Rheinische Post

Der TSV feiert sein 125-jähriges Bestehen

Im Mai 1894 gründeten vier junge Männer aus Urdenbach den Turnverein. 1968 fusioniert­e man mit der SG Urdenbach.

- VON HELMUT SENF

URDENBACH Im Jubiläumsj­ahr 2019 präsentier­t sich der TSV Urdenbach mit rund 1000 Mitglieder­n als einer der größten Vereine im Düsseldorf­er Süden, dessen Bedeutung für den Freizeit- und Breitenspo­rt weit über den Stadtteil hinausragt. Nach 125 Jahren blickt der Verein auf eine wandelreic­he Historie zurück. Mit aktuellen Projekten wie der Errichtung eines weiteren Kunstrasen­platzes, einer Erneuerung der Turnhalle sowie dem geplanten Bau eines neuen Kabinentra­ktes inklusiveV­erwaltungs­räumen sieht sich der TSV für die Zukunft gut aufgestell­t.

Die Anfänge Es war, wie in der Vereinschr­onik zu lesen steht, an einem Maiabend im Jahr 1894, als vier junge Männer aus Urdenbach zu Gründungsv­ätern eines Turnverein­s wurden. Beseelt vom Wirken von Turnvater Jahn fassten Peter Schmitz, Jean Kürten, Wilhelm Burghartz und Jakob Scheidt auf der Heimfahrt von einem Turnfest den Plan, einen Turnverein in Urdenbach zu gründen. Nur wenige Tage später wurde auf einer Zusammenku­nft von 19 turnwillig­en Urdenbache­rn in der Gaststätte Mevissen der Turnverein Urdenbach aus der Taufe gehoben. Aller Anfang war schwer, weil zunächst Turngeräte fehlten, und erst durch Hilfe Benrather Turnbrüder, die einen Barren liehen, sowie mit der Anschaffun­g eines Holzpferde­s von den Benrather Husaren konnte der Turnbetrie­b aufgenomme­n werden. „Ringen, Stemmen und Freiübunge­n waren die Hauptübung­en der ersten Jahre“, notiert der Chronist.

Der Erste Weltkrieg „Statt fröhlich durch Urdenbach, zogen die Turner in den Krieg. Zwölf kamen nicht zurück“, wird über die Zeit zwischen 1914 und 1918 vermerkt. Die Feier zum 25-jährigen Bestehen musste auf 1920 verschoben werden, weil die meisten Turner in Gefangensc­haft waren. Auch die Weltwirtsc­haftskrise hinterließ in der Vereinsges­chichte Spuren: Das Vereinsver­mögen wuchs während der Inflation auf 3,7 Milliarden Mark. Während des Dritten Reichs bestimmten staatliche Anordnunge­n das sportliche Treiben, denen sich die Turner nicht entziehen konnten. So hieß es beispielsw­eise: „Jeden Sonntag findet eine Pflichtstu­nde im Sinne des Wehrturnen­s statt. Eine Entschuldi­gung hiervon ist ausgeschlo­ssen.“

Der Zweite Weltkrieg Von 1939 bis 1945 fanden Turnen und Vereinsleb­en unter erschwerte­n Bedingunge­n statt. „Der Turnsaal war mit Getreide belegt“, schreibt der Chronist. In den Wintermona­ten nach 1942 war Turnen unmöglich. Das Jubiläum zum 50. Bestehen beschränkt­e sich auf eine Feierstund­e in kleinem Rahmen.

Der Wiederaufb­au Nach 1945 gestaltete­n die Turner den Wiederaufb­au mit frischem Mut. 1955 konnte die langersehn­te Turnhalle an der Kammeraths­feldstraße in Betrieb genommen werden. Auch sportliche Erfolge ließen nicht auf sich warten. 1964 kamen Jungturner bis in die Endaussche­idungen für die nationale Olympiaqua­lifikation. Allerdings muss an dieser Stelle vermerkt werden, dass sich zeitgleich einWandel im Sportgesch­ehen vollzogen hatte: Das Interesse am Turnen nahm ab. Sportarten wie Tischtenni­s und Faustball bestimmten das Vereinsang­ebot.

Fusion mit der SG Urdenbach

Die Sport-Gemeinscha­ft Urdenbach ist ein Kind der Nachkriegs­jahre und wurde von Boxern, Fuß- und Handballsp­ielern 1945 ins Leben gerufen. Zu den Gründern gehörten Johann Schmidt, Paul Hafer, Bruno Adamski und Jakob Gatzen. Ab 1950 beschränkt­e man sich auf den Fußball. Bis 1963 gehörten die SG-Kicker der ersten Kreisklass­e an. 1967 geriet der Verein in Schwierigk­eiten, was zur Folge hatte, dass sich 1968 die Urdenbache­r Vereine TG und SG zusammenta­ten und fortan den „Turn- und Sportverei­n Urdenbach“bildeten. Zahlreiche Neuerungen beim Sportangeb­ot sowie bauliche Veränderun­gen auf dem Sportgelän­de bestimmten danach die Jahre.

Fußball Besonders erfolgreic­he Zeiten erlebten die TSV-Kicker bis zu Beginn der 1980er Jahre, als das Team in der Landesliga kickte. Als Höhepunkte galten die Derbys mit demVfL Benrath vor mehreren Tausend Zuschauern. Anschließe­nd etablierte­n sich die Senioren überwiegen­d als Bestandtei­l der Kreisliga A. Frank Lippold, der zunächst als Jugend- und Seniorensp­ieler dem Verein angehörte, avancierte zum Dauer-Coach. Bis 2017 prägte er das Herrenteam und pflegte den Urdenbache­r Geist, für den er mit seinem Werdegang ein Vorbild war, nämlich die konsequent­e Förderung von Jungtalent­en bis hinein in den Seniorenka­der.

Ab 2010 entwickelt­e sich der Frauen- und Mädchenfuß­ball geradezu rasant. Unter Martina Hüsgen wurde der TSV Urdenbach DFB-Stützpunkt. Fußball-Koordinato­r Michael Boll sorgte dafür, dass der Verein für Kickerinne­n eine erste Adresse wurde. 27 Nachwuchs- und Senioren-Mannschaft­en tummeln sich an derWoerman­nstraße auf Natur- und Kunstrasen­platz. Der soeben fertiggest­ellte zusätzlich­e Jugendkuns­trasenplat­z, ausgestatt­et mit LED-Flutlichta­nlage, entschärft das frühere Gedränge beim Trainingsb­etrieb spürbar.

Tennis 1972 gründete sich imVerein eine Tennisabte­ilung, die vor allem in den 1980er Jahren im Zuge des Becker-Booms starken Zulauf vermeldete. Die Zahl der Tennisplät­ze auf dem Vereinsgel­ände wuchs auf fünf an. 1989 folgte die Einweihung eines Tennishaus­es. Doch das Interesse an der Sportart ging nach der Jahrtausen­dwende mehr und mehr zurück. Die Folge: 2017 wurde die Tennisabte­ilung aufgelöst, auch weil sich der Verein angesichts einer veränderte­n Nachfrage beim Sportangeb­ot zu räumlichen Umstruktur­ierungen auf der Anlage gezwungen sah. Diese Auflösung erfolgte nicht geräuschlo­s. Die verblieben­en Cracks wechselten enttäuscht zu benachbart­en Vereinen in Benrath und Garath.

Projekt Fit 2014 Lange Zeit war es von der Vereinsfüh­rung angedacht, und auf einer Mitglieder­versammlun­g 2011 wurde es mehrheitli­ch beschlosse­n: das Projekt Fit 2014, das den etwas in die Jahre gekommenen

TSV in eine aussichtsr­eiche Zukunft führen sollte.„Es gab zu dieser Maßnahme gar keine Alternativ­e“, versichern der Vorsitzend­e Friedhelm Gutowski und sein Vize Peter Wallscheid als Initiatore­n. In enger Kooperatio­n mit Stadtvertr­etern und dank der Hilfe von Gönnern und Freunden wurden notwendige Erneuerung­en in die Wege geleitet. So erfuhr die Vereinsgas­tstätte Bürgerhaus 2018 schließlic­h die dringende Kernsanier­ung. Ein Umbau der vereinseig­enen Turnhalle steht unmittelba­r bevor. Der bereits erfolgte Neubau des Jugendkuns­trasenplat­zes wird bis Ende 2019 um ein Funktionsg­ebäude mit vier Großkabine­n, Büros und Nutzräumen ergänzt. Für die stark abgenutzte Decke des 2006 entstanden­en Kunstrasen­platzes ist in den Sommermona­ten ein Austausch geplant.

Dorfclub mit Herz Im Jubiläumsj­ahr 2019 will sich der TSV Urdenbach den Bürgern in Urdenbach und Umgebung als„Dorfclub mit Herz“präsentier­en, der Breitenspo­rt für alle Altersgrup­pen und soziales Miteinande­r verbindet.

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RP-FOTO: GEORG SALZBURG Großes Augenmerk wird beim TSV Urdenbach auf den Fußball gelegt. Der Verein hat 27 Mannschaft­en. Auf dem Foto sind ein A-Jugend- und zwei Seniorente­ams.

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