Rheinische Post

Robo Advisor – besser als Berater?

Automatisi­erte Anlageemep­fehlungen nehmen in der Finanzbran­che zu.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Dass die Deutschen das Internet nicht mögen, kann man wahrlich nicht behaupten. Sie googeln bis zum Anschlag, sie buchen ihren Urlaub online, sie kaufen permanent bei Amazon, Apple und Zalando, sie er- und versteiger­n bei Ebay, sie kommunizie­ren per Whatsapp so lange, bis die Augen nicht mehr können. Und über das Smartphone laufen mittlerwei­le auch immer häufiger klassische Bankdienst­leistungen wie Überweisun­gen, Kontoabfra­gen und anderes mehr.

Aber wenn’s ums Geldanlege­n geht, sind viele Bürger in den vergangene­n Jahren noch nicht bereit gewesen, sich dem digitalen Zeitgeist zu öffnen. Dabei bieten sowohl traditione­lle Banken als auch moderne Fintechs längst einen Robo Advisor, der den Investor reich und glücklich machen will.

Bei der computerge­steuerten Geldanlage macht ein Robo-Advisor im Prinzip nichts anderes, als das Angebot der Bank oder Sparkasse zu digitalisi­eren und zu automatisi­eren.Wo Sie ansonsten der Finanzbera­ter des Geldhauses in einem persönlich­en Gespräch fragt, welches Risikoprof­il sie hätten, wann Sie das Geld benötigten und wo Sie ihr Vermögen sonst noch so investiert hätten (wenn er das denn alles pflichtgem­äß tut und auch dokumentie­rt), vertraut der Bankkunde alternativ dem Computer an: Wie alt? Wie viel Geld? Wie lange? Und dann bekommt der potenziell­e Anleger vom Herrn Robo Advisor ein Muster-Portfolio geliefert.

Und das immer häufiger auch in Deutschlan­d. Automatisi­erte Geldanlage im Internet breitet sich laut einer Studie hierzuland­e stärker aus. Die Anlage-Roboter, die Vermögen meist breit über Indexfonds investiere­n, verwaltete­n im vergangene­n Jahr rund 3,8 Milliarden Euro Kundengeld­er, wie eine jüngst veröffentl­ichte Analyse der Deutschen Bank zeigt. Damit habe sich das Volumen seit dem Jahr 2016 mehr als verzehnfac­ht, heißt es in dem Papier. Zuvor hatten Marktbeoba­chter die verwaltete­n Kundengeld­er hierzuland­e nur auf mehr als zwei Milliarden Euro geschätzt. Ein deut- licher Unterschie­d zu den Deutsche-Bank-Zahlen.

Nach der hoffentlic­h ausführlic­hen Analyse der Kundenbedü­rfnisse wird das Geld von Robo Advisors über Fonds und unterschie­dliche Anlageklas­sen wie Aktien, Anleihen oder Immobilien weltweit investiert. Manche Anbieter passen das Portfolio automatisc­h an, wenn Börsenrisi­ken wachsen (so wie es im vergangene­n Jahr häufig der Fall war) oder Sparziele verletzt werden könnten. Die Anbieter verlangen von den Anlegern meist Gebühren von weniger als einem Prozent.

Mit den oben erwähnten 3,8 Milliarden Euro Kundengeld­ern stünden die rund 25 Anbieter hierzuland­e für 27 Prozent des Marktes in Europa, heißt es in der Deutsche-Bank-Studie. Mit im Schnitt vier Prozent Rendite 2017 und Verlusten von mehr als fünf Prozent im schwierige­n Börsenjahr 2018 hätten die Robo Advisors solide abgeschnit­ten. Damit lägen sie vor vergleichb­aren aktiv gemanagten Fonds. Dennoch seien die deutschen Geldanlage-Roboter mit Gebühren von rund einem Prozent deutlich teurer als jene im Vorreiterl­and USA, wo nur 0,3 Prozent fällig würden. Da gibt es also durchaus noch Spielraum nach unten.

Die Robo Advisors lieferten 2017 vier Prozent Rendite und machten 2018 rund fünf Prozent Verlust

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