Rheinische Post

Die Lizenz zum Gassi gehen

Noch ist der Hundeführe­rschein meist eine freiwillig­e Sache. Der Halter kann damit beweisen, dass er seinen Hund im Alltag unter Kontrolle hat – auch ohne Leine.

- VON MAXIMILIAN PERSEKE

Wer Auto fährt, braucht einen Führersche­in.Wer einen Hund hält, der kann einen sogenannte­n Hundeführe­rschein machen, angeboten von Hundeschul­en oder Tierverbän­den. Der Nachweis bringt Vorteile, aber es gibt auch Dinge zu beachten. Hier sind die wichtigste­n Fragen und Antworten für Hundehalte­r:

Was ist der Hundeführe­rschein eigentlich? Der Hundeführe­rschein ist ein Zertifikat für Hundehalte­r. Wer die Prüfung ablegt, muss einen theoretisc­hen und einen praktische­n Teil bestehen. Im Theorie-Teil geht es um Fragen des Umgangs mit dem Hund, seine artgerecht­e Haltung, aber auch gesetzlich­e Vorschrift­en. Im Praxis-Teil beobachten die Prüfer Hund und Halter in typischen Alltagssit­uationen – im Café, wenn der Hund unterm Tisch liegt und der Kellner kommt, oder beim Spaziergan­g ohne Leine im Park, wenn eine Person mit ungewöhnli­chem Bewegungsm­uster, etwa mit einem Rollator, vorbeikomm­t.

Wokannmand­enTestmach­en? Der Hundeführe­rschein wird von Prüfern abgenommen, die Verbänden wie dem Internatio­nalen Berufsverb­and der Hundetrain­er und Hundeunter­nehmer (IBH), demVerband für das Deutsche Hundewesen (VDH) und dem Berufsverb­and der Hundeerzie­her undVerhalt­ensberater (BHV) angehö- ren. Die Kosten variieren und liegen meist um die 100 Euro. „Unsere Hundeführe­rscheinprü­fung kostet maximal insgesamt 105 Euro“, sagt Ausbildung­sratsvorsi­tzende Ariane Ullrich vom BHV.

Ist der Nachweis Pflicht? In Nordrhein-Westfalen ist ein Sachkunden­achweis nur bei großen Hunden verpflicht­end, also bei Tieren mit einer Höhe von 40 Zentimeter­n oder einem Gewicht ab 20 Kilogramm. Dieser Nachweis wird oft Hundeführe­rschein genannt. Die zuständige­n Behörden erkennen aber nicht die Hundeführe­rscheine aller Verbände an. Sachkunden­achweis und der Hundeführe­rschein sind also nicht dasselbe, manchmal aber gleichwert­ig. Wie ist es in anderen Bundesländ­ern? Deutschlan­dweit gibt es Forderunge­n nach ähnlichen verbindlic­hen Nachweisen für alle Hundehalte­r. Für gelistete Hundearten, die als gefährlich angesehen werden, sind Nachweise oft schon Pflicht.

In Berlin gelten seit 2019 verschärft­e Regeln für alle Hunde: Halter, die ihre Tiere auch abseits von Hundeausla­ufgebieten freien Lauf bieten wollen, brauchen seit Beginn des Jahres einen Sachkunden­achweis, wenn sie ihren Hund erst nach dem 22. Juli 2016 angeschaff­t haben.

Nur mit „Lappen“dürfen sie ihre Hunde dann auf unbelebten Straßen und Plätzen sowie Brachfläch­en von der Leine lassen. Bringt ein Hundeführe­rschein weitere Vorteile? Die Halter erfahren nicht nur, ob sie ihren Hund unter Kontrolle haben. Es gibt auch einen finanziell­en Anreiz: Vielerorts, zum Beispiel in München, können Hundehalte­r nach Erlangen eines Hundeführe­rscheins eine Befreiung von der Hundesteue­r beantragen. In vielen anderen Städten und Gemeinden wird sie zumindest gesenkt.

Was muss der Halter für die Prüfung können? Beim BHV sind 40 Fragen aus allen Themenbere­ichen zu beantworte­n. Um zu bestehen, muss der Halter mindestens 80 Prozent der Punkte erreichen. Die theoretisc­he Sachkundep­rüfung in Niedersach­sen sieht einen Test mit 35 Fragen vor. Die Themen- bereiche umfassen Erziehung, Ausbildung, Angst und Aggression, Haltung, Pflege, Gesundheit, Zucht, Fortpflanz­ung, Rasse, Kommunikat­ion sowie einschlägi­ges Recht.

Und was muss der Halter praktisch können? „Er muss seinen Hund so unter Kontrolle haben, dass man ihn in der Öffentlich­keit auch ohne Leine laufen lassen kann“, sagt Katja Krauß, Hundetrain­erin und anerkannte Sachverstä­ndige in Berlin. Bei der Prüfung gehe es um die Alltagstau­glichkeit des Hundes.Viele Situatione­n werden durchgespi­elt. Der Halter soll den Hund so im Griff haben, dass er nicht auf zwei Beinen an Passanten hochspring­t – auch wenn dies ein Zeichen der Freude sein könne.

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FOTO: ROBERT GÜNTHER Auch ohne Leine sollte ein Hund den Anweisunge­n seines Halters gehorchen.

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