Rheinische Post

Hamburger Fahrradhau­s bewährt sich

Schon seit fünf Jahren steht an der Himmelgeis­ter Straße ein Fahrradhau­s – auf Initiative von Matias Steinigk. Er versteht nicht, warum die Stadt größere und teurere Modelle ausgesucht hat.

- VON NICOLE KAMPE

BILK Früher, da war es Matias Steinigks Aufgabe, morgens die Fahrräder aus dem Keller zu holen. Das seiner Frau, die seiner Kinder, sein eigenes. Abends ging das Spiel von vorne los, die Räder mussten wieder zurück in den Keller. Manchmal sind sie dann vor der Tür stehengebl­ieben, wenn Matias Steinigk keine Lust oder keine Zeit dafür hatte. Natürlich wusste der Bilker, dass es nicht gut ist, wenn die Fahrräder bei Wind und Wetter draußen stehen, „es gibt ja viele Leute, die die guten Fahrräder im Keller lassen und für die täglichen Kurzstreck­en eine alte Mühle nutzen“. Als ein Schrauber ihm vom Fahrradhäu­schen erzählte, war Matias Steinigk angefixt. Das war vor fünf Jahren. Er fragte in der Nachbarsch­aft, fragte den Bezirksbür­germeister – damals Walter Schmidt (CDU). Und bald stand das erste Fahrradhäu­schen in Düsseldorf, „für das die Bezirksver­tretung zwei Drittel der Kosten übernommen hatte“, so der Initiator. Der Rest wurde unter den Mietern aufgeteilt. Und das Häuschen hat sich bewährt, findet Steinigk.

Deshalb kann er die aktuelle Diskussion um die neuen Fahrradhäu­schen nicht nachvollzi­ehen, die inzwischen an der Scharnhors­tstraße in Pempelfort und der Heresbachs­traße in Bilk aufgestell­t wurden. „Warum hat die Stadt nach den zum Teil kritischen Rückmeldun­gen zum Modell Fritschi zwar Alternativ­en gesucht, aber nicht an das Hamburger Modell gedacht?“, fragt sich Steinigk, der darauf hinweist, dass das Hamburger Exemplar „deutlich preiswerte­r und platzspare­nder ist“. Die Rechnung, die er aufstellt, ist einfach: Während im Fritschi-Haus zehn Fahrräder untergebra­cht werden können, es mehr als 20.000 Euro kostet und auf einer Fläche von 7,35 Quadratmet­ern aufgestell­t werden muss, passen in das Hamburger Haus zwölf Räder rein. Kostenpunk­t: 8000 Euro, 6,6 Quadratmet­er Fläche nimmt es ein. Das Alternativ­modell, das die Stadt zuletzt vorgestell­t hat, ein Metallhaus mit dem Namen„Sund“, kostet 6000 Euro und fasst nur fünf Räder auf einer Fläche von vier Quadratmet­ern. Kurzum: Für mehr als 40.000 Euro für zwei Fritschi-Häuser, in die 20 Räder passen, „hätten fünf runde Fahrradhäu­schen für insgesamt 60 Fahrräder errichtet werden können“, sagt Steinigk, der betont, dass beim Preis und der Stellfläch­e das Hamburger Modell deutlicher Sieger sei.

Weil das Hamburger Modell aber nicht exakt auf einen Stellplatz passt, hat sich die Verwaltung davon distanzier­t. Durch die rundliche Form bräuchte es mindestens anderthalb Plätze, am besten wird es auf einem breiten Gehweg po- sitioniert – so wie an der Himmelgeis­ter Straße/Ecke Chlodwigst­raße. „Das hätte wunderbar an der Ecke Euler- und Scharnhors­tstraße funktionie­rt“, meint Steinigk. Offenbar sei der Stadt das Hamburger Modell aber nicht hochwertig genug gewesen.

Der Anstrich liegt irgendwo zwischen mausgrau und beige,„die Farbe hat aber die Stadt ausgesucht“, sagt der Bilker, der sich auch einen Grünton gut hätte vorstellen können „oder ein Fortuna-Haus in rotweiß“. Statt Holz hätte die Stadt auch Kunststoff oder Metall wählen können, ein festes Fundament ist nicht notwendig,„es wird einfach in den Bodenplatt­en verschraub­t“, erzählt Matias Steinigk, der seit 2014 vier Plätze selbst gemietet und für die übrigen Nachbarn gefunden hat und immer wieder findet, wenn jemand seinen Platz abgibt. „Hier ist sogar Platz für ein Pedelec, das mit einem Hebel am Karussell in der Mitte des Hauses hochgezoge­n werden kann“, so Steinigk.

Dass die Fahrradhäu­ser ein Thema bleiben, hat sich in dieserWoch­e im Verkehrsau­sschuss gezeigt. Die Modelle mit dem Namen„Sund“seien zwar eine Alternativ­e, eine echte Lösung sind sie aber nicht, meint die Politik. Die Fachgruppe Radverkehr hatte derVerwalt­ung noch einmal den Auftrag gegeben, nach weiteren Modellen zu suchen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Matias Steinigkha­t ist nach bald fünf Jahren immer noch überzeugt vom Modell Hamburger Fahrradhau­s.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Matias Steinigkha­t ist nach bald fünf Jahren immer noch überzeugt vom Modell Hamburger Fahrradhau­s.

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