Bilk träumt von einem großen Saal
Der Stadtteil boomt, was einige Probleme mit sich bringt. An der Brunnenstraße gibt es eine neue Initiative für Tempo 30.
Der Stadtteil boomt, was einige Probleme mit sich bringt. An der Brunnenstraße gibt es eine neue Initiative für Tempo 30.
Bilk ist ein Stadtteil, in dem es viele Institutionen und Vereine für Kultur gibt. „Wir haben hier sehr viele Ehrenamtler“, sagt Dirk Jehle, Vorsitzender der Heimatfreunde Bilk, am Samstag bei der Mobilen Redaktion an der Himmelgeister Straße. EinVerein sei schnell gegründet, was fehle, sei ein großer Veranstaltungsraum. Man sei dankbar für den Bürgersaal in den Arcaden, aber für einen Krönungsball oder eine Karnevalssitzung brauche man schon mal mehr Platz. Jehle plädiert dafür, eine Halle des alten Rheinbahn-Depots am Steinberg umzufunktionieren. Unterstützung bekommt er von Oliver Müller (SPD). „Manchmal streiten sich die Vereine um die Raumkapazitäten.“Die Top-Themen im dicht besiedelten und vom Verkehr belasteten Stadtteil:
Verkehr Mit Sorge blickt Evelin Clemens auf das Hasenclever-Gelände an derWitzelstraße. 160Wohnungen entstehen dort, 4600 Quadratmeter Bürofläche, das Areal wird aber nur über eine Zufahrt erschlossen. „Autos und Straßenbahnen kommen sich dort ins Gehege“, fürchtet Clemens. Änderungen sind unwahrscheinlich, die Pläne sind beschlossen. Die Straßenbahn birgt auch auf der Himmelgeister Straße in Höhe der Uni-Klinik Gefährdungspotenzial.„Dass die Bahnen in den Kreisverkehr einbiegen, führt oft zu Beinaheunfällen“, sagt Manuela Klösser. Früher habe es dort eine Ampel gegeben, das sei sicherer gewesen.
Zudem produzieren die Bahnen beim Abbiegen deutlich mehr Lärm, betont Frank Sahlberger. Seit die Wehrhahn-Linie in Betrieb ge- gangen ist, sind die Züge länger und schwerer. Sahlberger hat Kontakt zur Rheinbahn aufgenommen. „Es hat ein Jahr gedauert, bis ich eine Antwort bekam.“Zufrieden war er mit dem Standard-Schreiben nicht. Lutz Goebels (SPD) stellt dazu eine Anfrage in der Bezirksvertretung 3: „Auch wenn keine Grenzwerte überschritten werden, sollten die Anwohner entlastet werden.“Heinz-Werner Lucas nennt ein ähnliches Problem an der Brunnenstraße. Auch dort verursachen die Bahnen „zu viel Lärm und Vibrationen, ihre Geschwindigkeit sollte begrenzt werden“. Er habe die Bezirksverwaltungsstelle vor zwei Jahren angeschrieben – keine Reaktion. Jetzt will er sich an den Beschwerdeausschuss wenden. Dies hat auch Bernhard Hornig vor. Er hat sich vor drei Jahren an die Bezirksverwaltungsstelle gewandt und ist mehrfach dort vorstellig geworden, hat aber keine Antwort erhalten. Hornig wohnt an der Sternwartstraße. „Wenn ich zu Aldi fahre, muss ich anschließend bis zum Abzweig Volmerswerther Straße/Martinstraße fahren und dort quasi drehen. Völlig unnötig.“Die Einbahn-Regelungen an Germania- oder Dianastraße abzuändern, wäre eine Option. Der Umweg belaste Straßen und Luft.
Umweltspur Schlecht ist die Luft auch an der Merowingerstraße. Wilfried Blech sieht die dort geplante Umweltspur kritisch. „Wenn ich sehe, wie die Autos in Zweierreihen rein- und abends wieder rausfahren, frage ich mich, wie das auf einer Spur funktionieren soll.“Seit 1948 wohnt Blech an der Merowingerstraße, auf der bald pro Fahrtrichtung eine Spur dem Individualverkehr zur Verfügung stehen soll, die andere sollen sich Busse, Radfahrer, Taxis, E-Fahrzeuge und Fahrgemeinschaften teilen. EineVerbesserung für die Radfahrer erhofft sich Wolfgang Abraham, weil Autos oft zu dicht an Radlern vorbeifahren. Die Folge: Radfahrer weichen auf den viel zu engen Bürgersteig aus. Sebastian Rose ist passionierter Radfahrer, hält von der Umweltspur aber gar nichts. „Ich möchte doch nicht vor einem Rheinbahn-Bus herfahren müssen.“Er wohnt an der Gurlittstraße, also gleich an der sechsspurigen Erasmusstraße, für die er einen eigenen Radweg fordert.
Fahrradstellplätze Zu wenig Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an der Haltestelle Moorenstraße moniert Lia Esser. Die 85-Jährige zieht jetzt nach Bilk. Sie will mit dem Rad zur Haltestelle und von dort mit der Bahn in die Stadt. Einen Schildbürgerstreich nennt dagegen Manfred Tack die Fahrradständer, die auf drei Stellplätzen an der Aachener Straße eingerichtet wurden. „Da steht oft nur eine Schrottmühle“, sagt Tack.
Parken Dem stimmt Ulrike Thiele zu, die mit ihrer Nachbarin Petra Vorsteher vor den Rewe-Markt gekommen ist. Man habe in Bilk kaum eine Chance auf einen Parkplatz. Sie sei vor einem halben Jahr von Mülheim an der Ruhr nach Düsseldorf gezogen. „Die Parkplatzsuche nach 18 Uhr ist eine Katastrophe und kann bis zu einer Stunde dauern. Eine Garage ist nicht zu bekommen.“Was sie und ihre Nachbarin bemerkt haben: „Hier parken sehr viele Auswärtige, die mit der S-Bahn zum Flughafen fahren. Die Parkplätze sind dann oft über Tage blockiert.“Die Idee von Oberbürgermeister Thomas Geisel, in Stadtteilen wie Bilk Anwohnerparken einzuführen und es streng zu kontrollieren, begrüßen sie deswegen einhellig. Thorsten Graeßner (Grüne) schlägt vor, die Parkplätze von Supermärkten oder Geschäften wie Schaffrath nachts zu öffnen.
Wünsche Eine andere Brunnenstraße können sich viele Bilker vorstellen. Straßenbahn und Autoverkehr sind im engen Bereich zwischen Karolingerplatz und Bilk S-Bahnhof eine Belastung. Christian Düchtel hat mit Anwohnern eine Initiative für Tempo 30 gegründet.Würde der Verkehr ruhiger, habe die Straße Potenzial dank Kino, Cafés und Geschäften. Die ein Stück weiter residierende Spieloase, die erweitert wird, vermisst Sieglinde Milz. „Wir hoffen, wir können mit unserer Frauengruppe bald dorthin zurück.“
Das Leben im pulsierenden Stadtteil selbst wird vielfach gelobt. Sebastian Rose: „Hier ist etwas in Bewegung.“Die Nähe zum Rhein schätzt Jürgen Wilbert. Die schöne Wohnlage am Aachener Platz gefällt Wilhelm Berbig.