Irans Frauen fürchten Olympia-Aus
Der Israel-Konflikt bedroht die Qualifikationsspiele der Fußball-Nationalmannschaft.
TEHERAN/TEL AVIV (dpa/RP) Das iranische Frauenfußball-Nationalteam muss möglicherweise aus politischen Gründen auf die Chance der Olympia-Qualifikation verzichten. Grund dafür ist nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna vom Dienstag der Austragungsort der Qualifikationsspiele für die Olympischen Spielen 2020 in Tokio.
Die iranischen Frauen müssten für die Spiele in das von Israel besetzte Westjordanland nach Al-Ram reisen, einer palästinensischen Stadt nordöstlich von Jerusalem. Dafür müssten sie aber durch Israel reisen oder die von Israel kontrollierte Grenze zu Jordanien passieren. Laut iranischen Gesetzen ist dies jedoch verboten. Zudem bräuchten die Frauen einVisum vom iranischen Erzfeind Israel. Laut Isna wird daher befürchtet, dass die iranischen Frauen schon im Vorfeld ihren Olympia-Traum begraben müssen.
„In unserem Pass steht klar und deutlich, dass Iraner nicht in die besetzten palästinensischen Gebiete (Israel) einreisen dürfen“, sagte Hussein Abdi, der technische Berater der Frauenmannschaft. Der Iran habe den asiatischen Fußballverband AFC mehrmals über das Problem informiert und einen neuen Austragungsort beantragt. Aber bis jetzt habe Teheran vom AFC kei- ne Antwort erhalten, so der Berater laut Isna. Viel Zeit bleibt den iranischen Frauen nicht mehr. Die Qualifikationsspiele beginnen am 1. April in Al-Ram.
Wegen der politischen Feindschaft mit Israel dürfen Iraner seit der islamischen Revolution vor 40 Jahren nicht nach oder durch Israel reisen. Auch Irans Sportler dürfen seitdem nicht gegen israelische Sportler oder Mannschaften antreten. Das Verbot gilt im Land als eine sportpolitische rote Linie und ein Verstoß als Tabubruch.
Sollten die Qualifikationsspiele aufgrund des Betretungsverbotes nicht stattfinden, wäre es ein weiteres Negativkapitel in der iranischen Sportgeschichte. Seit 1981 ist es Frauen im Iran verboten, Sport- veranstaltungen von Männern im Stadion zu besuchen. Zwar waren im vergangenen Oktober bei einem Länderspiel gegen Bolivien das erste Mal seit drei Jahrzehnten wieder 100 Frauen bei einem Herrenfußballspiel vor Ort, an dem grundsätzlichen Verbot hält die islamische Republik aber weiterhin fest. Auch die Kopftuchpflicht bleibt für iranische Sportlerinnen weiter bestehen. Immerhin: 2012 hob die Fifa einVerbot von Kopftüchern auf dem Fußballplatz auf, sodass das Team seitdem wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen darf.
Ein wirkliches Umdenken im Land scheint es aber nicht zu geben. Das zeigt die abgesagte Fernsehübertragung des Bundesligaspiels Augsburg gegen Bayern, weil Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus die Partie am vergangenen Freitag leitete.
Info: Die Partie zwischen Liverpool und dem FC Bayern München war bei Druckbeginn dieser Ausgabe noch nicht beendet. Den Spielbericht finden Sie unter www.rp-online.de/sport/fussball. Zusätzlich bieten wir Ihnen für heute einen kostenfreien Zugang zu unserem digitalen Angebot an. Sie können E-Paper oder App auf dem Tablet oder Smartphone in der „RP ePaper App“nutzen. Geben Sie dafür in der App unter „Menü / Einstellungen / Gutschein einlösen“den Code DMMBN8VH ein.