Wie eine Sorgegesellschaft funktioniert
Bei einem Workshop mit Andreas Heller wurden Ideen für die Stadtteilarbeit in Gerresheim gesammelt.
GERRESHEIM (arc) Was können wir für Menschen tun, die niemanden in der Nähe haben, der sich um sie sorgt?Welche Bedingungen müssen wir schaffen, damit viele Menschen ihr Lebensende so verbringen, wie sie es möchten? Oder: Wie können wir Mitmenschen begegnen, die eine Behinderung haben oder psychisch erkrankt sind?
„Voraussetzung für eine Kultur der Sorge in unserer Gesellschaft ist das radikale Interesse für den Anderen, die Bereitschaft, in Kontakt mit anderen Menschen zu treten und die Einsicht, dass wir auf andere Menschen angewiesen sind. Es bedarf eines Haltungswechsels“, sagt Andreas Heller, Professor für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Universität in Graz, im Stiftssaal von St. Margareta. Bürgerstiftung Gerricus und katholische Kirchengemeinde St. Margareta hatten gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern, der Ökumenischen Hos- pizgruppe Gerresheim, Diakonie und Caritas sowie dem Altenheim Gerricusstift zum ganztätigenWorkshop „Sorgekultur im Stadtteil“eingeladen. Rund 80 Teilnehmer hörten interessiert zu, wie der in Eller aufgewachsene Theologe Heller das Konzept der „caring community“beschrieb, das weltweit auf dem Vormarsch ist. Ziel sei es, „weg von der Leistungsgesellschaft hin zu einer Sorgegesellschaft“zu kommen.
Laut Professor Heller sind es die kleinen Hilfen, die den Unterschied ausmachen. Dies sei der Fall, wenn jemand für seine „böse Nachbarin“eine Suppe koche. Oder wenn Mitbewohner in einem mehrstöckigen Altbau auf jede Etage einen Stuhl stellten, damit die ältere Dame sich beim Treppensteigen ausruhen könne.
Heller empfahl den Gerresheimern, bei Netzwerkveranstaltungen nicht nur zu schauen, was andere Organisationen machten, sondern wirklich miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Projekte zu planen. Nur eine ernsthafte Zusammenarbeit schaffe gute Angebote für den Stadtteil. Auch die Teilnehmer des Workshops hatten eigene Ideen für die weiterführende Arbeit im Stadtteil: Eine Teilnehmerin schlug vor, Raum für Mehrgenerationen-Treffen im„vergessenen Stadtteil Gallberg“zu schaffen. Viele Bürger seien es leid, immer nach Gerresheim oder Knittkuhl fahren zu müssen. Bereits ein ganz konkretes Projekt präsentierte eine zuhörende Dame: „Wir werden in Zukunft zusammen kochen und essen und damit füreinander sorgen.“Eine andere Teilnehmerin regte an, Angebote für Menschen zu schaffen, die zwar im Ruhestand seien, aber sich noch zu jung fühlten, um in ein Zentrum plus zu gehen. Bedauert wurde, dass das Sana-Krankenhaus nicht mehr eng mit dem Stadtteil verbunden sei.