Grandioser Sphärenklang im Schumann-Saal
Es glänzt. Goldener Zierrat wirft von der Bühne her sein kostbares Licht in den voll besetzten Schumann-Saal. Man darf staunen ob der Pracht des Instruments, das mit seiner üppig verzierten Säule hinweist auf ein Konzert, wie man es nur selten erleben kann heutzutage: Kammermusik mit Harfe. Mit von der Partie: Xavier de Maistre, Star der Szene. Wenn der Franzose auftritt, fliegen ihm die Herzen zu. Ungemein gut gebaut, ein paar blonde Strähnchen in der Gelfrisur, leger die schwarzen Hemdsärmel aufgekrempelt. Und wenn er zupackt, erzittern nicht nur die Saiten, dann vibriert die Luft von musikalischer Hochspannung. De Maistre spielt einmal allein an diesem Nach- mittag, Faurés Impromptu in Des, das wunderbar die impressionistischen Seiten der Harfe zu Geltung bringt: die romantischen Glissandi, die süßen Flageoletts, das virtuose Melodien-Singen mit Arpeggien-Begleitung. Es fliegen ihm Bravi zu hernach, dem Begnadeten.
De Maistres musikalische Partner sind dabei nicht weniger brillant. Baiba Skride, die lettische Zart-Gei- gerin, und Daniel Müller-Schott, deutscher Hochtemperament-Cellist, dürfen bei Trios von Jacques Ibert und Harfenspezialistin Henriette Renié zeigen, was Streichinstrumente können. Schweres Zeug, das alles.
Beide Musiker haben vor allem klanglich knifflige Probleme zu lösen, viele Kantilenen liegen unangenehm, da klingt nichts von allein. Doch sie sind Spitzenkönner. Vor allem Müller-Schott gebietet über einen durchseelten Ton, der jeden noch so schlaffen kompositorischen Einfall zum Leuchten bringt. Skride bleibt zurückhaltender, dienlicher eher der Harmonie als der Pointe. Ibert hat massenweise Sphärenklänge komponiert, Kapriziöses wie Vitales, ein weiches Andante steht vor dem Scherzo mit Schrumm- schrumm-Schluss. Ambitionierte Musik mit Weltkriegs-Hintergrund. Demgegenüber bleibt Reniés etwa zehn Jahre früher entstandenes Trio der Romantik verhaftet. Mit finalem Drama. Ungewöhnlich, ambitioniert findet sich im Zentrum des Konzerts Ravels Duo für Geige und Cello, das die Streicher hinreißend klangvoll, wunderbar einträchtig, atemberaubend virtuos musizieren.