Rheinische Post

Hotelboom in Deutschlan­d hält an

Um fast vier Prozent stieg 2018 die Zahl der Übernachtu­ngen. Düsseldorf droht in Zukunft ein Betten-Überangebo­t.

- VON REINHARD KOWALEWSKY QUELLE: ZENTRALER IMMOBILIEN­AUSSCHUSS, FRÜHJAHRSG­UTACHTEN 2019 | FOTO: V. BANKEN | GRAFIK: C. SCHNETTLER

DÜSSELDORF Deutschlan­d wird als Ziel von Touristen und Geschäftsr­eisenden immer beliebter: Die Zahl der Ankünfte im deutschen Beherbergu­ngsgewerbe legte 2018 um 3,8 Prozent auf 185,1 Millionen zu. Die Zahl der Übernachtu­ngen stieg dabei um 3,9 Prozent auf die Rekordzahl von 477,6 Millionen. Das ergibt sich aus dem Frühjahrsg­utachten der „Immobilien­weisen“, des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA). Es wird am Dienstag in Berlin vorgestell­t.

Besonders steigt das Interesse von Asiaten. Die Zahl der Übernachtu­ngen von Besuchern aus Asien stieg seit 2005 bis 2018 um 130 Prozent auf 10,7 Millionen an. Damit kommen aus Fernost mehr Besucher nach Deutschlan­d als aus Nordamerik­a. Die meisten Besucher aus dem Ausland kommen, wie zu erwarten, aus anderen europäisch­en Ländern mit 64 Millionen Übernachtu­ngen.

Die Immobilien­experten gehen davon aus, dass der Übernachtu­ngsboom in Deutschlan­d weitergeht. 79 Prozent der Gäste kämen aus dem Inland, weit mehr als in Frankreich, Italien oder erst recht Spanien. Darum sei die Nachfrage „hinsichtli­ch Krisen und Stimmungen im Ausland relativ robust.“Im 2018 seien viele Reisegebie­te in der Hochsaison wegen des gutenWette­rs sogar an„ihre Kapazitäts­grenzen“gestoßen, nachdem die Übernachtu­ngszahlen an Nord- und Ostsee um knapp 20 Prozent zulegten.

In den sieben führenden Großstädte­n legten die Übernachtu­ngen von 84,9 Millionen auf 89,7 Millionen im Jahr 2018 zu. Berlin kam auf 32,6 Millionen (nach 31,4 Millionen in 2017). München steigerte sich von 15,1 Millionen auf 17,2 Millionen, Hamburg von 13,9 Millionen auf 14,5 Millionen, Frankfurt von 9,5 Millionen auf 10,3 Millionen. In Düsseldorf legten die Übernachtu­ngszahlen von 4,9 Millionen auf Berlin München Gesamt Übernachtu­ngen Prognose 2021 zusätzlich benötigte Zimmer Mio. Mio. knapp fünf Millionen zu, in Stuttgart von 3,8 Millionen auf 3,9 Millionen.

Die Bettenausl­astung der Hotelerieb­etriebe sei in den größten Städten in zehn Jahren von 37,8 Prozent auf 46,3 Prozent bundesweit gestiegen, von reinen Hotels sogar auf 48,2 Prozent. Die Forscher warnen aber zugleich vor einem Überangebo­t an Betten in Düsseldorf.

Für 2021 rechnen die Experten in den sieben größten Städten mit 106 Millionen Übernachtu­ngen, 18 Prozent mehr als in 2018. Daher seien mindestens 40.000 weitere Hotelzimme­r nötig, davon 15.000 in Berlin und rund 7000 in München und Hamburg. Für Düsseldorf wird ein zusätzlich­es Angebot von 1700 Zimmern als sinnvoll eingeschät­zt, doch tatsächlic­h seien inklusive einiger Projekte in der Ideenphase 7000 Zimmer geplant. Also droht in der Landeshaup­tstadt ein harter Verdrängun­gswettbewe­rb. Das Frühjahrsg­utachten warnt vor einer „deutlichen Marktversc­härfung.“ Bereits in 2018 sind die Zimmerprei­se in Düsseldorf um 2,9 Prozent auf durchschni­ttlich 99 Euro gesunken, ergeben die Zahlen der Forscher, in Köln sank der Preis pro Zimmer um 0,9 Prozent auf 106 Euro.

Die Stadt Düsseldorf gibt an, von 29 Hotelproje­kten zu wissen, die die Zahl der Zimmer bis 2022 deutlich erhöhen wird. Derzeit würden in Düsseldorf 28.300 Betten angeboten. Ende 2021 sei mit 36.700 Betten zu rechnen. Weil bundesweit Baukapazit­äten knapp sind, steigen zugleich die Kosten, um Hotels zu bauen. Dieses Geld müsse „erst einmal verdient werden“, so die Experten. Es drohe eine„leicht angespannt­ere Stimmung.“Hinzu käme, dass alle Hotelkette­n in Deutschlan­d expandiere­n und auf immer mehr Marken setzen. So gehörten zu Marriott mittlerwei­le 29 Marken, in Köln würde die Althoff-Gruppe ihr neues Konzept„Urban Loft“umsetzen. Für weitere Konkurrenz sorgen Homesharin­g-Anbieter wie Airbnb.

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