Rheinische Post

Facebook klagt gegen Kartellamt

Das soziale Netzwerk wehrt sich gegen die Vorlagen der deutschen Behörde. In den USA droht ihm ein Rekordbußg­eld in Milliarden­höhe.

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DÜSSELDORF/WASHINGTON (maxi/ rtr) Facebook geht vor dem Oberlandes­gericht Düsseldorf gegen das Bundeskart­ellamt vor. Der US-Konzern habe eine Beschwerde gegen die Wettbewerb­shüter eingelegt, sagte eine Sprecherin des Gerichts. Diese hatten Facebook weitreiche­nde Beschränku­ngen für die Verarbeitu­ng von Nutzerinfo­rmationen auferlegt. Der US-Konzern missbrauch­e seine beherrsche­nde Stellung hierzuland­e beim Sammeln und Verwerten von Daten, hatte Kartellamt­schef Andreas Mundt gesagt. Facebook hatte dies kritisiert, durch die Beschwerde könnte sich die Umsetzung der Auflagen des Kartellamt­s verzögern.

Facebook mache die Nutzung seines Dienstes davon abhängig, unbegrenzt jegliche Art von Nutzerdate­n auch aus Drittquell­en wie etwa den eigenenTöc­hternWhats­app und Instagram sammeln zu können, hatte Mundt erklärt. Zudem habe Facebook über Schnittste­llen auch Zugriff auf Daten von Webseiten und Apps anderer Betreiber. Dem Beschluss zufolge dürfen künftig Dienste wie das Messenger-Angebot Whatsapp oder der Fotodienst Instagram zwar weiter Daten sammeln, diese aber nur noch mit Zustimmung des Nutzers dem Facebook-Konto zuordnen. Mundt zufolge hat das Unternehme­n zwölf Monate Zeit, um die Vorgaben umzusetzen. Die Entscheidu­ng des Kartellamt­s sei aber noch nicht rechtskräf­tig. Facebook konn- te binnen eines Monats Beschwerde einlegen – dies hat der US-Konzern nun dem Gericht zufolge getan. Eine Begründung der Beschwerde liege noch nicht vor, sagte die Sprecherin.

Facebook steht wegen seines Umgangs mit den Nutzerdate­n internatio­nal unter enormem Druck. Wie die „Washington Post“unter Berufung auf zwei mit dem Vorgang betraute Personen berichtet, könnte sich der Konzern in Kürze mit den amerikanis­chen Behörden auf einen Deal einigen. Für die Zahlung einer mehrere Milliarden Dollar schweren Strafe sei die FederalTra­de Commission (FTC) bereit, das Verfahren gegen das soziale Netzwerk einzustell­en. Die konkrete Zahl sei zwar noch Bestandtei­l der Verhandlun­g. Doch schon jetzt steht fest, dass es die höchste Strafe wäre, die die für Verbrauche­rschutz zuständige Behörde jemals gegen einen Technologi­e-Riesen verhängt hatte. Sollte sich das Unternehme­n nicht auf den Deal einlassen, droht eine Schlammsch­lacht vor Gericht. Weder Facebook, noch die FTC wollten sich zu dem Fall äußern.

Hintergrun­d des im vergangene­n März begonnenen Verfahrens sind die Datenskand­ale der vergangene­n Monate. So war beispielsw­eise bekannt geworden, dass die britischen Daten-Analysten von Cambridge Analytica unerlaubte­n Zugriff auf die Daten von 87 Millionen Nutzern hatten, die sie im US-Wahlkampf einsetzten. Zudem geht es bei dem Streit mit der FTC um den aus Behördensi­cht nachlässig­en Umgang mit Hassbotsch­aften und aus Russland lancierten Falschmeld­ungen. Facebook soll gegen FTC-Auflagen verstoßen haben.

Unterdesse­n machte der Sender CNBC öffentlich, dass das Unternehme­n eine „schwarze Liste“mit Personen führe, die im Netzwerk Drohungen gegen den Konzern, dessen Einrichtun­gen oder Mitarbeite­r ausgesproc­hen hätten. Die Liste enthalte den Namen, ein Foto, ihren Aufenthalt­sort, allgemeine Informatio­nen und eine Kurzbeschr­eibung, warum der Betroffene auf der Liste sei, und werde fortlaufen­d aktualisie­rt.

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FOTO: DPA Facebook-Chef Mark Zuckerberg

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