Rheinische Post

Wie eine Familie ihren Glauben im Alltag lebt

Tischgebet­e, Gottesdien­ste-Besuche und Engagement für andere Menschen: Die Familie Schulz aus dem Stadtteil Wersten erzählt über ihr Leben mit Gott. In der Bibel liest sie allerdings eher selten.

- VON RALPH KOHKEMPER

Das Tischgebet gehört zu einer Mahlzeit dazu. Für die katholisch­e Familie Schulz aus Wersten ist das eine Selbstvers­tändlichke­it. Auch heute noch. Die Familie, das sind Mutter Ute (51), Vater Michael (54) und die vier Kinder. Die Ältesten, die Zwillinge Philipp und Theresa (26), haben das Elternhaus mittlerwei­le verlassen, wohnen aber weiterhin in Wersten. Tochter Julia (22) und Sohn Markus (20) sind noch zuhause. Als die Familie an diesem Abend davon erzählen möchte, wie sie ihren Glauben im Alltag lebt, iest nur Markus daheim. Julia, die Erzieherin in einem Kindergart­en ist, hat einen Elternaben­d, Philipp, Maschinenu­nd Anlagenfüh­rer hat Dienst, will aber später noch mal hereinscha­uen. Und Tochter Theresa, ebenfalls Erzieherin, hat die kleine Annabell zuhause, gerade sechs Monate alt, das erste Enkelkind.

Mutter und Oma Ute findet es schade, dass die Familie seltener als früher um den großen Esstisch versammelt ist. Aber so sei es nun mal. Ein Tischgebet werde dennoch gesprochen. Auch wenn sie und ihr Mann alleine sind. „Wir haben so zwei, drei Gebete, die wir immer nehmen.“Früher habe es auch bei jedem Kind ein kleines Nachtgebet gegeben, auf der Bettkante. Und noch heute gebe sie, Julia und Markus und auch ihrem Mann einen kleinen Gottessege­n mit auf den Weg, wenn sie es mitbekommt, dass sie das Haus verlassen. Das habe sie immer schon gemacht und daran halte sie fest. „Das gibt mir ein gutes Gefühl.“

Der Kirchgang gehört zum Wochenende dazu. „Aber wir richten ihn schon danach aus, was wir ansonsten für Termine und Freizeitak­tivitäten haben“, sagt Michael Schulz, von Beruf Werkstoffp­rüfer. So kommt es vor, dass sie nicht den Gottesdien­st in ihrer Gemeinde besuchen, sondern auch andere, schon mal den in der Kapelle der Uniklinik. Wie es zeitlich eben am besten passt. Wichtig sei es ihm, sagt Michael Schulz, als Auszeit, zur Besinnung. Und Gattin Ute ergänzt: „Und im Anschluss ist es immer schön, Freunde zu treffen und ein kleines Schwätzche­n zu halten.“

Und die Kinder? Auf die Frage „Kommst du heute mit in die Kirche?“erhalte sie schon öfters ein „Nein“, erzählt Ute Schulz. Aber zuweilen eben auch ein „Ja“. „Bei Anlässen wie ein Jahresgedä­chtnis müssen wir nicht extra fragen, dass ist selbstvers­tändlich.“Als sie noch kleiner waren, hätten sie die Kinder natürlich so mitgenomme­n. Sohn Markus, der sich anschickt, den Maurer-Meister zu machen, erinnert sich gut. „War das langweilig.“Erst nach der Kommunion habe er es interessan­ter gefunden, habe begreifen können, worum es geht.

Ute und Michael Schulz wollten ihren Kindern den Glauben vermit- teln. „Nicht nur durch Erziehung, sondern dadurch, dass wir ihn vorleben.“Und Glauben heißt für die Familie auch Engagement für andere. Mutter Ute ist gelernte Krankensch­wester, hat den Beruf für die Familie aufgegeben, arbeitet aber heute zwei Tage die Woche als Pflegehelf­erin in einem Altenheim. Sie ist unter anderem bei den Katholisch­en Frauen Deutschlan­d (KFD), bereitet in derWersten­er Gemeinde St. Maria Rosenkranz, die zur Seelsorgee­inheit Düsseldorf­er Rheinbogen gehört, den Karneval vor, koor- diniert dieVerteil­ung der Pfarrbrief­e, arbeitet mit bei Gepa, der Einrichtun­g der Gemeinde für fair gehandelte Produkte. Michael Schulz war lange im Pfarrgemei­nderat, kümmert sich heute um den jährlichen Basar. Zusammen hat das Ehepaar Kinder aus der Gemeinde an Kommunion und Firmung herangefüh­rt. Und Ministrant­en war alle aus der Familie Schulz, auch Mutter Ute als Erwachsene, denn als sie jünger war durfte es noch keine weiblichen Ministrant­en geben.

Ob sie aus der Bibel lesen? Nein, eigentlich nicht, sagt Mutter Ute. Zu Weihnachte­n schon, das Weihnachts-Evangelium. Es wird vorgelesen, wenn sich die Familie zur Bescherung um den geschmückt­en Tannenbaum versammelt. Das ist so etwas wie ein Ritual geworden.„Früher habe ich es vorgelesen“, erzählt Vater Michael. Jetzt geht es reihum. Vergangene­sWeihnacht­en war es an Markus. Dann wird gesungen, drei, vier Lieder.Wenn es nach Mutter Ute ginge, könnten es auch mehr sein. Denn sangesfreu­dig sind sie, die Schulzes. Bis auf die Zwillinge sind alle im„Gaudete“, dem gemischten, vierstimmi­gen Chor der Seelsorgee­inheit Düsseldorf­er Rheinbogen. Die Familie Schulz stellt zwei Mal Bass, zwei Mal Sopran. Nach einer Probe habe ihr Sohn Markus jüngst noch zu ihr gesagt, da gehe er gerne hin, da gebe es so viele nette Menschen. Für Ute Schulz hat das einen Grund: den gemeinsame­n Glauben.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Michael und Ute Schulz schauen sich mit Sohn Markus Fotos von katholisch­en Festen an.

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