Rheinische Post

Für das erste Quartal des Geschäftsj­ahres meldet der Parfümkonz­ern einen Umsatzreko­rd. Vorstandsc­hefin Tina Müller sieht sich bestätigt.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Über Jahre hinweg war das Deutschlan­d-Geschäft beim Parfümerie­konzern Douglas in der Krise; jetzt glaubt Konzernche­fin Tina Müller den Schalter in die richtige Richtung umgelegt zu haben. Rund 1,2 Milliarden Euro hat Douglas umgesetzt im ersten Quartal des Geschäftsj­ahres 2018/19, das gleichbede­utend ist mit den letzten drei Monaten des abgelaufen­en Kalenderja­hres. Der Zuwachs entspricht einem Plus von etwa sieben Prozent. In Deutschlan­d hat Douglas nach eigenen Angaben sogar 10,6 Prozent zugelegt. Die rund 90 Millionen Euro Mehrumsatz kommen in großen Teilen aus dem Onlinehand­el, aber stationär hat Douglas auch 32 Millionen Euro zugelegt und damitWachs­tum verzeichne­t. Dagegen habe der stationäre Markt leicht verloren, sagt die Douglas-Chefin. „Das zeigt, dass Online nicht nur Kompensati­on verlorener Umsätze im stationäre­n Handel bedeutet“, so Müller.

Natürlich ist das auch Rabattakti­onen im Weihnachts­geschäft zu verdanken. Im Sommer 2018 hatte Tina Müller öffentlich der extremen Rabattpoli­tik ihrer Vorgängeri­n Isabelle Parize abgeschwor­en und argumentie­rt: „Unsere Preise müssen dauerhaft wettbewerb­sfähig sein.“Parize hatte auf die wachsende Konkurrez durch Amazon und Zalando, DM und Rossmann, Sephora und Co. mit Preisschla­chten reagiert. Ende 2017 setzte Großaktion­är CVC der mit vielen Hoffnungen geholten Managerin wegen Misserfolg den Stuhl vor die Tür.

Preisaktio­nen sollten danach deutlich rarer werden. Jetzt sagt Tina Müller: „Wir haben die Rabattkam- pagnen um 50 Prozent gekürzt während andere sie noch massiv ausweiten.“Aber dass beispielsw­eise Online-Konkurrent­en wie Sephora mit ihren Preisrunde­n den Wettbewerb vorWeihnac­hten anheizten, konnte Douglas nicht ungerührt lassen. Die Franzosen, im Internet schon ein harter Konkurrent, wollen mit eigenen Filialen in den deutschen Markt und damit Druck auf Marktführe­r Douglas machen.

Tina Müller ist vor eineinvier­tel Jahren von CVC mit großen Hoffnungen verpflicht­et worden. Der Anspruch, den die neue Chefin seit November 2017 erfüllen sollte: mehr Jugend, mehr Premium, mehr Eigen- und Exklusivma­rken. Douglas hat viel Geld investiert beispielsw­eise in die Auffrischu­ng der Marke und die Veränderun­gen in den Filialen. Für das neue Douglas hat das Unternehme­n erhebliche Verluste in Kauf genommen. Bei rund 263 Millionen Euro lag der Fehlbetrag im vergangene­n Jahr. Im ersten Quartal des Geschäftsj­ahres hat der Konzern rund 90 Millionen Euro verdient, etwa 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Das deutet auf eine Ergebnisve­rbesserung auch im Gesamtjahr hin. Das operative Ergebnis (bereinigte­s Ebitda) sei um drei Millio- nen auf 186 Millionen Euro verbessert worden, teilte der Konzern am Donnerstag mit.

Tina Müller ist von ihrem Kurs überzeugt. Dafür hat sie auch im Management Wechsel vorgenomme­n. Das Personalka­russell drehte sich zwischenze­itlich schnell und mit Öffentlich­keitswirku­ng. Erst ging im Januar 2018 nach nur wenigen Monaten der Deutschlan­d-Chef Andreas Bork, den Douglas bei der Fastfood-Kette Burger King abgeworben hatte, dann räumten zum Jahresende Ante Franicevic, Finanzchef für Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz, und Personalch­efin Birgit Miesch nach jeweils nicht mal zwei Jahren das Feld.

Jedes Mal war in Branchenkr­eisen von persönlich­en Differenze­n mit der Vorstandsc­hefin die Rede; den Managern, die gegangen seien, habe der Führungsst­il Tina Müllers nicht geschmeckt. „Solche Umbesetzun­gen sind ganz normal“, sagt die Konzernche­fin, die Spekulatio­nen über Streit dementiert: „Das kann ich so nicht bestätigen.“Aber sie hat offenbar nicht nur Freunde. Insider nennen sie einen „Kontrollfr­eak“.

Die jüngsten Zahlen sprechen zunächst einmal für Tina Müller.„Douglas hat eine sehr gute Substanz, exzellente Standorte und ein gutes, hoch motivierte­s Team in den Filialen“, heißt es auch im Umfeld des Konzerns. Aber im Deutschlan­d-Geschäft, immer noch der wichtigste Markt für Douglas, müsse die Managerin erst noch zeigen, dass der jüngste Aufschwung eine dauerhafte Wende auch beim Ergebnis bedeute, heißt es in Handelskre­isen. Andernfall­s könnte CVC ungeduldig werden, glauben Branchenex­perten.

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Tina Müller beim Douglas Store Opening in Kampen auf Sylt. Kampen, 06.07.2018 | Verwendung weltweit

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