Rheinische Post

AusbruchUn­endlichera­us Spaß dermit Routine Schusswaff­en

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BWorum ging’s? Felix Murot (Ulrich Tukur) schreckt aus dem Schlaf hoch, weil sein Klapphandy klingelt. Seine Assistenti­n Magda „Murot Wächter und das ist dran: Murmeltier“„Wir haben hier ’ne Geiselnahm­e in einer Bank...“Murot „Tatort“weiß, woran er ist – weil er diesen Tag schon einmal erlebt hat und sich an alles erinnert. Diese Selbstsich­erheit macht ihn unvorsicht­ig – er wird erschossen. Schreiend wacht er auf, zunächst in der Überzeugun­g, einen Alptraum gehabt zu haben. Sein Handy klingelt, Wächter ist dran...

Worum ging es wirklich? Darum, dem spielwütig­en Ulrich Tukur die bislang größte Spielwiese von allen zu verschaffe­n – und das will was heißen nach Murots Debatten mit seinem Hirntumor, einem Racheweste­rn-Epos mit mehr als 50 Toten sowie dem verstörend­en Suizid-Schocker „Es lebe der Tod“von November 2016, von dem man sich bis heute erholen musste.

War das eine One-Man-Show? Bei allem Respekt für Tukur: Nein. Applaus gebührt neben der anonymen Hundertsch­aft hinter der Kamera vor allem Christian Ehrich für seine Darstellun­g des Geiselnehm­ers Stefan Gieseking. Dietrich Brüggemann wiederum schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern führte auch Regie und komponiert­e die herrliche Musik.

Was war herzzerrei­ßend? Murots leerer Blick ganz am Ende. Dieser Mann ist so abgrundtie­f traurig, dass er sich nicht einmal darüber freuen kann, gerade eine Geiselnahm­e unblutig beendet zu haben. Die angeblich neu entdeckte Lebenslust, die Erkenntnis, dass jeder Tag ein Geschenk sei – alles nur gespielt. Tobias Jochheim

5.15

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