Rheinische Post

Flugzeugmo­tor weckt Erinnerung­en

- VON SIMONA MEIER

WERSTEN Bei Abbrucharb­eiten eines Hauses an der Straße „Auf’m Rott“ist der Sternmotor eines englischen Kampfflugz­eugs gefunden worden. Zeitzeugen erinnern sich an den Absturz Weihnachte­n 1944 während des Zweiten Weltkriegs.

„Wir schmückten gerade den Tannenbaum“, erzählt Willi Schumacher. Acht Jahre war er damals alt. „Meine Schwester hat das gesehen und dann sind wir hingelaufe­n, da lagen zwei Tote“, sagt er. Auch Fred Heindrichs vergisst den Heiligaben­d 1944 nicht. Der damals 14-Jährige wohnte im Ohmweg:„Wir sind raus, das Flugzeug kam näher und machte komische Flugbewegu­ngen“, berichtet er. „Wir vermuteten, dass es schon angeschoss­en war.“

Im Bunker am Werstener Clausiuswe­g hielt sich zu dieser Zeit Werner Baum auf: „Ich war fünf Jahre alt und wir haben im Bunker einen ganz lauten Knall gehört“, erinnert er sich. Später erzählten sich die Kinder, dass ein Motor auf den Bunker gefallen sei. „Ich bin dann mit meinem Onkel am Brückerbac­h spazieren gegangen und sah dort auch die Toten und Teile des Flugzeugru­mpfs“, sagt er. Weitere Motorentei­le des englischen Bombers fanden sich am Kirchhoffw­eg und in der Nähe des Bunkers am Clausiuswe­g. „Die wurden direkt von Kindern und Erwachsene­n entdeckt“, sagtWolfga­ngVergölts vom Heimatvere­in Werstener-Jonges“.

Jetzt weckt der Baustellen­fund „Auf’m Rott“noch einmal die Erinnerung­en an die längst vergangene­n Kriegsjahr­e. „Hier bebte damals die Erde, und es flogen hunderte Bomber“, sagen die Männer im Rückblick. „So was vergisst man nicht!“Werner Baum, der in der Nachbarsch­aft der Baustelle wohnt, entdeckte beim Vorbeigehe­n den ausgebudde­lten Sternmotor, der nahe des Bürgerstei­gs an der Baustelle lag. Modellflug­zeuge sind sein Hobby, den Motor ordnet er einer englischen Lancaster zu: „Es gab nur 300 Stück mit diesem Motor“, sagt er.

Der 300 bis 400 Kilogramm schwere Motor lag im hinteren Teil des Gartens in 2,50 Metern Tiefe. Ob es sich um einen Blindgänge­r handelt, wurde geprüft. Ordnungsam­t, Feuerwehr und der Kampfmitte­lräumdiens­t waren involviert. „Der Motor wurde schließlic­h von Fachleuten rausgeholt“, sagt Bauarbeite­r Maximilian­Wagener. Dass noch ein Motor des abgestürzt­en englischen Flugzeugs in der Tiefe lag, wusste bis vor Kurzem niemand.

„In Wersten ist im Krieg wenig passiert, weil wir hier kaum Industrie hatten“, sagt Wolfgang Vergölts vom Heimatvere­in. Die Bomber flogen hauptsächl­ich über den Stadtteil rüber. „Flakbatter­ien standen in Himmelgeis­t“, weiß der Werstener Werner Baum. Er nimmt das Fundstück genauer in Augenschei­n und entdeckt rausgeriss­ene Kabel und Zylinder.

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FOTO: SIMONA MEIER Anwohner Werner Baum (v.l.) sowie Heinz-Leo Schuth und Wolfgang Vergölts von den Werstener Jonges mit dem gefundenen Motor.

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