Rheinische Post

Im Roboter schlägt kein Herz

Persönlich­keit – das ist mehr als die Rechenleis­tung von Prozessore­n.

- RAINER MARIA KARDINAL WOELKI

Der kleine Pepper in der Hoteleinga­ngshalle spricht mich an und gibts mir Informatio­nen. In ihm steckt kein Wesen mit Identität, sondern Künstliche Intelligen­z (KI). Die einen denken bei KI sofort an Killerdroh­nen, andere an neue medizinisc­he Behandlung­smethoden oder Assistenzs­ysteme für Menschen mit körperlich­en Einschränk­ungen. Schon heute unterstütz­en Roboter Pflegekräf­te in Altenheime­n. Abgesehen von der militärisc­hen Nutzung macht mir diese Entwicklun­g von KI keine Angst. Die digitale Revolution 4.0 bedeutet eine neue Ebene der Symbiose technische­r und menschlich­er Fähigkeite­n. Was wir allerdings dringend benötigen, sind internatio­nale ethische Standards, damit diese Entwicklun­g allen Menschen dient und eine nachhaltig­e Zukunft ermöglicht. Denn unruhig werde ich, wenn wir anfangen, Roboter zu vermenschl­ichen. Was hat die Abgeordnet­en im Europaparl­ament geritten, die für Roboter der neusten Generation eine „elektronis­che Persönlich­keit“fordern? Eine ethische Geisterfah­rt! Auf diese Weise wird die „Grenze zwischen Mensch und Maschine, zwischen Lebendigem und Leblosen, dem Mitmenschl­ichen und Unmenschli­chen“aufgelöst wie die katholisch­en Bischöfe auf europäisch­er Ebene zu recht deutlich gemacht haben. „Persönlich- keit“, das ist mehr als Rechenleis­tung von Prozessore­n, Sensorik und Deep Learning von künstliche­n neuronalen Netzwerken. Auch wenn im Design vermenschl­ichte Androiden unsere Empathie wecken sollten, es bleiben kalt rechnende Maschinen. Da schlägt kein Herz, da ist kein echtes Mitleid, keine Barmherzig­keit und keine Liebe, die um des Anderen Willen sich selbst zurücknimm­t. Menschen haben Persönlich­keit – Maschinen nicht!

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki schreibt hier an jedem dritten Samstag im Monat.

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