Das ist die größte Fahrgemeinschaft der Stadt
In der Rheinbahn kommt zusammen, was nicht unbedingt zusammengehört. Und es ist oft unmöglich, sich den Privatangelegenheiten der Mitfahrer zu entziehen. Eine Typologie der Passagiere.
Das Fahren mit der Rheinbahn ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern zu Stoßzeiten oft auch schneller als mit dem Auto. Aber es gibt auch Schattenseiten: Verspätung, Ausfälle und überfüllte Waggons machen Bahnfahren oft beschwerlich. Hinzu kommen ganz besondere Mitfahrer, die auch kurze Strecken zur nervlichen Belastung werden lassen. Ein Überblick über die anstrengendsten Fahrgäste:
Der Türsteher Wer kennt es nicht: Man ist spät dran oder die Bahn gar ein wenig zu früh, so dass man es nicht mehr rechtzeitig ins Fahrzeug schafft und im schlimmsten Fall fünf Minuten bis zur nächsten Bahn warten müsste. Da bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder mit gesenktem Kopf zur Wartebank laufen und sein Schicksal akzeptieren oder das schnellste Mitglied der Gruppe oder Familie zum Sprint ansetzen. Diese Person schmeißt sich dann zur Freude der übrigen Mitfahrer in die Lichtschranken der sich schließenden Tür, um diese so lange zu blockieren, bis es die letzte Person zum Bahnsteig geschafft hat. Egal, wie lange das dauern mag.
Die Quasselstrippe Einige Fahrgäste scheinen Bus und Bahn mit einem Call Center zu verwechseln. In einer ohrenbetäubenden Lautstärke unterhalten sie das gesamte Fahrzeug, wenn sie mit ihrem besten Freund am Telefon die heißesten Neuigkei- ten austauschen. Immer wieder unterbrochen von einem„Bist du noch dran?! Hallo? Hörst du mich noch?“Aber es ist nicht nur die Lautstärke, die stört. In einer voll besetzten Bahn über Arbeitskollegen ablästern? Geschenkt. Aber dass einige Leute nicht davor zurückschrecken, Details ihres letzten Besuchs beim Hautarzt inklusive aller Details ihres juckenden Hautausschlags zu teilen, macht die Fahrt auch für hart gesottene Pendler zu einer Herausforderung.
Der Einzelgänger Egal, wie sehr sich die anderen Fahrgäste aneinanderdrängen, freiwillig überlässt der Einzelgänger niemandem seinen Nebenplatz. Zehn Minuten Fahrtzeit neben einer fremden Person zu verbringen, scheinen für ihn zehn Mal schlimmer zu sein als eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt ohne Betäubung. Deshalb zieht der Einzelgänger alle möglichen Register, um seinen Nebensitz zu verteidigen: Angefangen von vermiedenem Blickkontakt über Berge von Taschen auf dem Nebensitz bis hin zum simulierten Schlaf ist ihm jedes Mittel recht, um alleine zu bleiben.
Der Möbelpacker Klar, Bahnfahren ist günstig, aber manchmal sollte man vielleicht doch ein Taxi rufen – oder gleich einen Kleintransporter mieten. Nämlich dann, wenn man vorhat, seinen gesamten Hausrat von A nach B zu transportieren. Doch es gibt genügend Menschen, die die Straßenbahn für ein geeignetes Mittel halten, um die schöne Kommode, die man bei eBay-Kleinanzeigen gekauft hat, nach Hause zu transportieren. Für die anderen Fahrgäste heißt das, dass der Weg zum Ticketautomaten zum herausfordernden Abenteuerparcours zwischen herausgefallenen Schubladen und anderen Einzelteilen wird. Besonders Abenteuerlustigen seien die Ikea-Buslinien empfohlen, in denen man sich mitunter wie ein blinder Passagier auf der Ladefläche eines Transporters fühlt.
Die Party-Kids Dieser Fahrgasttyp ist in der Regel erst nach Dämmerung und im Rudel anzutreffen. Bewaffnet mit mobilen Lautsprechern und einem Alkohol-Softdrinkgemisch, umgefüllt in eine alte Orangesaft-Plastikflasche erobern sie die Fahrzeuge, um die gesamten Abteile mit einer Mischung aus unverständlichem Gebrüll und mindestens genauso unverständlichem Rap zu unterhalten. Zumindest, bis endlich die Heinrich-Heine-Allee erreicht ist und sich der Schwarm in die Altstadt aufmacht.
Der Meckerkopf Nichts kann man diesem Typen recht machen. Bahnen: „Alle zu spät.“Tickets: „Zu teuer.“Mitarbeiter: „Unfähig.“Der Meckerkopf lässt keine Gelegenheit aus, um sich über alles und jeden zu beschweren. Immer auf der Suche nach Bestätigung durch andere Fahrgäste, in dem er sich während seiner Vorträge ständig nach Zeichen der Zustimmung umschaut. Hat er endlich ein Nicken oder zu langen Blickkontakt als Unterstützung ausgemacht, gibt es kein Halten mehr. Egal, ob man ihm widerspricht oder zustimmt, beides motiviert ihn nur dazu, weiterzumachen. Einziger Ausweg: Aussteigen und zu Fuß weiterlaufen.