Rheinische Post

Gladbachs Nervenprob­e

Nach der Pleite gegen Berlin hofft Dieter Hecking am Sonntag in Frankfurt auf einen Lerneffekt

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Auch der Misserfolg gegen Hertha BSC (0:3) nach dem perfekten Rückrunden­start hat nichts daran geändert, dass Borussia Mönchengla­dbach zugetraut wird, ein Wörtchen im Titelkampf mitzureden. Doch eben dieser Status des Spitzentea­ms war es, den Trainer Dieter Hecking als Problem bei der ersten Niederlage in der Rückrunde auserkoren hat. Denn seine junge Mannschaft weiß damit noch nicht umzugehen. Für Borussia ist es schließlic­h das erste Mal seit Jahren, Bestandtei­l des Elite-Trios der Bundesliga zu sein.

Und so wird die Sonntagspa­rtie bei Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr) für die Borussen zu einer Nervenprob­e. Schaffen sie es, wieder Herr der Lage zu werden? Und können die Spieler Heckings Forderung erfüllen, die Tabellensi­tuation auszublend­en? „Das Wichtigste ist, dass wir uns total auf die nächste Aufgabe fokussiere­n. So muss es noch 13 Mal in dieser Rückrunde sein. Zwischen- und Hochrechnu­ngen sind eine totale Nebensache“, sagt der Borussia-Trainer.

Bei einer erneuten Niederlage würden die Frankfurte­r auf sechs Punkte heranrücke­n und könnten in den nächsten Wochen die Qualifikat­ion für die Champions League doch noch gefährden. Umso wichtiger ist es, dass die Spieler nun wieder den berühmten Schalter umlegen. Dass das nicht einfach ist, weiß aber auch Hecking.„Wir sind in einem Prozess, und nur, weil ich das einmal anspreche, kann ich nicht erwarten, dass uns das nicht wieder passieren wird. Was wir bislang geschafft haben, ist eine herausrage­nde Leistung“, sagt der 54-Jährige. „Aber den daraus entstehend­en Erwartunge­n jedeWoche Rechnung zu tragen und immer ans Limit zu gehen, denn das macht eine Spitzenman­nschaft aus, ist einfach etwas anderes. Wir müssen erst lernen, damit umzugehen.“

Blickt man auf den bisherigen Saisonverl­auf, ist den Borussen zuzutrauen, erneut aus dem Negativerl­ebnis gelernt zu haben. In der Bundesliga gab es bislang nach jeder der vier Niederlage­n einen Sieg. „Das wünsche ich mir auch in Frankfurt, ganz klar. Aber ich kann nicht davon ausgehen, dass es wie bei den vergangene­n vier Malen klappt“, betont Hecking.

Die Eintracht spielte erst am späten Donnerstag­abend in der Europa League beim ukrainisch­en Meister Shakhtar Donezk (2:2). Dass dies jedoch nicht unbedingt ein Vorteil ist, hat Borussia vor einerWoche spüren müssen. Berlin spielte drei Tage zuvor im Pokal gegen die Bayern.„Spätestens seit dem Spiel gegen Hertha sollte allen klar sein, dass das keine Rolle spielt“, sagt Hecking. „Wer die Eintracht in dieser Saison beobachtet, weiß, dass es für sie nur eine Richtung gibt: nach vorne.“

Vom Offensivsp­iel der Frankfurte­r um ihre „Büffelherd­e“– die drei Stürmer Sébastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic – überzeugte sich Hecking im TV. „Ein tolles Spiel. In den Tagen zuvor bin ich bei der Champions League eingeschla­fen, aber das war wirklich gut anzuschaue­n“, sagt der Trainer der Borussia, die zuletzt eine eher seriöse Spielart auszeichne­te. Sportdirek­tor Max Eberl hingegen verpasste den internatio­nalen Auftritt der Frankfurte­r, schaute sich aus berufliche­n Gründen eine andere Partie an. Doch auch in dem Spiel wurde ihm nochmal deutlich gemacht:„Jedes Spiel im Europapoka­l erweckt die Wehmut in uns.“Ein Sieg in Frankfurt, und die Wahrschein­lichkeit wird immer größer, dass Borussia die in der nächsten Saison nicht mehr haben muss.

„Wir müssen erst lernen, mit dieser Situation umzugehen“Dieter Hecking Borussia-Trainer

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