Flugzeugmotor weckt Erinnerungen
WERSTEN Bei Abbrucharbeiten eines Hauses an der Straße „Auf’m Rott“ist der Sternmotor eines englischen Kampfflugzeugs gefunden worden. Zeitzeugen erinnern sich an den Absturz Weihnachten 1944 während des Zweiten Weltkriegs.
„Wir schmückten gerade den Tannenbaum“, erzählt Willi Schumacher. Acht Jahre war er damals alt. „Meine Schwester hat das gesehen und dann sind wir hingelaufen, da lagen zwei Tote“, sagt er. Auch Fred Heindrichs vergisst den Heiligabend 1944 nicht. Der damals 14-Jährige wohnte im Ohmweg:„Wir sind raus, das Flugzeug kam näher und machte komische Flugbewegungen“, berichtet er. „Wir vermuteten, dass es schon angeschossen war.“
Im Bunker am Werstener Clausiusweg hielt sich zu dieser Zeit Werner Baum auf: „Ich war fünf Jahre alt und wir haben im Bunker einen ganz lauten Knall gehört“, erinnert er sich. Später erzählten sich die Kinder, dass ein Motor auf den Bunker gefallen sei. „Ich bin dann mit meinem Onkel am Brückerbach spazieren gegangen und sah dort auch die Toten und Teile des Flugzeugrumpfs“, sagt er. Weitere Motorenteile des englischen Bombers fanden sich am Kirchhoffweg und in der Nähe des Bunkers am Clausiusweg. „Die wurden direkt von Kindern und Erwachsenen entdeckt“, sagtWolfgangVergölts vom Heimatverein Werstener-Jonges“.
Jetzt weckt der Baustellenfund „Auf’m Rott“noch einmal die Erinnerungen an die längst vergangenen Kriegsjahre. „Hier bebte damals die Erde, und es flogen hunderte Bomber“, sagen die Männer im Rückblick. „So was vergisst man nicht!“Werner Baum, der in der Nachbarschaft der Baustelle wohnt, entdeckte beim Vorbeigehen den ausgebuddelten Sternmotor, der nahe des Bürgersteigs an der Baustelle lag. Modellflugzeuge sind sein Hobby, den Motor ordnet er einer englischen Lancaster zu: „Es gab nur 300 Stück mit diesem Motor“, sagt er.
Der 300 bis 400 Kilogramm schwere Motor lag im hinteren Teil des Gartens in 2,50 Metern Tiefe. Ob es sich um einen Blindgänger handelt, wurde geprüft. Ordnungsamt, Feuerwehr und der Kampfmittelräumdienst waren involviert. „Der Motor wurde schließlich von Fachleuten rausgeholt“, sagt Bauarbeiter MaximilianWagener. Dass noch ein Motor des abgestürzten englischen Flugzeugs in der Tiefe lag, wusste bis vor Kurzem niemand.
„In Wersten ist im Krieg wenig passiert, weil wir hier kaum Industrie hatten“, sagt Wolfgang Vergölts vom Heimatverein. Die Bomber flogen hauptsächlich über den Stadtteil rüber. „Flakbatterien standen in Himmelgeist“, weiß der Werstener Werner Baum. Er nimmt das Fundstück genauer in Augenschein und entdeckt rausgerissene Kabel und Zylinder.