Metro will sich mit Alibaba verbünden
Der chinesische Handelsriese soll dem Düsseldorfer Konzern beim Wachstum in der Volksrepublik helfen. Die MetroAktie profitiert von der Neuigkeit. Der Investor Daniel Kretinsky könnte bald in den Aufsichtsrat einziehen.
HONGKONG/DÜSSELDORF (dpa/rtr) Der Handelskonzern Metro könnte Insidern zufolge sein China-Geschäft mit Hilfe des dort heimischen Alibaba-Konzerns vorantreiben. Metro spreche mit Alibaba über einen Einstieg in sein China-Geschäft, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dieser könne über eine Beteiligung erfolgen. Die Gespräche seien noch in einem frühen Stadium, hieß es weiter. Sprecher von Metro und Alibaba wollten dies nicht kommentieren. Metro-Aktien legten nach der Meldung um zeitweise knapp drei Prozent zu und notierten am Nachmittag bei 15,38 Euro.
Metro-Chef Olaf Koch hatte jüngst gesagt, der Handelsriese prüfe Optionen für sein wachsendes Geschäft in der Volksrepublik, darunter auch lokale Partnerschaften. Koch will den Düsseldorfer Handelsriesen auf das Geschäft rund um seine Großmärkte konzentrieren. Das Unter- nehmen ist seit 1996 in der Volksrepublik vertreten. Koch sucht nun einen Partner, um das Geschäft dort voranzutreiben. Der Amazon-Rivale Alibaba ist für die Düsseldorfer dabei kein Unbekannter – sie hatten 2015 ein Bündnis für den Online-Handel in der Volksrepublik verkündet.
„Wir wachsen in China kontinuierlich und sind dort profitabel“, hatte Koch erst am Dienstag bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal gesagt. Aktuell betreibt Metro in China 95 Märkte – fast so viele wie im deutschen Heimatmarkt. Ein Teil der Immobilien gehört dem Konzern. Doch nur bei rund einem Drittel des Geschäfts handele es sich um den von ihm in den Fokus gestellten Großhandel, hatte Koch angemerkt. Metro werde nun mit unterschiedlichen Parteien reden – und spätestens im Sommer mehr zu dem Thema sagen können.
Alibaba will den Insidern zufolge sein Online-Geschäft um statio- näre Filialen erweitern, um auch im Handel mit Lebensmitteln zu wachsen. Der Online-Riese hatte bereits Bündnisse mit den Händlern Ruentex und Auchan geschmiedet.
Bei der Metro könnte der tschechische Braunkohle-Milliardär Daniel Kretinsky bald in den Aufsichtsrat einziehen. Das Kontrollgremium stehe einem Mandat für Kretinsky oder einem seiner Vertreter offen gegenüber, sagte Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann auf der Metro-Hauptversammlung in Düsseldorf am Freitag. Er habe mit dem Investor gesprochen und ihm dies signalisiert, sagte Steinemann. Die Besetzung des Aufsichtsrats solle die Eigentümerstruktur bei Metro widerspiegeln
Der unter anderem durch Investitionen in die Braunkohle reich gewordene Tscheche war im vergangenen Jahr bei der Metro eingestiegen und hatte damit für Übernahme-Spekulationen gesorgt. Er hat die Karten bislang aber nicht auf den Tisch gelegt. Kretinsky verfügt aber zusammen mit einem Partner über Aktien und Optionen, die ihn in diesem Jahr auf über 30 Prozent der Metro-Anteile bringen könnten. Ein Übernahme-Angebot müsste dann folgen. Kretinsky hat auch bereits 3,6 Prozent des Ceconomy-Anteils an der Metro gekauft und will von dem Elektronikhandelskonzern weitere 5,4 Prozent übernehmen.
Den Umbau zum reinen Großhändler hat die Metro weitgehend abgeschlossen. Sobald die Supermarktkette Real verkauft sei, werde man sich komplett auf das Geschäft mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen in der Gastronomie und im Einzelhandel konzentrieren, sagte Vorstandschef Olaf Koch. Beide Zielgruppen seien„enorm groß“. Metro werde zudem davon profitieren, dass die Gewinnspannen im Großhandel größer als im Einzelhandel seien. Mit einemVerkaufsabschluss bei Real rechnet Koch Mitte des Jahres.