Ein Film, der nie gedreht wurde
„Jodorowsky’s Dune“erzählt vom Scheitern eines Filmprojekts und seinen Nachwirkungen.
DÜSSELDORF (ry) Frank Herberts Science-Fiction-Reihe „Dune“(„Der Wüstenplanet“) aus dem Jahr 1965 gilt als einer der größten Klassiker des Genres, auf einer Stufe mit den Werken von Isaac Asimov (lieferte mit „Ich, der Robot“unter anderem die Vorlage zum Film „I, Robot“mit Will Smith). „DerWüstenplanet“ist in Herberts Romanuniversum der einzige, der die Galaxie mit einer geheimnisvollen Droge namens „Melange“oder„Spice“(deutsch:„Mischung“bzw. „Gewürz“) versorgen kann; der gesamte Kosmos sucht danach. Der Roman beschreibt die Kräfte und Fähigkeiten, die sie einem jungen Mann verleiht. 1975 beschloss Alejandro Jodorowsky, der sich bereits mit ersten metaphysischen Spielfilmen einen Namen gemacht hatte (insbesondere „El Topo“und „Montana Sacra – Der heilige Berg“), ein ambitioniertes Vorhaben: die Verfilmung von Frank Herberts Romanzyklus „Dune“. Als Darsteller schwebten ihm OrsonWelles („Citizen Kane“), David Carradine („Kill Bill“), Mick Jagger und Salvador Dali vor, die Ausstattung sollte von Moebius (alias Jean Giraud) und H.R. Giger (schuf das „Alien“der gleichnamigen Filmreihe) stammen, untermalt von einer Filmmusik von Pink Floyd und Magma. Sein junger Sohn, Brontis Jodorowsky, sollte ebenfalls eine tragende Rolle darin bekommen. Leider wurde aus dem Projekt nichts, weil sich die Geldgeber zurückzogen. Das bedeutete das Aus für ein zweijähriges, enormes Engagement inklusive Drehbuch, Kostümherstellung und über 3000 fertigen Storyboards. Für Regisseur Frank Pavich war der nicht zustande gekommene Film kein Misserfolg: Er beschloss in Zu- sammenarbeit mit Jodorowsky zu zeigen, welchen Einfluss das Projekt auf eine ganze Epoche hatte. In einer Interviewreihe zeichnet er die Entstehungsgeschichte von „Dune“und damit die potenzielle Verwirklichung eines Traums nach. Zu Wort kommen Zeitzeugen von Chris Foss über Gary Kurtz bis hin zu Jodorowsky und seinem Sohn. Nur der 2012 verstorbene Moebius, mit dem der chilenische Filmemacher insbesondere an dem Comicbuch „L’Incal“zusammengearbeitet hatte, fehlt. Dafür ist Nicolas Winding Refn („Drive“) als eiserner Fan des chilenischen Regisseurs umso präsenter, da er an der virtuellen Rekonstruktion des unsichtbaren Meisterwerks beteiligt wurde. Schließlich schrieb Frank Herbert in „Die Augen Heisenbergs“, dass Veränderung ein Naturgesetz sei. Das Projekt konnte und musste sich also mit der Zeit weiterentwickeln, um am Ende die Form dieses Dokumentarfilms anzunehmen, der eines der größten Filmabenteuer der heutigen Zeit nachzeichnet.
Es dauerte bis zum Jahre 1984, bis „Dune“schließlich zum ersten Mal verfilmt wurde. David Lynch nahm sich des Werks an und besetzte eine der Hauptrollen mit Kyle MacLachlan, der schon in Lnychs Serie „Twin Peaks“den Protagonisten spielte. Die ursprünglich knapp dreieinhalb Stunden dauernde Originalversion wurde für die Kinofassung auf etwas mehr als zwei Stunden gekürzt. Allerdings war der Film an den Kinokassen ein Flop, denn den Produktionskosten von 40 Millionen US-Dollar stand nur ein Einspielergebnis von 31 Millionen US-Dollar gegenüber. Das langeWerk schaffte es schließlich doch noch als Fernsehfilm auf den Bildschirm.
Im Jahr 2000 gab es eine weitere Adaption in Form einer dreiteiligen Miniserie. Die von John Harrison für den amerikanischen SciFi Channel realisierte Produktion konnte allerdings kaum überzeugen. Drei Jahre später folgte die Fortsetzung „Children of Dune“.
Mittlerweile wird an einer neuen Verfilmung des bekannten Stoffes gewerkelt. Das Produktionsstudio Legendary Pictures sicherte sich die Rechte und beauftragte Regisseur Denis Villeneuve mit der Realisierung. Dieser konnte zuletzt mit „Blade Runner 2049“Fans wie Kritiker gleichermaßen erneut mit einem seiner Werke überzeugen, weshalb die Erwartungen an ihn hoch sind. Jodorowsky‘s Dune, 21.45 Uhr, ARTE