Eltern gegen frühe Einschulung
Die Stichtagsregelung in NRW ist in der Kritik. Gut 21.000 unterzeichnen eine Petition.
DÜSSELDORF (jaco) Sie sei eine einfache Mutter aus NRW, schreibt Sylvia Montanino auf Open Petition, einer Website für Online-Petitionen. Sie mache sich Gedanken um das Wohl ihres Kindes. Dazu zähle auch die Frage, in welchem Alter ihr Kind eingeschult werden sollte. Montanino findet, dass die bisherige Regelung zu früh greift. Alle Kinder, die bis zum 30. September sechs Jahre alt werden, müssen im Sommer zur Schule. Einige sind dann erst fünf Jahre alt.
Mit einer Online-Petition fordert Montanino die Landesregierung auf, den Einschulungsstichtag vom 30. September auf den 30. Juni zu verlegen. Gut 20.000 Menschen unterstützen die Petition bereits.Werden es in den nächsten fünf Monaten 29.000, muss sich der Petitionsausschuss der Landestags mit dem Thema befassen. Die Eltern dringen aufWahlfreiheit. Denn diese hätten sie bisher nicht. Schulministerin Yvonne Gebauer (FPD) erteilte der in der Petition vorge- brachten Forderung jedoch eine Absage: „Der Einschulungsstichtag ist schulgesetzlich geregelt und es gibt keine Bestrebungen, Änderungen vorzunehmen.“
Die Schulpflicht kann nur bei „erheblichen gesundheitlichen Grün-
den“aufgeschoben werden. Im Schuljahr 2017/2018 waren von insgesamt 159.805 Erstklässlern 3375 Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung fünf Jahre alt. Es gab 1208 Aufschiebungen, über die die Schulleitungen zu entscheiden hatten. Seit 2017 müssen sich diese allerdings nicht wie zuvor nur auf ein rein schulärztliches Gutachten beschränken. Auch von Eltern eingebrachte fachärztliche oder fachtherapeutische Stellungnahmen sind zu berücksichtigen. Das Schulministerium rechnet damit, dass sich in der neuen Schulstatistik (2018/2019) die Zahl der Aufschiebungen erhöht haben wird. Die Statistik liegt in der Regel im Frühjahr vor.
Der Vorsitzende des NRW-Landesverbands Bildung und Erziehung, Stefan Behlau, hält Stichtage für problematisch, „da sie nicht in jedem Fall die individuelle Situation eines Kindes berücksichtigen“. Die Entscheidung über die Einschulung eines Kindes sollte von den Eltern, der Schulleitung und den Schulärzten gemeinsam getroffen werden“, findet Behlau: „Rein rechtlich wird eine Stichtagsregelung weiterhin notwendig sein.“
Sylvia Montanino stützt sich bei ihrer Petition auf diverse Studien, aus denen hervorgehe, dass eine frühzeitige Einschulung Nachteile für die Kinder mit sich bringen kann. Tatsächlich weisen etliche Studien auf derlei Gefahren hin, berücksichtigen aber nicht die jeweilige Lage des Kindes.
„Es gibt keine Bestrebungen, beim Einschulungsstichtag Änderungen vorzunehmen“NRW-Schulministerium