1998 gewinnt Tennisprofi Petr Korda das Grand-Slam-Turnier in Melbourne. 20 Jahre später siegt dort Sohn Sebastian bei den Junioren. Am Sonntag nun gewinnt Tochter Nelly die Australian Open im Golf – sieben Jahre nach Schwester Jessica.
MELBOURNE Nur wenige Tennisprofis können von sich behaupten, den Grand Slam gewonnen, also Siege bei den Australian Open, French Open, in Wimbledon und bei den US Open gefeiert zu haben. Maria Sharapova gelang dies zuletzt 2012, Novak Djokovic 2016. Petr Korda hat während seiner zwölfjährigen Karriere nur eines dieser Turniere gewonnen: die Australian Open 1998. Doch die Familie des Tschechen kann seit dem Wochenende ihren ganz eigenen Grand Slam ihr Eigen nennen: Denn in Tochter Nelly (20) gewann das vierte Mitglied der Kordas die Australian Open. Nelly siegte wie ihre Schwester Jessica (25) sieben Jahre zuvor bei den Australian Open der Golferinnen, einem Turnier der hochdotierten LPGA Tour. Bruder Sebastian (18) hatte 20 Jahre nach demVater die Junioren-Konkurrenz der Tennisspieler in Melbourne gewonnen.
„Ich bin froh, dass ich jetzt ein Mitglied des Clubs bin. Ich fühlte mich als Außenseiterin. Ich habe den ganzen Tag für meine Eltern gespielt, und ich bin sehr stolz darauf“, sagte Nelly nach ihrem Sieg, der ihr umgerechnet rund 172.000 Euro Preisgeld einbrachte. Natürlich vollführte sie auch den Jubelsprung (Scherenschlag), mit dem Papa Petr über seinen Sieg in Melbourne gejubelt hatte. Er wurde zum Markenzeichen. So wie die linke Schlaghand ein Markenzeichen des Mannes war, dem wohl mancher Zuschauer ger- ne noch von der Tribüne aus ein Butterbrot geschmiert hätte. Einfach weil Petr Korda immer so hager daherkam.
6:2, 6:2, 6:2 schlug Korda 1998 im Finale den Chilenen Marcelo Rios. Danach stieß er bis auf Rang zwei der Weltrangliste vor. Doch auf seinen größten Erfolg folgte wenig später auch der große Absturz: Korda wurde nach seinemViertelfinal-Aus inWimbledon im selben Jahr positiv auf den Dopingwirkstoff Nandrolon getestet und für ein Jahr gesperrt. 1999 beendete er eine Karriere, in der er rund zehn Millionen Euro an Preisgeld eingespielt hatte.
Am vergangenen Wochenende fand Petr Korda (51) nach eigenen Angaben ganze zwei Stunden Schlaf. Ansonsten verfolgte er gebannt, wie es für Tochter Nelly beim Golf lief. „Sie wollte dieses Turnier unbedingt gewinnen. Jetzt haben wir als Familie etwas geschafft, was wir für den Rest unseres Lebens zu schätzen wissen werden“, sagte Korda senior der Nachrichtenagentur Reuters. Familie Korda – seine Frau Regina (Mädchenname Rajchrtova) war früher ebenfalls Tennisspielerin und 1991 mal die Nummer 26 der Welt – lebt seit langem in Florida. Die Kinder feiern ihre Erfolge als US-Staatsbürger. „Wir haben unsere Kinder nie gedrängt Tennisprofis zu werden“, sagt Petr. Und so entschieden sich die beiden Töchter dann auch für den Golfsport. „Ich glaube, die drei untereinander pflegen eine großartige Rivalität“, sagt Korda.
Jessica, die Älteste, hat schon fünf Titel auf der LPGA-Tour gewonnen. Für Nelly war es jetzt der zweite Sieg. Und Sebastian? Der versucht sich am schwierigen Übergang vom Junioren-Ass zum erfolgreichen Spieler auf der Herren-Tour. Als Schwester Nelly amWochenende jubilierte, schied der Bruder bei einem Turnier der Future Tour in der Türkei aus. „Er braucht meinen Rat nicht, aber wir brauchen Zeit zusammen“, sagt Vater Petr. Oberhalb der Future-Kategorie konnte Sebastian, der übrigens Rechtshänder ist, noch kein Turnier gewinnen. Die Weltrangliste führt ihn auf Position 887. Aber der ganz große Druck dürfte weg sein: An ihm hängt der Familien-Grand-Slam schließlich nicht. Dem Druck musste seine Schwester ja Stand halten.