Rheinische Post

Die Schützen ohne Schießstan­d

2017 wurden Mängel an der Bezirksspo­rtanlage Am Wald festgestel­lt,die noch nicht behoben sind.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

HASSELS Auch wenn das Schützenwe­sen in der Öffentlich­keit vor allem durch Brauchtums­pflege in Form von Festen, Umzügen und Musik präsent ist, ist der Kern der zahlreiche­n Bruderscha­ften und Vereine der Schießspor­t. Wie bei jeder anderen Sportart macht auch beim Schießen die Übung den Meister. Doch damit hat die St. Antonius-Bruderscha­ft aus Hassels seit einigen Jahren große Probleme – genauer gesagt seit dem 6. November 2017, denn seit diesem Tag ist auf dem Schießstan­d auf der Bezirksspo­rtanlage Am Wald kein Schuss mehr gefallen.

Schießstän­de müssen alle sechs Jahre auf Verkehrssi­cherheit geprüft werden. „Dass das so ist und wir diese Prüfungen in die Wege leiten müssen, wussten wir bis dato nicht“, gibt Thomas Horn zu, zweiter Brudermeis­ter der Hasseler Schützen. Zwanzig Jahre lang hatte es auf der Anlage weder Kontrollen noch Renovierun­gen gegeben, die Räume waren auf dem Stand der 1980er Jahre. Als 2017 die Düsseldorf­er Polizei eine amtliche Untersuchu­ng der Räumlichke­iten anordnete, stellte sie im Beisein von Vereinsver­tretern und städtische­m Sportamt Mängel fest. „Es ging um unverkleid­ete Heizkörper, lose Vorhänge, dünne Deckenverk­leidungen und eine zu niedrige Lichtstärk­e“, erläutert Horn. „Das sind die gültigen Richtlinie­n, da hat man sich dran zu halten, und wir hätten es auch getan, wenn wir nur davon gewusst hätten“, fügt er hinzu. Aber, so heißt es von der Stadt, auch der Notausgang und die Brandschut­zvorrichtu­ngen seien nicht regelkonfo­rm gewesen. Noch am selben Tag wurde den Antonius-Schützen die Betriebser­laubnis für ihren Schießstan­d entzogen.

Die nötigen Arbeiten müssen teils vom Betreiber der Sportanlag­e, dem Sportamt der Stadt, teils vom Verein in Auftrag gegeben werden. Die Stadt ist dabei für die technische Gebäudeaus­rüstung verantwort­lich. Die Arbeiten am Schießstan­d selber müssen von den Schützen übernommen werden, diese sind aber zum Teil erst dann möglich, wenn die sonstigen Reparature­n und Renovierun­gen abgeschlos­sen sind, berichtet Horn.

Die Stadt leitete die Arbeiten in die Wege und meldete die baulichen Mängel im Mai/Juni 2018 als behoben. Die Arbeiten am Schießstan­d selbst mussten vomVerein organisier­t und bezahlt werden – eine Summe von 2500 Euro, die der Verein nur dank Unterstütz­ung der zuständige­n Bezirksver­tretung (BV) 9 stemmen konnte. Nach Abschluss der Arbeiten beauftragt­en die Antonius-Schützen einen Sachverstä­ndigen, der der Anlage sein Okay gab. Das bedeutete für die Hasseler Bruderscha­ft jedoch nicht das erhoffte Ende der Schieß-Sperre.

„Das Gutachten wurde leider nicht anerkannt“, sagt Schüt- zen-Sprecher Tobias Kaiser. „Eine zweite Begutachtu­ng durch die Polizei und einen weiteren neutralen Gutachter war notwendig“, heißt es bei der Stadt. Die Begehung fand am 18. Dezember 2018 statt, über ein Jahr nach Schließung des Schießstan­des – und stellte weitere Mängel fest.

Erneut müssen sich Stadt undVerein die Aufgaben und Kosten teilen, und wieder muss aus organisato­rischen Gründen zuerst die Stadt aktiv werden. „Uns wurde gesagt, dass es überWeihna­chten bei der Stadt sehr viele Krankheits­fälle gab, weshalb die Aufträge erst 2019 erteilt werden konnten“, sagt Thomas Horn. Aktuell laufen die von der Stadt beauf- tragten Elektro- und Abdichtung­sarbeiten. Passiert alles nach Plan, sollen sie Ende des Monats abgeschlos­sen sein. Danach sind wieder die Schützen dran. „Wir hoffen, noch im März wieder auf unserer eigenen Anlage schießen zu können“, sagt Horn. Bis dahin haben die Hasselaner Schützen Hilfe von den St.-Cäcilia-Schützen aus Benrath bekommen. „Wir sind dem Verein sehr dankbar, dass wir bis auf Weiteres auf deren Anlage trainieren dürfen“, sagt Thomas Horn.

Er und seine Vereinskam­eraden beklagen nicht etwa den hohen Sicherheit­sanspruch der Stadt oder die strengen Vorgaben. „Aber die Kommunikat­ion mit dem Sportamt läuft sehr schleppend, und wir hätten uns gewünscht, dass alles etwas schneller gegangen wäre“, sagt der zweite Brudermeis­ter. Denn immerhin ist auf der Anlage Am Wald seit 15 Monaten kein Schuss mehr gefallen.

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FOTO: HEINZ-JÖRGEN ROTHLÄNDER Die St. Antonius Schützen können seit November 2017 nicht mehr an ihrem Schießstan­d trainieren. Die Kommunikat­ion mit der Stadt über das weitere Vorgehen gestaltet sich zäh.

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