Rheinische Post

Düsterer Menschlich­e Fall Abgründe um Serienmörd­er

DieDie Magdeburge­rRomanadap­tion„Polizeiruf„JussiAdler-“-ErmittlerO­lsen:Schändung“bekommen esbesticht­in„ZehndurchR­osen“einemitpac­kendeeinem altenAtmos­phäre.und einem neuen Mord zu tun.

- DÜSSELDORF VON CHRISTIAN SIEBEN

BERLIN Auf einem Müllplatz liegt die Leiche einer Frau. Um ihre Beine wurde kunstvoll ein Seil geknotet. Die Ermittler Brasch (Claudia Michelsen) und Köhler (Matthias Matschke) fühlen sich an einen alten Fall erinnert. Vor mehreren Jahren wurde Paul Schilling (Alessija Lause) verdächtig­t, eine Prostituie­rte ermordet und ihre Leiche ähnlich drapiert zu haben. Doch damals reichten die Beweise nicht für eine Verurteilu­ng aus. Paul heißt nach einer Geschlecht­sumwandlun­g heute Pauline und führt ein Blumengesc­häft. Pauline kannte das neue Opfer und gerät natürlich sofort in Verdacht.

Ihre Beziehung zu einem jungen Sparkassen-Mitarbeite­r läuft auch nicht gerade harmonisch. Pauline steht unter großem seelischen Druck. Aber auch für den Ex-Freund der Toten sieht es nicht gut aus. Der junge Mann wohnt allein in einem verwahrlos­ten Haus, pöbelt ohne Unterlass herum, greift Polizisten an, trinkt rund um die Uhr Bier und mampft Tabletten. Als Brasch im Keller des Abrisshaus­es dann auch noch ein Verlies findet, scheint der Fall eine überrasche­nde Wende zu nehmen.

Regisseur Torsten Fischer und Autor Wolfgang Stauch ist ein düsterer und über weite Strecken stimmiger Krimi gelungen. Schauspiel­erisch überzeugen die Magdeburge­r Fälle seit jeher. Oft nervten jedoch die ständigen Streiterei­en der beiden Ermittler und die Tatsache, dass Kommissari­n Brasch in 90 Minuten nicht ein einziges Lächeln zustande brachte. Stattdesse­n fuhr sie in länglichen Szenen auf dem Motorrad einsam durch die ostdeutsch­e Nacht.

Inzwischen können Brasch und Köhler immerhin normal miteinande­r reden, Brasch fährt einen grauen Mittelklas­sewagen und hebt gelegentli­ch die Mundwinkel. Das macht es dem Zuschauer deutlich leichter. Als dann der gemeinsame Boss Lemp (Felix Vörtler) ankündigt, sich versetzen lassen zu wollen, wird in es im kalten Magdeburg sogar richtig menschlich.

Die Rolle von Paul und Pauline wurde mit Alessija Lause glänzend besetzt. Auf der Suche nach einem normalen Leben erfährt sie immer wieder Demütigung­en und Zurückweis­ung. Ihr Schicksal berührt den Zuschauer, ohne dass im Drehbuch zu dick aufgetrage­n wurde. Zudem überzeugt der „Polizeiruf“mit trockenen Sprüchen und leisem Humor. Eher misslungen ist leider das Ende. Es kommt zu einem dramatisch­en Showdown mit Geiselnahm­e und Sprengstof­fgürtel. Brasch setzt ihr Leben aufs Spiel, und auch nach längerem Nachdenken will dem Zuschauer nicht einfallen, was sich die Jussi Polizistin Adler-Olsen: in diesem Schändung, Moment eigent22.15 lich gedacht Uhr, ZDF haben könnte.

Den guten Gesamteind­ruck soll dies aber nicht zu sehr trüben. Mit der neuen Menschlich­keit in Magdeburg könnte es indes schon bald wieder vorbei sein. Für Schauspiel­er Matschke ist „Zehn Rosen“der vorletzte Einsatz. Hoffen wir, dass sich Brasch mit ihrem neuen Partner von Anfang an besser versteht und das Motorrad in der Garage bleibt. Vielleicht lacht sie sogar mal richtig. Das muss doch auch in Magdeburg mal möglich sein.

Polizeiruf 110: Zehn Rosen, 20.15„Polizeiruf­Uhr,ARD 110“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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FOTO: ZDF/CHRIS GEISNAES MDR/STEFAN ERHARD Brasch (Claudia Michelsen) und Köhler (Matthias Matschke) kommen inzwischen besser miteinande­r klar. Vor allem beruflich.

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