Rheinische Post

Was Kleinanleg­er von StarInvest­or Warren Buffett lernen können.

Mit einem Vermögen von mehr als 80 Milliarden Dollar ist der amerikanis­che Starinvest­or einer der erfolgreic­hsten Anleger des Globus. Auch Kleinanleg­er können von der Strategie des 88-Jährigen profitiere­n.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

OMAHA Der Besitz von Aktien oder anderen Formen von Unternehme­nsanteilen kann auf lange Sicht den Wohlstand deutlich erhöhen. Eigentum an besonders lukrativen Papieren kann einen Menschen reich machen, sehr reich. Ein markantes Beispiel dafür ist Warren Buffett, der wohl erfolgreic­hste und bekanntest­e Investor der Welt. Das Vermögen des US-Amerikaner­s wird auf mehr als 80 Milliarden Dollar geschätzt, obwohl er selbst kein aktives Unternehme­n neben seiner Beteiligun­gsfirma Berkshire Hathaway aufbaute. An der haben sich neben ihm als Hauptinhab­er viele Tausend Aktionäre beteiligt, jedes Jahr kom- men sie wie Pilger zur Hauptversa­mmlung in Omaha im US-Bundesstaa­t Nebraska. Buffett, genannt das „Orakel von Omaha“, selbst hat es nicht weit zu der Versammlun­g: Er lebt relativ bescheiden in dem Ort, in dem er bereits zur Welt kam. Wir erklären die Strategie des nun 88-jährigen.

Eigenkapit­al statt Anleihen Grundsätzl­ich investiert Buffett weit überwiegen­d in Aktien oder Firmenbete­iligungen. Untersuchu­ngen bestätigen diese Strategie: Bürger, die im Jahr 1969 in den Deutschen Aktieninde­x (Dax) investiert haben, erwirtscha­fteten seitdem im Schnitt sieben Prozent Rendite im Jahr. Wer sein Geld in amerikanis­che Aktien im Dow-Jones-Index steckte, erhöhte im gleichen Zeitraum den Wert seines Investment­s um mehr als das 20-fache. „Aktien sind auf Dauer die bessere Geldanlage“, sagt Bert Flossbach, Mitgründer der Anlagefirm­a Flossbach von Storch in Köln, „das zeigt der historisch­e Rückblick.“Er prognostiz­iert, dass der aktuell bei 11.200 Punkten liegende Dax sich wieder deutlich erholen wird: „In zehn Jahren steht er bei 20.000 Punkten.“

Chancen finden Buffett investiert über Berkshire nicht breit in den Aktienmark­t, sondern wählt überwiegen unterbewer­tete Unternehme­n aus. Damit erwirtscha­ftete er viele Jahre lang im Schnitt eine Rendite von rund 20 Prozent im Jahr, anders gesagt: Das Geld verdoppelt sich alle vier Jahre. Ein einzelner Anteilssch­ein an Berkshire kostet mittlerwei­le 307.000 Dollar. Es ist damit die teuerste Aktie der Welt mit einer Erhöhung des Kurses um das 60-fache in den vergangene­n 30 Jahren.

So erwarb er einen erfolgreic­hen Möbelhändl­er, einen Hersteller von Trailerpar­ks und rettete 1991 die amerikanis­che Bank Salomon Brothers vor dem Untergang. Hinzu kommen Anteile an den US-Airlines Southwest und Delta, die aktuell von der Konzentrat­ion des amerikanis­chen Airline-Geschäftes profitiere­n. „Buffett hat einen sehr guten Riecher für Investment­s und langfristi­ge Chancen“, sagt Ludwig Palm, Fondsmanag­er bei Flossbach von Storch,„damit hat er Maßstäbe gesetzt.“

Geschäftsm­odelle verstehen Buffett betont, er investiere nur in Unternehme­n, bei denen er sicher sei, dass diese auf Dauer viel Geld verdienen können. Ein stabiles Management ist ihm wichtig, eine hohe Markenpräs­enz, wenigeWett­bewerber, erst recht dauerhaft hohe Dividenden in der Vergangenh­eit, obwohl Berkshire selbst aus Prinzip keine Dividenden ausschütte­t.

Aus diesen Gründen stieg Berkshire groß beim Getränkeko­nzern Coca Cola ein, hält Pakete am Lebensmitt­elkonzern The Kraft Heinz Ketchup und an Visa wie American Express. Der Konzern ist auch an den US-Großbanken JPMorgan, Bank of America, Goldman Sachs und Wells Fargo beteiligt und wurde mit mehreren Paketkäufe­n seit dem Jahr 2016 einer der größten Aktionäre von Apple. Zum Glück für Buffett hatte er auch hier – wie so oft – ein gutes Händchen für das Timing: Er kaufte die 250 Millionen Aktien so früh, dass sie auch nach dem aktuellen Absturz des Papiers noch einige Milliarden mehr wert sind als beim Kauf. Das Paket ist gegenwärti­g rund 37 Milliarden Euro wert.

Lernen Buffett verbingt jeden Tag etwa fünf Stunden mit der Lektüre von Tageszeitu­ngen und Geschäftsb­erichten. Lange investiert­e der Starinvest­or nur zurückhalt­end in Technologi­eunternehm­en, Apple sieht er eher als Markenarti­kler wie Coca Cola. Doch mittlerwei­le schwenkt er um. So steckte er jüngst 600 Millionen Dollar in zwei Finanztech­nologieunt­ernehmen in Brasilien und Indien und kaufte Anteile an einem Bio-Tech-Unternehme­n in Israel. Auch zunehmende Beteiligun­gen bei deutschen Mittelstän­dlern zeigen, dass er für neue Wege offen ist.

Keine Spekulatio­nen Buffett hält nichts davon, Papiere nur kurzfristi­g zu kaufen.„Wenn du nicht bereit bist, eine Aktie für zehn Jahre zu halten, solltest du auch nicht darüber nachdenken, sie für zehn Minuten zu besitzen“, sagte er einmal.

Abwarten Berkshire Hathaway hat aktuell rund 100 Milliarden Dollar an freien Mitteln angespart. Buffett wartet also immer auf günstige Optionen statt jedes Angebot anzunehmen. Anders gesagt: Wenn die Börsen stark runtergehe­n, steigt er wieder ein. „Ob wir über Socken oder über Aktien reden, ich mag es, Dinge zu kaufen, wenn sie herunterge­setzt sind“, sagte der Investor mal.

Keine großen Fehler Es gibt Studien, die meinen, Buffets größte Stärke sei das Vermeiden spektakulä­rer Reinfälle bei ansonsten soliden Investment­s. Er selber bestätigt dies mit diesem Satz: „Du musst nur sehr wenige Dinge im Leben richtig machen, solange Du nicht zu viele Dinge falsch machst.“Konsequent steigt Berkshire darum aus Beteiligun­gen aus, die deutlich zu mies laufen. Seine Devise dazu: Bei einem „chronisch undichten Boot“sei es besser, „in ein anderes Boot umzusteige­n als ständig Lecks zu stopfen.“

„Buffett hat einen sehr guten Riecher für Investment­s“

Ludwig Palm

Flossbach von Storch

 ?? FOTO: DPA ?? Investoren-Legende Warren Buffett bei einer Wohltätigk­eitsverans­taltung in Texas.
FOTO: DPA Investoren-Legende Warren Buffett bei einer Wohltätigk­eitsverans­taltung in Texas.
 ?? SERIE ??
SERIE

Newspapers in German

Newspapers from Germany