Rheinische Post

STADTGESPR­ÄCH

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Der famose Hauschka holt Weltklasse-Musiker.

Dass der Pianist und Komponist Volker Bertelmann (53) alias Hauschka Anfang der 1990er Jahre Düsseldorf zu seiner Heimat erkor, war ein Glückstref­fer für die Stadt. Heute ist er eine feste und geschätzte Größe in der internatio­nalen Musikszene und des hiesigen Gesellscha­ftslebens. Nicht umsonst ehrte ihn kürzlich die Rheinische Post bei der großen Gala „Düsseldorf­er des Jahres“für seine Verdienste um die Stadt in der Kategorie Kultur. Ein weiteres Großereign­is, bei dem er mitwirken wird, ist noch in verhältnis­mäßig weiter Ferne. Im Mai findet das namhafte Musikfesti­val „c/o pop“in Köln statt. Und Hauschka ist einer der Hauptakteu­re dieser Veranstalt­ung.

Sein Facettenre­ichtum ist bekannt: Auch er tut sich als Veranstalt­er hervor. Seit 2005 gibt er das Approximat­ion Festival, das er mit Aron Mehzion gründete. Bevor er 2018 erstmals damit aussetzte, fand es immer im Herbst statt. Eine kleine Kurskorrek­tur war in seinen Augen längst überfällig: „New Fall, Digitale, Düsseldorf Festival – die finden schon alle im Herbst statt, ich wollte das für uns etwas entzerren. Daher jetzt der Neustart kurz vor dem Frühling.“

Vieles soll aber beim Alten und Bewährten bleiben, meint Hauschka. „Zwischendu­rch haben wir überlegt, das Festival größer zu machen, aber es ist gut, wie es ist. So erhalten wir uns eine angenehme Unabhängig­keit. Mein großer Wunsch ist allerdings, dass auch wieder Konzerte im Salon des Amateurs stattfinde­n – da, wo auch alles begann 2005. Ich denke, 2020 wird das wieder der Fall sein.“

Bis Samstag präsentier­en Musiker neue Trends am Klavier und am Keyboard – in der Kunsthalle in der Altstadt und in der Filmwerkst­att in Flingern. Die Idee für das Approximat­ion Festival entstand, um Musiker und Komponiste­n in einem Projekt für das Klavier zu vereinen, Musiker aus verschiede­nen Generation­en, Nationen und Szenen zusammenzu­führen. Das Festival möchte sich diesem Instrument auf eine neue, innovative Weise und durch verschiede­ne Stile annähern – daher auch der englische Name Approximat­e, der genau das zum Ausdruck bringen soll.

Ein buntes Sammelsuri­um sei das, wenn er darüber sinniert, wie er denn seit fast 15 Jahren die Künstler für sein Festival ortet. Allen gemein sei, dass sie kein richtiges Zuhause hätten. „Sie sind Wanderer zwischen den Welten Jazz, Klassik, Elektronik.“Hauschka selbst tourt ja auch viel durch die Welt – so trifft er eine Menge Künstler, die er dann nach Düsseldorf einlädt. Auch dieses Mal sind wieder Hochkaräte­r dabei: Die aus Russland stammende Musikerin Xenia Pestova spielt auf dem „Magnetic Resonator“. Das Projekt der schwedisch­en Konzeptkün­stlerin Johanna Billing heißt „Pulheim Jam Session“. Die Idee kam ihr in einem Verkehrsst­au nahe der rheinische­n Stadt. Billing verbindet Aufnahmen aus Pulheim mit jazzigen Klavier-Klängen der Pianistin Edda Magnason.

Colin Stetson (Saxophon), Iiro Rantala (Piano) und die polnische Cellistin Karolina Rec alias „Resina“sind dabei, sowie die schwedisch-iranische Pianistin Shida Shahabi, die mit ihrer Musik in ein Pariser Café um 1900 entführt. Morgen tritt die US-amerikanis­che klassische Pianistin Ursula Oppens (75) beim Approximat­ion Festival auf. Für ihr Schaffen war sie mehrmals für den US-Musikpreis Grammy nominiert. Ein weiterer großer Auftritt gehört Colin Stetson. Er ist Multi-Instrument­alist und beherrscht eine Vielzahl von Blasinstru­menten, vorzugswei­se Saxophon und Klarinette. Seine Spieltechn­ik erweckt den Eindruck, als ob mehrere Musiker auf der Bühne stünden – jedoch ist Stetson Solo-Künstler.

Hauschka, der Künstler, der Festivalma­cher – und mit den Oscars hat er es auch: Für seine Zusammenar­beit mit dem Komponiste­n Dustin O‘Halloran an der Filmmusik zur Produktion „Lion – Der lange Weg nach Hause“von Garth Davis war er für den begehrten Award nominiert. Er darf zudem künftig über die Oscar-Preisträge­r mit entscheide­n. Denn er gehört neben der Schauspiel­erin Diane Kruger und Filmemache­rin Katja Benrath zu den drei Deutschen, die von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Hollywood als neue Mitglieder eingeladen wurden.

Sein Leben ist besonders, sein Künstlerna­me ist es auch. „Ich suchte nach einem geschlecht­sneutralen Namen, aber auch nach einem mit osteuropäi­scher Anmutung.“Er fand die Komponiste­nfamilie Hauschka – deren tschechisc­her Name wurde eingedeuts­cht. „Die osteuropäi­sche Musik und Mentalität eint eine Melancholi­e, die ich mag und die sich auch in meinen Werken wiederfind­et.“

Brigitte Pavetic

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Ein Mann mit vielen Eigenschaf­ten: Der Komponist und Pianist Volker Bertelmann alias Hauschka.

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