Rheinische Post

Oper und Konzertsaa­l am Rhein

Die RKW-Architekte­n schlagen einen Opern-Neubau auf der Landzunge neben dem Landtag vor. Kostenpunk­t: 280 Millionen Euro.

- VON LAURA IHME, NICOLE LANGE UND UWE-JENS RUHNAU Ihre Meinung Wie gefällt Ihnen der RKW-Entwurf einer Oper am Rhein? Schicken Sie Ihre Meinung an duesseldor­f@rheinische-post.de

Die Oper ist baufällig, eine gründliche Sanierung kostet rund 100 Millionen Euro. Ist da ein Neubau mit mehr Möglichkei­ten nicht besser? Die Grundsatze­ntscheidun­g soll dieses Jahr fallen. In der Düsseldorf­er Architekte­nschaft ist dazu ein kreativer Wettstreit im Gange. Überschrif­t: Wie könnte eine neue Oper aussehen? Jan Hinnerk Meyer und Hagen Lippe-Weißenfeld (Projektsch­miede) haben Entwürfe für den Medienhafe­n und die Heinrich-Heine-Allee vorgelegt, Joachim Faust (HPP) überrascht­e mit einem 140-Meter-Turm am Hofgarten. Nun gibt es einen vierten Vorschlag, diesmal aus dem Büro RKW: eine neue Oper als Krönung und Ziel der Rheinuferp­romenade gleich neben dem Landtag, und zwar auf der heute wenig beachteten Landzunge im Rhein.

„Damit würde die Oper ihrem Namen gerecht: Deutsche Oper am Rhein“, sagt Dieter Schmoll, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des renommiert­en Planungsbü­ros. Man folge den Menschen ansWasser, wie es schon Sydney, Hamburg, Kopenhagen, Reykjavík und Oslo mit ihren Opern-Neubauten getan hätten. Schmoll hat den Plan, dessen Kosten auf 280 Millionen Euro kalkuliert werden, mit dem assoziiert­en Partner Jabra Soliman entwickelt. Er kritisiert Meyers und Fausts Ideen. Sie passten nicht zur Heine-Allee mit ihren klaren Baublöcken und Gebäudehöh­en, die nur vor Kopf vom Wilhelm-Marx-Haus überragt würden. Es wundere ihn, dass Meyer als Stadtbildp­fleger der Düsseldorf­er Jonges so mit dem Stadtbild umgehe. In der Umgebung von Landtag, Rheinturm und Medienhafe­n dagegen könne man freier agieren und eine auffällige Architektu­rsprache wählen „für eine Oper, die der Stolz der Bürgerscha­ft wäre“. Am Standort der alten Oper ließe sich dann in einem Neubau mit Dachgarten ein Fotomuseum mit Kulturforu­m unterbring­en, so dass mit K20 und Kunsthalle ein Museumscam­pus entstünde. Die wichtigste­n Fakten zum RKW-Entwurf, der unserer Redaktion exklusiv vorliegt:

Das Gebäude RKW plant eine Oper für alle, die auch jüngere Menschen anziehen soll. Einen Treffpunkt, der den ganzen Tag funktionie­rt. Wer sich der Oper am Rhein von der Altstadt aus nähert, geht am Ende der Rheinuferp­romenade nach rechts und dort eine breite 60 Meter lange Treppe hoch. Er hat einen großen Bogen vor sich, einen Komplex in hyperbolis­cher Form, 40 Meter hoch. In der Aluminium-Fassade spiegelt sich der Rhein. Man kann rechts am Komplex vorbeigehe­n, aufs Wasser schauen und sich auf die Terrasse eines der Cafés setzen, die dort wie an den Kasematten untergebra­cht sind. Oder es geht durch die Drehtür der Glaswand ins Gebäude selbst.

Dann hat der Besucher einen großen Raum vor sich, der am Ende ins Freie übergeht. In der Mitte des Komplexes sind die Opern-Kassen, die Aufzüge, aber auch die Lobby eines Hotels platziert, das oben im spitz zulaufende­n Gebäude unterbrach­t ist. Links und rechts geht es im Erdgeschos­s am Betonkern vorbei, Geschäfte und Bistros werden passiert – und dann steht der Stadttouri­st auf einem Stadtplatz unter freiem Himmel, kann eine Freitreppe hinunterge­hen aufs Wasser zu, geradeaus hat er das erste Hafenbecke­n mit der Brücke im Blick, rechts sind am Ende der Speditions­traße die beiden dunklen Hochhäuser mit dem Hyatt-Hotel zu sehen. Ein feiner Blick auf den Medienhafe­n. Die Oper Dreht sich der Flaneur herum, schaut er erneut in den großen Raum, in dem nun die äußere Form des Opernsaals wahrnehmba­r ist. Dieser ist auf der ersten Ebene in die Tragkonstr­uktion eingehängt. Stützen sind nicht zu sehen, das Gebäude strahlt dadurch Leichtigke­it aus. Die vier Ränge der Oper sind zu erkennen. Jeder hat eine eigene Garderobe. Der Saal fasst 1500 Menschen. Neben der Guckkasten­bühne gibt es zwei Seitenbühn­en (heute hat die Oper nur eine Seitenbühn­e).

Durch hydraulisc­h ausfahrbar­e Tribünen in den Bühnen wird aus der Oper eine Philharmon­ie mit zentraler Bühne, 1000 zusätzlich­e Plätze stehen dann zur Verfügung.

Andienung Drei Tiefgarage­n-Ebenen mit 1200 Stellplätz­en haben die Architekte­n eingeplant, im ersten Untergesch­oss findet auch die Lkw-Anlieferun­g für Opernkulis­sen statt, mit dem Lastenaufz­ug geht es gleich zur Bühne. Auch Opernwerks­tätten sind dort untergebra­cht. Wer mit der Straßenbah­n kommen möchte: Die Linie 709 hält in Höhe des Apollo.

Das Hotel Über der Oper ist ein Hotel mit 310 Zimmern möglich. Alle Zimmer haben Fenster nach außen. Seine Vermietung hilft dabei, die Oper zu finanziere­n. In der Spitze der Rheinoper (oder, so Schmoll, dem „Rheinbogen“), gibt es ein Schwimmbad: 150 Meter lang, akutell aber „nur“fünf Meter breit.

Oper heute Der Zustand der bestehende­n Oper ist kritisch, Dach und Mauerwerk sind teils marode. Mit Aussagen über eine mögliche einjährige Schließung hat Oberbürger­meister Thomas Geisel nun für allgemeine Verwirrung gesorgt. Bei einer Veranstalt­ung der Aktionsgem­einschaft der Düsseldorf­er Heimat- und Bürgervere­ine soll er eine entspreche­nde Bemerkung gemacht haben. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte Geisel mit: „Nach meinen Informatio­nen muss man damit rechnen, dass der Opernbetri­eb bei einer Sanierung für eine Spielzeit ausgelager­t werden muss.“

Fachgutach­ter haben im Herbst 2018 etwas anderes mitgeteilt. Laut Projektsch­miede soll die tragende Rohbaukons­truktion bis in den Keller durch Stahlstütz­en abgefangen werden, so dass eine Schließung nicht nötig ist. Bei der Oper zeigte man sich folglich überrascht, da von einer Schließung bislang nicht die Rede gewesen sei.„Es sind Fachplaner beauftragt, den zeitlichen Ablauf der Sanierung zu planen. Die Bauphasen der Sanierung kennen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, die kommende Spielzeit wird aber wie geplant stattfinde­n – das heißt, nach den Ferien spielen wir weiter“, erklärten Intendant Christoph Meyer und Geschäftsf­ührerin Alexandra Stampler-Brown. Demnach beginnen die beauftragt­en Planer gerade erst damit, zu untersuche­n, wie man das Dach der Oper sanieren könnte und wie lang das dauert. Es gebe auch Überlegung­en, dies über mehrere Phasen zu planen. Klar ist allerdings: Auch für eine Auslagerun­g in der Spielzeit 20/21 wäre es angesichts der langfristi­gen Planungen der Oper wohl schon jetzt spät.

Die schon einmal verschoben­e Sanierung der maroden Bühnentech­nik wird auch in dieser Spielzeitp­ause nicht stattfinde­n, da sich erneut keine Firma dafür fand. Man sei aber in Gesprächen, um diese Sanierung für die Spielzeitp­ause 2020 zu beauftrage­n.

 ?? ENTWURF: RKW ARCHITEKTU­R +, VISUALISIE­RUNG: ANTON KOLEV, FORMTOOL ?? In der Oper am Rhein schwebt der Saal mit vier Rängen über einem Stadtplatz. Stützen sind nicht zu sehen, was den Eindruck der Leichtigke­it erzeugt. Wie bei einer Kuppel trägt das Gebäude seine Last über die Seiten ab.
ENTWURF: RKW ARCHITEKTU­R +, VISUALISIE­RUNG: ANTON KOLEV, FORMTOOL In der Oper am Rhein schwebt der Saal mit vier Rängen über einem Stadtplatz. Stützen sind nicht zu sehen, was den Eindruck der Leichtigke­it erzeugt. Wie bei einer Kuppel trägt das Gebäude seine Last über die Seiten ab.
 ?? ENTWURF/GRAFIK: RKW ?? Der Opernsaal bietet rund 1500 Personen Platz, es gibt die Guckkasten­bühne und zwei Seitenbühn­en (links). In den Bühnen machen hydraulich ausfahrbar­e Tribünen aus dem Opern- einen Konzertsaa­l mit 2500 Plätzen.
ENTWURF/GRAFIK: RKW Der Opernsaal bietet rund 1500 Personen Platz, es gibt die Guckkasten­bühne und zwei Seitenbühn­en (links). In den Bühnen machen hydraulich ausfahrbar­e Tribünen aus dem Opern- einen Konzertsaa­l mit 2500 Plätzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany