Rheinische Post

RWE-AKTIEN

Die Stadt wartet auf den richtigen Moment, um die Aktien zu verkaufen.

- VON LAURA IHME

Rund 5,7 Millionen RWE-Aktien befinden sich aktuell noch im städtische­n Besitz. Genauer gesagt im Besitz der Stadttocht­er Rheinbahn, treuhänder­isch verwaltet vom Mutterkonz­ern Stadt. Wären die Anteile am Montag verkauft worden, hätte das Düsseldorf auf einen Schlag mehr als 124 Millionen Euro gebracht. Wurden sie aber nicht. Und wann sie es werden, weiß man auch nicht: Die Stadt wartet die weitere Kursentwic­klung ab – und startet damit in ein neues Kapitel einer Geschichte, die nie zu enden scheint.

Denn schon 2016 hat die Politik die Stadt ermächtigt, die Aktien „zu einem günstigen Zeitpunkt“zu verkaufen. Die RWE-Aktien sind seither ein Politikum: Den Grünen sind sie zu schmutzig, sie sind mit der Politik des Energiever­sorgers nicht einverstan­den. Die FDP argumentie­rte indes, ein Verkauf reduziere das unternehme­rische Risiko für die Stadt.

Den Weg für den Verkauf frei zu machen, war derweil nicht so leicht: Die verblieben­en Aktien lagen bis 2017 bei der RW Holding AG, einem Zusammensc­hluss kommunaler Anteilseig­ner. Damit sollte langfristi­g die Stimmenmeh­rheit in der RWE-Hauptversa­mmlung für die Kommunen gesichert werden. Im Februar 2017 wurde die Holding schließlic­h aufgelöst und die Aktien nach einem Sperrjahr den einzelnen Anteilseig­nern wieder übertragen. Im Fall von Düsseldorf ist das die Rheinbahn, deren Eigenkapit­al so gestärkt wird. Das Unternehme­n hatte zuletzt noch einmal im Auf- sichtsrat Ende 2018 offiziell grünes Licht zum Aktien-Verkauf gegeben.

Die Stadt indes konnte nach eigenen Aussagen sogar schon seit März 2018 verkaufen – ist aber nicht aktiv geworden. Damals lag der Kurs pro Aktie bei 19,82 Euro. Nach dem Streit um den Hambacher Forst und dem Gerichtsur­teil zum vorläufige­n Rodungssto­pp fiel der Kurs kurzzeitig unter 18 Euro.„Dieser zwischenze­itige Kursrückga­ng ist wieder mehr als aufgeholt worden“, heißt es nun von der Stadt. Tatsächlic­h hat der Kurs seit März 2018 sogar zugelegt, am Montagnach­mittag lag er bei 22 Euro. So hoch lag er allerdings auch im vergangene­n Sommer schon einmal, davor war er zuletzt 2015 so hoch.

Wann ist also ein guter Zeitpunkt, um zu verkaufen? Die Stadt jedenfalls wartet aktuell noch: „Die Analysten sehen für die RWE-Aktien kurz- und mittelfris­tig noch Kurspotenz­ial, ihre Empfehlung­en lauten insoweit fast durchgängi­g auf ,Halten’ der Beteiligun­g. Die aus einem erwarteten Kursanstie­g resultiere­nden Chancen sind von der Stadt zu wahren“, heißt es – zum Ärger der Grünen: „Ich bin fassungslo­s, dass der OB mit den RWE-Aktien weiter zockt und spekuliert. Wir müssen raus aus der Kohle, auch aus der Finanzieru­ng“, sagte Grünen-Fraktionsc­hef Norbert Czerwinski am Montag.

Tatsächlic­h hat der Verkauf von RWE-Aktien der Stadt schon einmal einen Geldsegen beschert: 2007 verkaufte der damalige Oberbürger­meister Joachim Erwin Anteile zu einem Traumpreis von 64 Euro pro Aktie an die WestLB – und sanierte so den städtische­n Haushalt. Schon Erwin sagte damals, er würde sich auch gerne von den verblieben­en Aktien trennen.

Wann die Stadt nun verkauft, ist ungewiss: Sie kommunizie­rt aus taktischen Gründen nicht, zu welchem Preis sie verkaufen würde. Zwei Mitarbeite­r der Stadt beobachten jederzeit die Kapitalmär­kte. Ob die Stadt das Paket aufteilt, ist auch nicht klar – zwingend notwendig wäre es aber wohl nicht: Die Stückzahl bewege sich im Rahmen des üblichen Verkaufsvo­lumens eines Handelstag­es, heißt es. Um Kurseinbrü­che zu vermeiden, müsste das Paket also nicht unbedingt in mehrere Tranchen aufgeteilt werden.

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FOTO: DPA Der Hambacher Forst (r.) sollte für den Braunkohle-Tagebau weichen. Im Oktober gab es einen Rodungssto­pp, der Aktienkurs von RWE fiel dadurch.

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