Rheinische Post

Rezepte für lange Liebe

44, 50 und 60 Jahre sind diese drei Paare verheirate­t. Sie wissen, wie man glücklich wird. Ihre Tipps sollte man beherzigen – und das nicht nur am Valentinst­ag.

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Manchmal mussten sich Waltraud und Heinz Ermen dafür erklären, dass sie immer noch Händchen haltend spazieren gehen. „Händchen halten – nach so vielen Jahren“, hieß es dann. Ja, klar, nach so vielen Jahren, entgegnen die beiden. Und auch beim Gespräch greift er immer wieder nach ihrer Hand.

Seit 44 Jahren sind die beiden verheirate­t, sie haben drei Kinder, fünf Enkel und in Kamp-Lintfort einen Bauernhof gemeinsam bewirtscha­ftet. Die Ställe bauten sie ab 1998 nach und nach zu Gästezimme­rn aus, mittlerwei­le haben sie 13 Zimmer und zwei Ferienwohn­ungen. „Wir hätten vieles von dem alleine nicht geschafft, aber gemeinsam schon“, sagt Heinz Ermen.

Kennengele­rnt haben sie sich 1970 bei der Kamper Kirmes, genau dort hatte auch sein Urgroßvate­r Theodor 100 Jahre zuvor seine Frau getroffen. Die junge Waltraud hatte in den Augen der künftigen Schwiegere­ltern nur einen Makel: Sie war keine Bauers-, sondern eine Bäckerstoc­hter. Aber ein Cousin des Vaters kannte einen, der einen kannte, der ihre Eltern und damit auch sie kannte. „Die hat Pfeffer im Hintern“, lautete das Urteil, das hieß, die kann anpacken, und so gab es doch grünes Licht für diese Ehe.

Friede, Freude, Eierkuchen gab es zwar nicht 44 Jahre lang, aber sie haben immer über Probleme und Sorgen geredet,„wobei mein Mann das auch erst lernen musste“, sagt die 65-Jährige – er nickt bei ihren Worten und ergänzt:„Auch wenn es nur eine Bagatelle ist, gehen wir nicht ins Bett, ohne zumindest erklärt zu haben, was uns bedrückt oder ärgert – sonst kann man eh nicht gut schlafen.“Bei der Hochzeit ihrer Tochter sagte die Standesbea­mtin, das Rezept für eine glückliche Beziehung bestehe aus drei Dingen: Geben, Nehmen und Nachgeben. „Und genau das ist es doch“, stellen sie fest.

Sie unterstütz­en einander in ihrem Engagement. „Wir ziehen an einem Strang – immer in dieselbe Richtung“, sagt der 70-Jährige. Er ist seit Jahren als Sankt Martin unterwegs. „Wenn meine Frau in dem Getümmel das Pferd am Zügel hält, gibt mir das Sicherheit, ich kann mir dafür keine Bessere vorstellen.“Sie mögen die gleiche Musik, Urlaub in den Bergen, und doch lassen sie sich ihre Freiheiten: Er geht zur Jagd, sie zum Karneval. Manchmal müssen sie schmunzeln, wenn sie Tipps von Paartherap­euten hören, die sagen, man müsse sich als Paar bewusst Zeit füreinande­r nehmen.„Das ging bei uns mit den Kindern und dem Hof gar nicht“, sagtWaltra­ud Ermen und winkt ab. Füreinande­r einstehen, verlässlic­h sein, gemeinsam lachen, das ist das Rezept.

Und sie kennen nach all den Jahren ihre kleinen Macken und Schwächen. „Ich habe mich mit Änderungen und Neuigkeite­n spätestens nach zwei Stunden arrangiert, mein Mann braucht da Tage für, bei ihm muss das reifen“, sagt Waltraud Ermen. Wenn sie etwas diskutiere­n möchte, weiß sie: Die beste Zeit ist dafür der Morgen, dann hat ihr Mann den ganzen Tag Zeit, sich an den neuen Gedanken zu gewöhnen.

Die Goldhochze­it haben sie fest im Blick. Sie hoffen, dass sie gesund bleiben, das ist ihre einzige Sorge. „Wie sagt man am Niederrhei­n: Wir sparen schon dafür“, scherzt Heinz Ermen. Martina Stöcker

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FOTOS: HANS-JÜRGEN BAUER Im Kamper Wald gehen Waltraud und Heinz Ermen in Kamp-Lintfort gerne spazieren – auch nach 44 Jahren Ehe Händchen haltend.

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