.„Man lernt, auf diesem Niveau damit umzugehen.“
Bei seiner Trainingsplanung ging Hinze davon aus, dass der eigene Kader erst wieder eine Woche vor der ersten Partie des neuen Jahres komplett zur Verfügung steht. Im Gegensatz zur Vorbereitung im Sommer, wenn der gesamte Kader sechs Wochen lang zusammen ist, um die Grundlagen für eine lange Saison zu schaffen, geht es im Winter nur um Nachjustierung. „Es gilt, die Spieler besser ins System zu integrieren, die in der ersten Saisonhälfte wenig gespielt haben“, sagt Hinze.
DieWM-Teilnehmer hingegen haben im Januar nur ein kurzes Zeitfenster, um sich darauf einzustellen, wieder imVereinsteam aktiv zu sein. „In der stärksten Liga derWelt haben die Spieler die jeweilige Erfahrung, sofort wieder den Fokus auf den Alltag legen zu können.“
Dafür haben Max Darj sowie die angeschlagen von der WM zurückgekehrten Linus Arnesson und Arnor Gunnarsson Freiräume bekommen, um das Turnier für sich zu verarbeiten.