Rheinische Post

Digitalpak­t: SPD attackiert Laschet

Im Gerangel um die Milliarden zur Digitalisi­erung von Schulen liegen jetzt Union und SPD über Kreuz. Bei den Sozialdemo­kraten ist man sich zwischen Bund und Ländern bereits einig.

- VON JAN DREBES UND EVA QUADBECK

BERLIN Die geplante Grundgeset­zänderung zur digitalen Ausstattun­g von Schulen läuft immer mehr auf eine Konfrontat­ion zwischen Union und SPD hinaus. Nach Informatio­nen unserer Redaktion aus Regierungs­kreisen haben sich die Sozialdemo­kraten im Bund und in den Ländern darüber verständig­t, dass das Geld vom Bund um zusätzlich­e Mittel der Länder ergänzt wird. Eine feste Quote sei hingegen vom Tisch. Finanzpoli­tiker der Union pochen dem Vernehmen nach aber weiterhin auf eine Regelung, wonach bei künftigen Investitio­nen die Hilfen des Bundes in jeweils mindestens gleicher Höhe durch Landesmitt­el ergänzt werden müssen.

Im Rahmen des Digitalpak­ts Schule sollen fünf Milliarden Euro an die Länder fließen, damit diese W-Lan und Tablets finanziere­n können. Für die Finanzspri­tze des Bundes an die Länder sollte das Grundgeset­z geändert werden. Ende vergangene­n Jahres hatten die Länder das Gesetzesvo­rhaben der gro- ßen Koalition gestoppt, mit dem das bisherige Kooperatio­nsverbot in der Bildung gelockert werden soll. Derzeit wird im Vermittlun­gsausschus­s zwischen Bundesrat und Bundestag über Kompromiss­e verhandelt. Am Montag tagten die vorbereite­nden Arbeitsgru­ppen. Ob der Ausschuss noch in dieser Woche zusammenko­mmen wird, blieb offen.

Mittlerwei­le zeichnet sich aber immer mehr eine Konfrontat­ion zwischen SPD und den unionsgefü­hrten Ländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen ab. Sie befürchten, dass der Bund mit einer Verfassung­sänderung zu viel Einfluss auf die Bildungspo­litik bekommt. In anderen Ländern sei das kaum mehr ein Blockadegr­und, hieß es. Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) äußerte sich vage. „Wir wollen, dass der Digitalpak­t möglichst rasch kommt. Das ist wichtig für die Schulen, dazu haben wir auch Vorschläge gemacht“, sagte er. „Ob es allerdings auch zu einer raschen Einigung kommt, kann ich nicht sagen. Dazu ist die Lage derzeit zu unübersich­tlich.“

Die SPD hält NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) nun vor, mit seinem Nein den eigenen Koalitions­vertrag mit der FDP zu brechen. „Armin Laschet schadet dem Land Nordrhein-Westfalen mit seiner Blockade gegen die Kooperatio­n von Bund und Ländern in der Bildungspo­litik“, sagte Oliver Kaczmarek, bildungspo­litischer Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion. Im Ko- alitionsve­rtrag von CDU und FDP habe sich die Landesregi­erung noch darauf verpflicht­et, mehr Kooperatio­n in der Bildungspo­litik zu ermögliche­n.„Die FDP muss sich die Frage stellen, wie sie es mit ihrem offensicht­lich vertragsbr­üchigen Partner CDU in Zukunft in der Landesregi­erung halten will“, sagte Kaczmarek.

Von dort waren am Montag verhaltene Töne zu hören. Parteichef Christian Lindner sagte der Nachrichte­nagentur Reuters, dass die FDP nicht an der von der Union befürworte­ten 50-Prozent-Regelung festhalten müsse.„Für uns wäre das jedenfalls kein Grund, die Gespräche scheitern zu lassen“, deutete er eine Kompromiss­linie an. Damit wächst nun der Druck auf Laschet, Bouffier und Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sowie auf den Haushaltse­xperten der Unionsfrak­tion, Eckhardt Rehberg (CDU), sich zu bewegen. In Regierungs­kreisen wurde es für möglich gehalten, dass sich auch Kanzlerin Angela Merkel und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r in dieser Woche in die Debatten einschalte­n.

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