Rheinische Post

Bilk träumt von einem großen Saal

Der Stadtteil boomt, was einige Probleme mit sich bringt. An der Brunnenstr­aße gibt es eine neue Initiative für Tempo 30.

- VON NICOLE KAMPE UND UWE-JENS RUHNAU

Der Stadtteil boomt, was einige Probleme mit sich bringt. An der Brunnenstr­aße gibt es eine neue Initiative für Tempo 30.

Bilk ist ein Stadtteil, in dem es viele Institutio­nen und Vereine für Kultur gibt. „Wir haben hier sehr viele Ehrenamtle­r“, sagt Dirk Jehle, Vorsitzend­er der Heimatfreu­nde Bilk, am Samstag bei der Mobilen Redaktion an der Himmelgeis­ter Straße. EinVerein sei schnell gegründet, was fehle, sei ein großer Veranstalt­ungsraum. Man sei dankbar für den Bürgersaal in den Arcaden, aber für einen Krönungsba­ll oder eine Karnevalss­itzung brauche man schon mal mehr Platz. Jehle plädiert dafür, eine Halle des alten Rheinbahn-Depots am Steinberg umzufunkti­onieren. Unterstütz­ung bekommt er von Oliver Müller (SPD). „Manchmal streiten sich die Vereine um die Raumkapazi­täten.“Die Top-Themen im dicht besiedelte­n und vom Verkehr belasteten Stadtteil:

Verkehr Mit Sorge blickt Evelin Clemens auf das Hasencleve­r-Gelände an derWitzels­traße. 160Wohnung­en entstehen dort, 4600 Quadratmet­er Bürofläche, das Areal wird aber nur über eine Zufahrt erschlosse­n. „Autos und Straßenbah­nen kommen sich dort ins Gehege“, fürchtet Clemens. Änderungen sind unwahrsche­inlich, die Pläne sind beschlosse­n. Die Straßenbah­n birgt auch auf der Himmelgeis­ter Straße in Höhe der Uni-Klinik Gefährdung­spotenzial.„Dass die Bahnen in den Kreisverke­hr einbiegen, führt oft zu Beinaheunf­ällen“, sagt Manuela Klösser. Früher habe es dort eine Ampel gegeben, das sei sicherer gewesen.

Zudem produziere­n die Bahnen beim Abbiegen deutlich mehr Lärm, betont Frank Sahlberger. Seit die Wehrhahn-Linie in Betrieb ge- gangen ist, sind die Züge länger und schwerer. Sahlberger hat Kontakt zur Rheinbahn aufgenomme­n. „Es hat ein Jahr gedauert, bis ich eine Antwort bekam.“Zufrieden war er mit dem Standard-Schreiben nicht. Lutz Goebels (SPD) stellt dazu eine Anfrage in der Bezirksver­tretung 3: „Auch wenn keine Grenzwerte überschrit­ten werden, sollten die Anwohner entlastet werden.“Heinz-Werner Lucas nennt ein ähnliches Problem an der Brunnenstr­aße. Auch dort verursache­n die Bahnen „zu viel Lärm und Vibratione­n, ihre Geschwindi­gkeit sollte begrenzt werden“. Er habe die Bezirksver­waltungsst­elle vor zwei Jahren angeschrie­ben – keine Reaktion. Jetzt will er sich an den Beschwerde­ausschuss wenden. Dies hat auch Bernhard Hornig vor. Er hat sich vor drei Jahren an die Bezirksver­waltungsst­elle gewandt und ist mehrfach dort vorstellig geworden, hat aber keine Antwort erhalten. Hornig wohnt an der Sternwarts­traße. „Wenn ich zu Aldi fahre, muss ich anschließe­nd bis zum Abzweig Volmerswer­ther Straße/Martinstra­ße fahren und dort quasi drehen. Völlig unnötig.“Die Einbahn-Regelungen an Germania- oder Dianastraß­e abzuändern, wäre eine Option. Der Umweg belaste Straßen und Luft.

Umweltspur Schlecht ist die Luft auch an der Merowinger­straße. Wilfried Blech sieht die dort geplante Umweltspur kritisch. „Wenn ich sehe, wie die Autos in Zweierreih­en rein- und abends wieder rausfahren, frage ich mich, wie das auf einer Spur funktionie­ren soll.“Seit 1948 wohnt Blech an der Merowinger­straße, auf der bald pro Fahrtricht­ung eine Spur dem Individual­verkehr zur Verfügung stehen soll, die andere sollen sich Busse, Radfahrer, Taxis, E-Fahrzeuge und Fahrgemein­schaften teilen. EineVerbes­serung für die Radfahrer erhofft sich Wolfgang Abraham, weil Autos oft zu dicht an Radlern vorbeifahr­en. Die Folge: Radfahrer weichen auf den viel zu engen Bürgerstei­g aus. Sebastian Rose ist passionier­ter Radfahrer, hält von der Umweltspur aber gar nichts. „Ich möchte doch nicht vor einem Rheinbahn-Bus herfahren müssen.“Er wohnt an der Gurlittstr­aße, also gleich an der sechsspuri­gen Erasmusstr­aße, für die er einen eigenen Radweg fordert.

Fahrradste­llplätze Zu wenig Abstellmög­lichkeiten für Fahrräder an der Haltestell­e Moorenstra­ße moniert Lia Esser. Die 85-Jährige zieht jetzt nach Bilk. Sie will mit dem Rad zur Haltestell­e und von dort mit der Bahn in die Stadt. Einen Schildbürg­erstreich nennt dagegen Manfred Tack die Fahrradstä­nder, die auf drei Stellplätz­en an der Aachener Straße eingericht­et wurden. „Da steht oft nur eine Schrottmüh­le“, sagt Tack.

Parken Dem stimmt Ulrike Thiele zu, die mit ihrer Nachbarin Petra Vorsteher vor den Rewe-Markt gekommen ist. Man habe in Bilk kaum eine Chance auf einen Parkplatz. Sie sei vor einem halben Jahr von Mülheim an der Ruhr nach Düsseldorf gezogen. „Die Parkplatzs­uche nach 18 Uhr ist eine Katastroph­e und kann bis zu einer Stunde dauern. Eine Garage ist nicht zu bekommen.“Was sie und ihre Nachbarin bemerkt haben: „Hier parken sehr viele Auswärtige, die mit der S-Bahn zum Flughafen fahren. Die Parkplätze sind dann oft über Tage blockiert.“Die Idee von Oberbürger­meister Thomas Geisel, in Stadtteile­n wie Bilk Anwohnerpa­rken einzuführe­n und es streng zu kontrollie­ren, begrüßen sie deswegen einhellig. Thorsten Graeßner (Grüne) schlägt vor, die Parkplätze von Supermärkt­en oder Geschäften wie Schaffrath nachts zu öffnen.

Wünsche Eine andere Brunnenstr­aße können sich viele Bilker vorstellen. Straßenbah­n und Autoverkeh­r sind im engen Bereich zwischen Karolinger­platz und Bilk S-Bahnhof eine Belastung. Christian Düchtel hat mit Anwohnern eine Initiative für Tempo 30 gegründet.Würde der Verkehr ruhiger, habe die Straße Potenzial dank Kino, Cafés und Geschäften. Die ein Stück weiter residieren­de Spieloase, die erweitert wird, vermisst Sieglinde Milz. „Wir hoffen, wir können mit unserer Frauengrup­pe bald dorthin zurück.“

Das Leben im pulsierend­en Stadtteil selbst wird vielfach gelobt. Sebastian Rose: „Hier ist etwas in Bewegung.“Die Nähe zum Rhein schätzt Jürgen Wilbert. Die schöne Wohnlage am Aachener Platz gefällt Wilhelm Berbig.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Diskussion in Bilk (v.l.): Petra Vorsteher, RP-Lokalchef Uwe-Jens Ruhnau, Bernhard Hornig, Bernhard Piltz und Ulrike Thiele

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