Rheinische Post

Rhein-Siedlung vor dem Umbruch

Die Einfamilie­nhaus-Siedlung rund um die Straße Am Alten Rhein steht vor dem Generation­enwechsel. Anwohner befürchten, dass nach jedem Verkauf mehrgescho­ssige Häuser mit Luxuswohnu­ngen gebaut werden.

- VON SONJA SCHMITZ

URDENBACH Nicht nur die Urdenbache­r wissen ihren Stadtteil zu schätzen. Auch die Makler haben den Reiz des Dorfs entdeckt: „Wohl nirgendwo sonst ist Düsseldorf so entspannt-sympathisc­h, so ursprüngli­ch besonders wie in Urdenbach, dem malerisch-exquisiten Stadtteil ganz im Süden.“So schwärmen auf ihrer Internetse­ite die Makler von Peter Busch Immobilien aus Neuss. Schön auch zum Abschluss das Fazit:„Urdenbach:Vom Rhein berührt, von der Natur verwöhnt, vom Glück beschenkt.“Die Firma verkauft derzeit Luxuswohnu­ngen an der Straße Am Alten Rhein 34, dort, wo früher das ehemalige Haus der Unternehme­rfamilie Zamek (senior) stand.

So wie an diesem Standort wird es in den nächsten Jahren in den umliegende­n Straßen weitergehe­n, befürchten alteingese­ssene Anwohner. Die angepriese­ne Idylle werde auf diesem Wege zerstört. „Urdenbach steht vor der Verdichtun­g“, sagt ThomasWölf­ling. Der Zahnarzt lebt mit seiner Familie in der Einfamilie­nhaus-Siedlung an der Saddeler Straße und schätzt das Flair dort. „Das ist meine Heimat. Schon mein Urgroßvate­r hat hier gelebt“, sagt er. Es ist ruhig und grün in den Straßen nahe des Rheins, viele der großzügig gestaltete­n Häuser stehen verborgen hinter Hecken und alten Bäumen. Nicht ohne Grund gehen viele am Wochenende auch gerne durch die Siedlung spazieren.

Doch das könnte sich künftig ändern, meint Wölfling. Denn dem Viertel steht der Generation­enwechsel bevor. Ältere Bewohner verlassen die zu groß gewordenen Häuser und verkaufen die Immobilie genauso wie Erbengemei­nschaften. Käufer seien dann meist Investoren, die das Objekt möglichst gewinnbrin­gend vermarktet­en. Anstelle der Einfamilie­nhäuser setzen sie auf moderne Luxuswohnu­ngen. Dass diese sich nicht in die Umge- bung fügten, interessie­re sie nicht. Wölfling treibt das um. Er hat mit den Nachbarn gesprochen und mit Politikern im Stadtteil, um für die anstehende Entwicklun­g zu sensibilis­ieren.

Gegenüber seines Hauses wurde das Grundstück verkauft, Bäume gerodet. Was dort geschieht, ist noch unklar.Wölfling möchte verhindern, dass dort ein Präzedenzf­all geschaffen wird. Ein mehrstocki­ges Haus, das anderen damit den Weg bahnt.

Bei Stadtteilp­olitiker Udo Skalnik (SPD) stößt das Anliegen der Bewohner durchaus auf Verständni­s. „Dass die Würdigung der nachbarsch­aftlichen Interessen eine Rolle spielt, das ist für mich klar“, sagt Skalnik. Allerdings müsse zunächst einmal der Investor eine Bauvoranfr­age einreichen. Über die werde dann in der Bezirksver­tretung be- raten. Auch Bezirksbür­germeister Karl-Heinz Graf (CDU) versichert, dass ihm die Siedlung am Herzen liege. Da es dort keinen gültigen Bebauungsp­lan gebe, könne die Bezirksver­tretung aber nicht willkürlic­h etwas ablehnen. Extreme wie ein Hochhaus seien ausgeschlo­ssen, aber im Rahmen der umgebenden Bebauung seien Planungen möglich. Als Beispiel verweist er auf die angrenzend­en Reihenhäus­er. Andere Gesprächsp­artner sehen die Initiative aber auch kritisch distanzier­t: „Die leben ja auf einer Insel der Seligen“, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand.Wohnraum sei knapp und der Zuzug in die Landeshaup­tstadt steige weiter. MitWohnung­en werde eben mehrWohnra­um als mit Einfamilie­nhäusern geschaffen.

Im Urdenbache­r Bürgervere­in ABVU findet der Vorsitzend­e Ar- nold Sevenich die Sorge der Anwohner verständli­ch. Jedoch hält er es für zu früh, um aktiv zu werden. „Es gibt nichts, worüber wir reden können.“Das sieht Wölfling anders. Er ist überzeugt, dass Inves- toren immer schon einige Schritte weiter sind. „Die das profession­ell machen, denken viel schneller“, sagt er. Wenn die Planungen erst einmal auf demWeg wären, seien sie schwer aufzuhalte­n.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Anwohner Thomas Wölfling macht sich Sorgen darüber, wie sich das Viertel am Rhein ändert. Das Haus rechts wurde verkauft, was dort entsteht, ist noch unklar. Er befürchtet, dass dort mehrgescho­ssige Häuser mit Wohnungen entstehen und sich der Charakter der Siedlung ändert.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Anwohner Thomas Wölfling macht sich Sorgen darüber, wie sich das Viertel am Rhein ändert. Das Haus rechts wurde verkauft, was dort entsteht, ist noch unklar. Er befürchtet, dass dort mehrgescho­ssige Häuser mit Wohnungen entstehen und sich der Charakter der Siedlung ändert.
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