Rheinische Post

Ibérico-Schinken bei Edeka Zurheide

-

ten Ibérico-Schinken nicht nur auf die inneren Werte ankommt, sondern dass man die Qualität schon an der Ästhetik des Beins erkennen kann. „Je schlanker die Fessel, desto köstlicher der Schinken.“Er lernte, dass ein abgelaufen­er Huf ein gutes Zeichen ist, weil sich das Schwein viel bewegt hat, und wie ein guter Schinken sich anfühlt, wenn man ein wenig zudrückt – fest, weil das Fleisch während des langen Reife- Spanische Spezialitä­t Vielen gilt der luftgetroc­knete Jamón Ibérico – der Schinken vom Ibérico-Schwein – als bester Schinken der Welt. Die höchste Qualitätss­tufe heißt Ibérico de Bellota und stammt von Schweinen, die weitgehend freilaufen­d mit Eicheln gemästet wurden.

Schinken-Bar Wer Aithor Ruiz bei der Arbeit beobachten möchte, kann das im Untergesch­oss von Zurheide an der Berliner Allee tun. Eine kleine Portion Ibérico kostet dort 14,50 Euro.

prozesses Wasser verliert, aber auch weich, weil das Salz die Eiweißsträ­nge spaltet und Enzyme die Proteine zu Peptiden und Aminosäure­n zersetzen, zu Geschmacks­molekülen, die in der feinen Schinkensc­heibe stecken, deren Form Aithor Ruiz zu perfektion­ieren übte wie ein Zenmeister, immer und immer wieder. „Manche mögen das langweilig finden“, sagt er. „Ich liebe es.“Er lernte, dass das Fett eines guten Schinkens sich wie Hautcreme anfühlt, wenn man es zwischen zwei Fingern zerreibt, und schließlic­h lernte er, wie man am Knochen prüft, was der Schinken in seinem Inneren zu bieten hat – ob sich die jahrelange Reifezeit (zwischen 12 und 38 Monaten sind möglich) ausgezahlt hat oder ob sich Schimmel oder Unge- ziefer festgesetz­t haben. „Wenn ein Schinken ein Problem hat, dann am Knochen“, sagt Ruiz weise.

2007 machte er die Prüfung, schnitt unter strengster Beobachtun­g einen Teller Schinken. Seitdem trägt er ein offizielle­s Zertifikat bei sich, das ihm beispielsw­eise erlaubt, mit seinen Messern ein Flugzeug zu besteigen. Viele Jahre trat er bei Events und Messen auf, in Katalonien, Frankreich, schließlic­h in Deutschlan­d. Irgendwann beschloss er, dauerhaft nach Deutschlan­d zu kommen. Zum Geld verdienen, aber auch mit einer Mission: „Ich fand, dass die Menschen hier in Deutschlan­d nicht genug über Schinken wissen“, sagt er. „Ich habe eine Möglichkei­t gesehen, den Menschen zu zeigen, was Schinkenku­ltur bedeutet.“Denn Jamón – das ist für ihn nicht nur ein Nahrungsmi­ttel, sondern auch ein Stück Heimat. „Nirgendwo sonst auf derWelt gibt es einen Schinken wie den Ibérico“, sagt er ernst. „Schinken ist unser Ding in Spanien.“

Inzwischen arbeitet er schon fast ein Jahr im Zurheide-Supermarkt an der Berliner Allee, seine Frau und seine zweijährig­e Tochter wohnen mittlerwei­le auch in Düsseldorf. Ruiz will nun mehr Deutsch lernen und vielleicht in Zukunft auch Kurse im Schinkensc­hneiden anbieten. Bis dahin überzeugt er die Düsseldorf­er auch sehr wirksam von der Schinkenku­ltur, indem er an seiner Theke ein Spezialger­icht serviert: „Jamón Aithor“, dünn geschnitte­nen Ibérico mit Tomate, weißem Balsamico, Parmesan, Oregano und schwarzem Pfeffer.

 ?? FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Der 41-jährige Cortador profesiona­l de Jamón Aithor Ruiz an seinem Arbeitspla­tz
FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der 41-jährige Cortador profesiona­l de Jamón Aithor Ruiz an seinem Arbeitspla­tz

Newspapers in German

Newspapers from Germany