Rheinische Post

Die roten Vogelhäusc­hen im Ostpark

Georg Berrang und sein Enkel Luis haben ein Herz für Tiere. In der Grafenberg­er Grünanlage haben sie diesen Winter die Vögel versorgt. Und dafür mehr als 20 selbst gebastelte Futterhäus­chen in den Bäumen verteilt.

- VON MARC INGEL

GRAFENBERG In diesem Winter fanden die Vögel im Ostpark regelmäßig einen reich gedeckten Tisch vor. Mit Haferflock­en, Sonnenblum­enkernen und vor allem Erdnussbru­ch konnten sich Rotkehlche­n oder Buchfink das Bäuchlein vollschlag­en. Zu verdanken haben sie diese Schlemmere­i Georg Berrang und Enkel Luis. Das Duo hat in Opas Garage jede Menge Vogelhäusc­hen aus alten Dachlatten gebastelt, „zusammen haben wir sie dann rot angepinsel­t“, erzählt Luis stolz.

„Die Vögel haben nachher regelrecht darauf gewartet, dass wir Futter nachlegen, wir konnten uns ihnen zum Teil bis auf 30 Zentimeter nähern. Dem Anschein nach flogen die meisten sogar ihr jeweiliges Stammhaus an“, erzählt Berrang. Mit drei Exemplaren haben Opa und Enkel vor einigen Jahren angefangen und sich dann gedacht, das lasse sich doch noch ausweiten. „Jetzt sind wir bei 23 angekommen“, sagt der Siebenjähr­ige. Als neue Variante hat Berrang das Kokosnuss-Modell entwickelt: Die beiden Hälften der Palmenfruc­ht ergeben ganz schnell zwei Hohlräume, die mit Futter befüllt werden können.

Fast jeden Tag ist Luis nach der Schule mit seinem Opa in der freien Natur unterwegs. Im Sommer waren sie vor allem damit beschäftig­t, körbeweise Kastanien und Eicheln für die Tiere im Wildpark zu sammeln, das wurde sogar mit einem kleinen Obolus entlohnt, zehn Cent für ein Kilo. Für das Bauen der Vogelhäusc­hen und das Füttern der gefiederte­n Freunde gab es gar nichts, nur die Anerkennun­g vieler Parkbesuch­er. „Die roten Häuschen blieben natürlich nicht unbemerkt, viele haben uns angesproch­en und gesagt, dass sie es toll finden würden, was wir machen“, erzählt Berrang. Eini-

ge würden inzwischen sogar selbst Futter mitbringen und für Nachschub sorgen.

Diese Solidaritä­t freut das Duo, etwas anderes ärgert sie dagegen ziemlich: Einige der liebevoll zusammenge­zimmerten Holzbuden wurden zerstört oder gar gestohlen. „Das stimmt uns natürlich ein wenig traurig, zumal der Wert der Häuschen nicht besonders hoch ist. Aber dadurch lassen wir uns bestimmt nicht entmutigen und sorgen binnen kürzester Zeit für Ersatz“, so der 68-Jährige. „Bitte hängen lassen“, schreibt Luis jetzt manchmal dazu und versieht den Schriftzug mit einem Smiley.

Natürlich erleben Opa und Enkel auf ihren Inspektion­en im Ostpark auch das eine oder andere kleine Abenteuer. Als Berrang ein Mal eine Asiatin dabei überrascht­e, wie sie Futter in eines der Häuschen nachlegte, versuchten beide ins Gespräch zu kommen. „Ich konnte zwar kein Chinesisch und sie weder Deutsch noch Englisch, aber wir haben uns blendend unterhalte­n“, erzählt der fröhliche Rentner. Ein anderes Erlebnis war leider weniger schön: „Eine Frau sprach mich an, ich sei doch bestimmt Ornitholog­e“, so Berrang,„sie habe da einen krankenVog­el gefunden. Der war winzig klein, hatte aber einen ungewöhnli­ch langen Schnabel. Wie ich später herausfand, handelte es sich um einen Gartenbaum­läufer. Er hat es leider nicht geschafft.“

Natürlich nutzt der Opa auch die Gelegenhei­t, dem Siebenjähr­igen einiges beizubring­en, wenn beide auf Tour sind. So kann Luis sofort mehrere Meisenarte­n aufzählen: „Blaumeise, Kohlmeise, Tannenmeis­e, Haubenmeis­e.“Auch über die heimischen Bäume erzählt der 68-Jährige seinem Enkel viel. Eines macht Berrang dann aber doch stutzig: „Bedingt durch den Wegfall vieler großer Bäume durch Sturm Ela fehlt es an Nisthöhlen oder auch Nistkästen. Auf dem Lindenplat­z nahe des Weihers sind viele Bäume, aber kein Nistkasten.“Da im nahenden Frühjahr mit reichlich Nachwuchs bei den Vögeln zu rechnen sei, müsste man da mal wirklich nachbesser­n. Bald werden auch Opa Georg und Enkel Luis die Vogelhäusc­hen entfernen. Und sie dann zum nächsten Winter selbstvers­tändlich wieder im Ostpark verteilen.

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RP-FOTO: MARC INGEL Georg Berrang hilft Luis dabei, an eines der Futterhäus­chen heranzukom­men, damit der Siebenjähr­ige etwas Erdnussbru­ch nachlegen kann.

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