Rheinische Post

Kinder ernten Korbweiden-Ruten

Die Biologisch­e Station Haus Bürgel möchte das besondere Kulturgut in der Kämpe erhalten.

- VON SANDRA GRÜNWALD

URDENBACH Das Wetter hätte besser nicht sein können. Die Sonne strahlte vom Himmel, als am Sonntagmor­gen die Kinder mit kleinen Sägen zwischen die einzelnen Bäume traten, um die langen biegsamen Weidenrute­n abzusägen. Vorher hatte Norbert Tenten von der Biologisch­en Station Haus Bürgel den versammelt­en Kindern und ihren Eltern genau erklärt, wie sie die Ruten der Korbweiden abernten sollen.

„Korbweiden werden jährlich geschnitte­n, damit die Ruten schön elastisch sind“, erzählt Tenten. Kopfweiden dagegen werden nur alle fünf bis acht Jahre geschnitte­n, weil ihre Äste als Feuerholz benutzt werden. Die Korbweiden, die die Biologisch­e Station Haus Bürgel jedes Jahr gemeinsam mit verschiede­nen Kindergärt­en und Grundschul­klassen aberntet, sind sehr bodennah, so dass es für die kleinen Holzschnei­der kein Problem ist, an die Ruten zu kommen. „Früher gab es hier ganz viele Korbweiden“, weiß auch Stefanie Egeling von der Biologisch­en Station, „die wurden von den Korbflecht­ern aus den nahen Dörfern genutzt.“Als die Korbflecht­erei zurückging, wurden die Bäume sich selbst überlassen, was fatale Folgen hat, wie Norbert Tenten erklärt: „Wenn die Bäume fünf Jahre nicht geschnitte­n werden, brechen die Stämme auseinande­r.“

Die Biologisch­e Station hat einen Bereich dieser Korbweiden erhalten. „Wir möchten dieses Kulturdenk- mal auf Dauer retten“, betont Tenten. Außerdem böten die Korbweiden ein wunderbare­s Baumateria­l für die Kindergärt­en. „Das ist alles 100-prozentig biologisch abbaubar und außerdem für Bienen und Insekten viel freundlich­er als Edelstahl-Gerüste.“Antonia (5), Nele (5), Ronja (5) und Luisa (5) sind begeis- tert bei der Sache, obwohl sie vorher noch nie Weidenrute­n geschnitte­n haben. „Es ist ein bisschen schwer“, gibt Antonia zu. Aber die Jungen und Mädchen freuen sich schon auf das, was aus denWeidenr­uten entstehen soll. „Wir wollen Hütten an unserem Sandkasten bauen, damit einem die Sonne nicht mehr so ins Ge- sicht scheint“, erzählt Ronja. Julian Swagemaker­s ist mit seiner Tochter Finia (5) gekommen, um mitzuhelfe­n.„Ich bin zum ersten Mal dabei“, sagt er,„und ich habe auch noch nie Weidenrute­n geschnitte­n.“Diese Ruten sollen ebenfalls als Baumateria­l Verwendung finden.„Wir wollen ein Weiden-Tipi bauen als Sonnen- und Windschutz“, meint er. Dass die Kindergärt­en und Grundschul­en vermehrt auf natürliche­s Baumateria­l zurückgrei­fen, freut auch Norbert Tenten. „Es kommt wieder in Mode, das Bewusstsei­n wird größer.“

Viele stecken die Ruten auch in die Erde, wo sie dann austreiben.

So entstehen lebende Zäune oder Tunnel. „Ein lebender Tunnel wird von den Kindern ganz anders wahrgenomm­en als ein Kletterger­üst“, weiß Tenten, „vor allem, wenn sie ihn auch noch selbst gebaut haben.“Auf diese Weise lernten die Kinder die Natur einfach am besten kennen.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Weidenschn­itt mit Schulen und Kindergärt­en am Haus Bürgel in der Kämpe: Antonia, Nele, Norbert Tenten, Ronja und Luisa (v. l.).

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