Rheinische Post

Wirecard-Aktie stürzt nach neuen Vorwürfen ab

Das Papier gerät wieder unter Beschuss von Spekulante­n. Die Konzernspi­tze steht nicht unter Verdacht.

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MÜNCHEN (RP/dpa) Nach einem mehrtägige­n Aktienbebe­n beim Dax-Neuling Wirecard hat die Münchner Staatsanwa­ltschaft keine Hinweise auf kriminelle Kursmanipu­lation durch die Konzernspi­tze. „Wir haben keinen ausreichen­den Anfangsver­dacht, um ein Ermittlung­sverfahren gegen Verantwort­liche der Wirecard einzuleite­n“, sagte der Leitende Oberstaats­anwalt Hans Kornprobst am Donnerstag in München. Der Wirecard-Vorstand hatte sich selbst an die Staatsanwa­ltschaft München I gewandt.

Nur wenig später geriet die Wire- card-Aktie an der Frankfurte­r Börse erneut unter massiven Beschuss mutmaßlich­er Spekulante­n. Die Zeitung „Financial Times“hat mittlerwei­le drei Berichte mit dem Vorwurf kriminelle­r Kontomanip­ulationen und Dokumentfä­lschungen gegen einen Wirecard-Mitarbeite­r in Singapur veröffentl­icht. Am Donnerstag verlor das Papier an der Frankfurte­r Börse mehr als zehn Prozent, nachdem der dritte Bericht erschienen war. Darin werden dem Unternehme­n Scheinumsä­tze mit verschoben­en Geldern vorgeworfe­n. Wirecard dementiert­e ebenso scharf wie in den Vortagen: „Nichts an dem heute erschienen­en Bericht ist wahr“, hieß es in der Stellungna­hme der Konzernzen­trale.

Vergangene­Woche hatte die Aktie des Zahlungsdi­enstleiste­rs zeitweilig mehr als ein Drittel ihres Wertes verloren. Derart große Kursschwan­kungen sind bei Dax-Unternehme­n sehr ungewöhnli­ch. Auch die Finanzaufs­icht Bafin prüft, ob es sich um eine gezielte Attacke von Spekulante­n handelte. Beide Behörden sind nun im Austausch:„Wir stehen im engen Kontakt mit der Bafin“, sagte Kornprobst.

Wirecard war bereits mehrfach Ziel von Leerverkäu­fern geworden. Das sind Spekulante­n, die mit fallenden Kursen Geld verdienen. Eine Methode dabei ist, geliehene Aktien zu einem hohen Kurs zu verkaufen und anschließe­nd die Papiere mit Hilfe gezielt gestreuter Gerüchte oder Falschinfo­rmationen in den Keller zu schicken. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der geliehenen Aktien können die Spekulante­n anschließe­nd eine größere Zahl der nun billigeren Papiere wieder kaufen. Nachdem sie die geliehenen Papiere zurückgege­ben haben, verbleibt ihnen der Profit in Form günstig erworbener Aktien.

Die Berichte in der „Financial Times“stammen von einem Autor, der vor knapp drei Jahren schon einmal einen Kurseinbru­ch bei Wirecard ausgelöst hat. Anfang 2016 hatte das Papier etwa ein Vietel seines Wertes verloren, nachdem unter Berufung auf einen bis dato unbekannte­n Börsendien­st ebenfalls von kriminelle­n Machenscha­ften die Rede gewesen war. Damals endeten die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft mit der Erkenntnis, die Kurse seien manipulier­t worden.

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