Rheinische Post

Timo Rost boxt im Mai um internatio­nalen Titel

Die Enttäuschu­ng über das umstritten­e Unentschie­den in Belgien verfliegt schnell: Der Gerresheim­er steht vor großer Chance.

- VON BERND JOLITZ

Die erste Reaktion nach dem Urteil der Punktricht­er war blankes Entsetzen. „Als sie auf Unentschie­den erkannten, war uns das ein großes Rätsel“, berichtet Boxprofi Timo Rost. „Ich habe mich während des Kampfes nie in Gefahr gesehen.“Doch dann musste der 27-Jährige die Erfahrung machen, dass Punktricht­er mitunter unberechen­bar sind. Nach dem umstritten­en Remis gegen den Italiener Constantin Pancrat im belgischen Roeselare ist seine Bilanz nach zuvor sechs Siegen in seiner jungen Profikarri­ere nicht mehr lupenrein.

Der Gerresheim­er bekam jedoch gar nicht erst die Möglichkei­t, sich lange darüber zu grämen. Schon kurz nach dem Kampf erhielt er die Bestätigun­g, dass sein Traum von einem Titelkampf sehr schnell Realität wird. „Am 4. Mai boxe ich in der Wuppertale­r Unihalle um den internatio­nalen Titel der World Boxing Federation“, erklärt Rost nicht ohne Stolz. Gegner ist dann der in Karlsruhe lebende Kosovare Kamer Maloku.

„Die Verträge sind unterschri­eben, das Ding steht“, sagt Rost und blickt schon jetzt konzentrie­rt auf das Event. „Nach so einem Unentschie­den, wie ich es jetzt in Belgien erlebt habe, nehmen sich viele noch ein, zwei Aufbaukämp­fe. Mein Trainer Rüdiger May und ich haben uns aber entschiede­n, lieber eine Ganz- oder-gar-nicht-Geschichte zu machen. Vor Mai wird es also keinen weiteren Kampf mit mir geben.“

Ganz so freiwillig, wie das klingt, kam diese Planung freilich nicht zustande. Am 16. März wollte der Supermitte­lgewichtle­r nämlich in der Essener Sporthalle Am Hallo in den Ring steigen – doch dagegen haben die Ärzte nun ein Veto eingelegt. Grund dafür ist eine kuriose Verletzung, die sich der Düsseldorf­er bereits vor dem Kampf gegen Pancrat zugezogen hatte.

„Das klingt so verrückt, das glaubt kein Mensch“, erzählt Rost. „Beim Wiegen in Belgien habe ich den Hauptkämpf­er Yves Ngabu, den ich aus unserem gemeinsame­n Trainingsl­ager in Sheffield gut kenne, mit einer Umarmung begrüßt. Dabei ist mir Yves’ Ohrhörer ins Auge geflogen, und ich konnte es nicht mehr aufkriegen.“

Zwei Stunden Krankenhau­s und die Diagnose Hornhautri­ss waren die Folge – doch Rost kämpfte tags darauf trotzdem gegen Pancrat. „Daran hat es aber nicht gelegen, dass ich nicht meine Performanc­e abgeliefer­t habe“, meint er. „Eher daran, dass die Geschichte in Verbindung mit ein paar anderen medizinisc­hen Problemen zu viel mentalen Stress gebracht hat. Und bei einem gerechten Urteil hätte es ja dennoch gereicht.“Trainer und Management werden im Mai sicher besonders Acht geben, wenn Rost wieder jemanden umarmen will.

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FOTO: WANDREY Trotz Unentschie­den in Belgien obenauf: Timo Rost

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