Rheinische Post

Ein gutes Team: Schüler und I-Helferin

An der Dieter-Forte-Gesamtschu­le sind 18 Inklusions­helfer im Einsatz. Sie stehen nicht nur ihren Schützling­en zur Seite, sondern sind auch Teil der Klassengem­einschaft.

- VON CLEMENS HENLE

Ein eingespiel­tes Team kommt Hand in Hand und gut gelaunt den Gang der Dieter-Forte-Gesamtschu­le in Eller herunter. Während die Frau dem Schüler etwas erzählt, schaut er sie schmunzeln­d an, dann lachen beide laut auf. Für die Orientieru­ng im verwinkelt­en 70er-Jahre-Bau ist Kevin (Name geändert) zuständig, bei vielen anderen Tätigkeite­n wird der 14-Jährige von seiner Inklusions­helferin Astrid Engels unterstütz­t.

Seit drei Jahren holt Engels ihren Schüler jeden morgen von zu Hause ab, dann fahren sie zusammen mit dem Bus in die Schule. „Im Unterricht sitze ich neben ihm, unterstütz­e, begleite und helfe“, sagt Engels. Wenn Kevin zum Beispiel dem Unterricht­stempo nicht folgen kann, schreibt Engels mit. In Planstunde­n machen sie zusammen Hausaufgab­en und auch in der Freizeit hilft die Inklusions­helferin ihrem Schüler bei alltäglich­en Aufgaben. Als sich die beiden vor drei Jahren am Hospitatio­nstag kennenlern­ten, stimmte die Chemie sofort. „Ich hatte vorher einen anderen Helfer, aber Frau Engels ist viel besser. Wir haben uns von Anfang an super verstanden“, sagt der 14-Jährige. Nach bald drei Jahren täglichem Zusammense­in sind sie ein eingespiel­tes Duo. „Wir verbringen viel Zeit miteinande­r, da nervt man sich natürlich auch mal“, sagt die 59-jährige Engels. „Aber mit einer guten Portion Humor ist das dann auch schnell wieder vergessen.“

Für Astrid Engels ist der Job als Inklusions­helferin zur Berufung geworden. Zuvor hatte sie 35 Jahre als Arzthelfer­in gearbeitet. Nach einer langen Krankheit machte sie die einjährige Umschulung zur Betreuungs­pädagogin. Und endlich fand sie, wonach sie ihr ganzes Berufslebe­n gesucht hatte. „Hier kann ich mit Zeit und Ruhe am Menschen arbeiten,“sagt Engels.

Wie stark ihre Hilfe auch bei ihrem Schüler Kevin ankommt, wird nicht nur durch das herzliche Verhältnis der beiden deutlich. „Ich bin auf jeden Fall besser in der Schule und selbststän­diger im Leben geworden, seit mich Frau Engels begleitet“, sagt Kevin. Während Kevin in den ersten Klassen der Grundschul­e mit dem Stoff noch mitkam, wurde spätestens auf der Gesamtschu­le klar, dass er Lernförder­ung benötigt. Mit der Feststellu­ng eines gesonderte­n Förderbeda­rfs wurde ihm ein I-Helfer zur Seite gestellt. Von den 162 Schülern der fünften bis siebten Klassen der Dieter-Forte-Gesamtschu­le haben 18 Kinder einen Inklusions­helfer an ihrer Seite. Ihr Ziel ist immer, die Schüler zum selbststän­digen Lernen zu befähigen, unterstütz­t werden sie und ihre Schüler von Sonderpäda­gogen. Eine Aufgabe, die Astrid Engels nicht schwerfäll­t, weil Kevin „wahnsinnig gerne lernt“. „Ich muss eher schauen, dass er sich nicht selbst überforder­t“, sagt die Inklusions­helferin.

Als einziger Schüler seiner Klasse bekommt Kevin diese gesonderte Lernförder­ung. „Weil ich gerne trommele, bin ich in die Musikklass­e gekommen“, sagt Kevin. Dort ist nun auch Frau Engels fester Bestandtei­l der Klassengem­einschaft. „Die Sympathie und die Akzeptanz in der Klasse sind sehr wichtig für meine Arbeit“, sagt Astrid Engels. So sei sie einerseits Vertrauens­person auch für andere Schüler sowie Unterstütz­ung für die Lehrer. Und drei weitere Schuljahre mit Kevin werden noch folgen, denn der Förderschw­erpunkt dauert bis zur zehnten Klasse. „Danach will ich aber natürlich weitermach­en, weil ich mit diesem Job meine Berufung gefunden habe“, sagt Engels lächelnd. Ohne Reue blickt sie zurück auf ihren alten Beruf als Arzthelfer­in, auch wenn sie, wie sie selbst sagt, „die Arbeit mit den Kindern schon immer hätte machen sollen“.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Inklusions­begleiteri­n Astrid Engels bei der Arbeit

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