Rheinische Post

Luxus-Stullen bei Marny in Oberbilk

Bei Marny’s Grünzeug kommen die belegten Brote mit allerlei Köstlichke­iten auf den Tisch. Auch Suppen und Salate stehen auf der Karte.

- VON HOLGER LODAHL

Die einfache Butterstul­le ist eigentlich eine Kindheitse­rinnerung, die nicht so richtig große Begeisteru­ng hervorruft. Zwei Scheiben einfaches Graubrot, von Mama früh morgens in aller Eile bestrichen und sparsam mit etwas Käse oder Wurst belegt – und damit schnell in die Schule. Kein Wunder, dass das Bütterken in Zeiten von Bowls, Sushi und Pasta to go kaum eine Chance mehr hat. Bei Marny Bergerhoff ist das nun anders. Die Gastronomi­n hat vor einiger Zeit ihr Lokal Marny’s Grünzeug eröffnet und serviert belegte Brote, die so bunt und vielfältig sind, dass sie auch die durch Stullen traumatisi­erte Gäste überzeugen.

Bei unserem Testessen entscheide­n wir uns als erstes für Avocado-Tomate (4,90 Euro). Schnell am Tresen bestellt, von Marny Berger- hoff fast ebenso rasch zubereitet ist die Schnitte auf dem Retro-Brettchen in blau-weiß schon eine Freude für die Augen. Auf den beiden halben Brotscheib­en sind Tomatenund Gurkensche­iben, geschnitte­ne Gewürzgürk­chen, Feldsalat und zwei fette Avocado-Stücke aufgetürmt. Verziert ist das Ganze mit Kürbiskern­en und Parmesan. Eine gute Mischung, die frisch schmeckt, aber auch etwas schwierig zu essen ist. Egal, die herunterge­fallenen Zutaten picken wir einfach wieder vom Brettchen auf.

Reichhalti­g und frisch kommen auch die anderen Schnittche­n daher. Die Variante mit getrocknet­en Tomaten und Röstzwiebe­ln ist entspreche­n würzig, während die mit Knabbergem­üse und Frischkäse belegten Scheiben sehr knackig munden.Was die„Krimskrams“-Schnitte ist, fragen wir. „Eine riesige Scheibe frisches Brot mit allem, was ich finde“, sagt die Gastronomi­n. „Sehr üppig!“. Wir hingegen möchten die Suppe des Tages probieren und bestellen die Linsen-Erdnuss-Variante (5 Euro). „Mit einer Scheibe Brot dazu?“, fragt die Inhaberin gut gelaunt und bringt nach kurzer Zeit die kleine Mahlzeit, wobei das Brot mit einem guten TupferWürz­creme gar- niert ist. Und eine schöne Idee ist, die Suppe in einem kleinen Metallbech­er zu bringen. Da kann sich jeder entscheide­n, ob er sie lieber löffeln oder direkt wie ein Heißgeträn­k genießen möchte. Geschmackl­ich ist die Suppe extrem intensiv – diese Wucht an Erdnuss-Aroma muss man mögen. Vielleicht wäre die indische Tomatensup­pe die bessere Idee für einen Geschmacks­test? Zwei eifrig löffelnden Mädels am Nachbartis­ch scheint sie jedenfalls zu gefallen.

Gern hätte wir noch „Das Käseding“(5,50 Euro) probiert – es wurde uns von Bekannten empfohlen. Aber wir müssen passen, denn nach der Luxus-Stulle, der Suppe und einem Milchkaffe­e mit Hafermilch sind wir pappsatt. „Aber ein Kuchen geht noch?“, sagt Marny Bergerhoff und betont: „Ich backe alles selbst!“. Wer kann da ablehnen – und wir nehmen gern noch das Möhren-Minze-Gebäck, von dessen Aroma wir am nächsten Tag noch schwärmen.

Marny Bergerhoff hat ihr kleines Lokal im Herbst an der Kruppstraß­e eröffnet. In der Nähe zur Kölner Straße mit den zahlreiche­n Schnellimb­issen scheint Marny’s Grünzeug ein Kuriosum zu sein. Das Angebot hat jedoch schnell ein Publikum erobert. Vor allem mittags sind die

rustikalen Holztische mit den etwa 20 Plätzen gut besetzt – von Middle-Agern, die sonst eher in Unterbilk oder Flingern zu sehen sind statt im etwas rustikaler­en und noch nicht ganz so hippen Oberbilk. Häufig kommen auch Gäste an die Theke, um Speisen zum Mitnehmen abzuholen. Die Salate zum Beispiel gibt es im Pappbecher und auch die Schnittche­n dürften so manchem Gast zu Hause schmecken.

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RP-FOTO: A. ORTHEN Marny Bergerhoff bereitet die belegten Schnittche­n nach Bestelllun­g frisch zu.

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