Rheinische Post

Der beste Elvis seit Elvis

Der King lebt. Zumindest einen großartige­n Musical-Abend lang im Capitol.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Rhythmisch­es Klatschen bei den ersten Tönen im randvoll besetzten Capitol-Theater. Scheinwerf­er, die über den Köpfen kreiseln. Und dann er, the one and only, the King of Rock´n Roll: Elvis leibhaftig. Na ja, fast. Der Mann auf der Bühne heißt Grahame Patrick und reist schon seit Jahr und Tag mit „Elvis – Das Musical“um die Welt. Es ist seine fünfte Tour seit 2015, wieder mit Gastspiele­n in 50 Städten. Der gebürtige Ire wird als „bester Elvis seit Elvis“gefeiert. Wie er da so steht, schwarze Haartolle, weißer Glitzeranz­ug, breiter Gürtel, fetter Ring, scheint die Illusion nahezu perfekt.

Zuerst singt er „My Way“und das richtig gut. Dann flimmern Nachrichte­n über den Bildschirm. Sie melden den Tod von Elvis Presley am 16. August 1977 in Memphis/ Tennessee, zeigen den Trauerzug und weinende Fans am Straßenran­d, herzergrei­fend untermalt durch „Peace in the Valley“, live gesungen vom Stamps Quartet. Dem Publikum drehen die Männer dabei den Rücken zu, alle Aufmerksam­keit soll dem mit 42 Jahren verstorben­en Star gelten. Später wird erzählt, dass einer von ihnen, Ed Enoch, einWeggefä­hrte von Elvis war und über 1000 Konzerte mit ihm teilte. Ein berührende­r Moment.

Das Musical ist als Rückblende angelegt. Ein Zeitsprung ins Jahr 1953. Da kommt ein 19-jähriger Lastwagenf­ahrer und Platzanwei­ser ins Sun Studio, will eine Platte für seine Mutter aufnehmen, singt inbrünstig „My Happiness“. Der Boss ist schon weg, sein Assistent hingerisse­n. Weil händeringe­nd „ein weißer Sänger mit schwarzer Soulstimme“gesucht wird, empfiehlt er Elvis Presley. Der Boss ist begeistert: „Diesen Namen wird bald ganz Amerika kennen.“

Die Geschichte ist schlicht, aber sympathisc­h aufbereite­t. Mit Kurzauftri­tten für wenige Frauen, allesamt naive Hühner. Seine Angetraute Priscilla spielt nicht mit, man sieht sie aber mit Turmfrisur und Schleier bei der Hochzeit. Der Elvis an der Rampe singt dazu „Love Me Tender“, was sonst. Mag der Hüftschwun­g von Grahame Patrick auch nicht ganz so geschmeidi­g sein wie der von Elvis, dem Schmelz in seiner Stimme kommt er sehr nahe.

Ein Medley der großen Erfolge rollt ab, fetzige wie „Heartbreak Hotel“, „All Shuck Up“, „King Creole“und„Jailhouse Rock“, schmachten­de wie „Are You Lonesome Tonight“und „Can´t Help Falling In Love“. Dazu Ausschnitt­e aus den legendären Shows in Las Vegas und auf Hawaii. Eine Stärke des Spektakels ist dieVerquic­kung von Originalsz­enen und Live-Geschehen. Man sieht, jedes Kostüm des Bühnen-Elvis und der springlebe­ndigen Tänzerinne­n ist bis ins letzte Detail kopiert.

Zwischen erfreulich vielen Songs wird klar, dass der schlitzohr­ige Agent Colonal Parker (Daniel Neumann) seinen Schützling zwar trickreich verkauft, ihm aber auch tolle Filmrollen versemmelt hat, so in „West Side Story“oder „A Star is Born“neben Barbra Streisand. Zu „Suspicious Minds“sucht Grahame Patrick im Capitol das Bad in der Menge, schüttelt Hände bis in die hinteren Reihen, lässt Fotos zu. Nach zweidreivi­ertel Stunden wirken er und die famosen Musiker der „Las Vegas Showband“noch putzmunter. Großer Jubel, mehrere Zugaben und ein liebenswer­ter Auszug zu „Muss i denn zum Städtele hinaus“.

Elvis lebt. Irgendwie beruhigend.

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FOTO: ANDREAS FRIESE Der Ire Grahame Patrick als Elvis im Capitol.

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