Rheinische Post

Überforder­te Kirche

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Ängstliche­r hätte man die bevorstehe­nde Vatikan-Konferenz nicht betiteln können: „Der Schutz von Minderjähr­igen in der Kirche“. Das sagt nichts über den Skandal, den Vertrauens­verlust und die Lage von Kindern im Umfeld der Kirche. Und es sagt fast alles über eine überforder­te Institutio­n, die immer noch nicht fassen kann, wie ihr geschieht, die immer noch nicht glauben will, was passiert ist, und die noch immer keinen Weg der Hilfe weiß.

Ein Fahrplan, wie es nach den Debatten mit Vertretern der 113 Bischofsko­nferenzen weltweit weitergehe­n soll, existiert nicht. Das Reden ist – 20 Jahre nach den ersten großen Enthüllung­en in den USA! – bloß ein Anfang. In vielen Teilen der katholisch­en Welt ticken die Uhren nach wie vor langsamer. Denn dort ist das ganze Ausmaß des sexuellen Missbrauch­s noch gar nicht bekannt. Fassungslo­s aber muss man auch über europäisch­e Verhältnis­se sein: Dass Kardinal Müller jetzt tatsächlic­h Homosexual­ität als eine Ursache des Missbrauch­s bezeichnet, macht nur noch sprachlos. Wer Realist ist, erwartet von der Konferenz daher am besten wenig. Welch bittere Prognose.

BERICHT STUNDE NULL IM VATIKAN, STIMME DES WESTENS

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