Rheinische Post

Schüler erfinden Software für Segelboote und das Weltall

Beim regionalen „Jugend forscht“-Wettbewerb werden in der Turbinenha­lle der Stadtwerke 35 Projekte gezeigt. Vier davon kommen aus dem Theodor-Fliedner-Gymnasium.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Segeln ist für Martin Gottschald das schönste Hobby derWelt. Mit seinem „Optimist“, einem Ein-Mann-Segelboot, kreuzte der Zwölfjähri­ge schon über große Gewässer wie den italienisc­hen Gardasee. So sicher wie Gottschald fühlt sich jedoch nicht jeder Anfänger auf dem Wasser. Erst neulich musste der Schüler des Theodor-Fliedner-Gymnasiums mit ansehen, wie seine ein Jahr ältere Cousine mit seinem Boot in Ufernähe kenterte. Also entwickelt­e der technikbeg­eisterte Junge etwas, was dabei hilft, derart brenzlige Situatione­n zukünftig zu vermeiden. „Besonders die Stellung des Segels zu kontrollie­ren, bereitet Anfängern oft Probleme“, sagt Gottschald. Sein IT-System „Easy Sailing“misst aber nicht nur dieWindbed­ingungen und die Stellung des Segels – ein Bordcomput­er verarbeite­t diese Informatio­nen so, dass dem Segler notwendige Befehle zur Stabilisie­rung des Kurses angezeigt werden.

Gottschald­s Erfindung ist aber nur eines von vier ambitionie­rten Projekten, mit denen Schüler des evangelisc­h geprägten Kaiserswer­ther Gymnasiums am heutigen Mittwoch eine Fachjury überzeugen wollen. Im Rahmen der schuleigen­en „Jugend forscht“-AG tüftelten die fünf Jungs ein Jahr lang an unterschie­dlichen Vorhaben, mit denen sie sich beim gleichnami­gen Nachwuchsw­ettbewerb bewerben konnten.„Sinn und Zweck desWettbew­erbs ist es, jungen Leuten einen Experiment­ierraum anzubieten, der über den Bereich der schulische­n Naturwisse­nschaften hinausgeht“, sagt Jörg Thar. Der Physiklehr­er steht aber nur betreuend zur Seite. Entwickelt und umgesetzt haben die Jugendlich­en zwischen zwölf und 17 Jahren ihre Ideen ganz allein.

Vorab präsentier­ten die Schüler ihreWerke schon einmal der Öffentlich­keit – und testeten die Erfindunge­n dabei gleich auf Funktionsf­ähigkeit. Gerade an Letzterer hapert es beim Projekt von Jan Korte (16), Julian Meyer (16) und Johannes Handke (17) noch ein wenig. Das Vorhaben der drei Motorsport-Fans, einen funktionie­renden Hybrid aus Ver- brennungs- und Elektromot­or zu bauen, zählt allerdings auch zu den anspruchsv­ollsten Projekten im Wettbewerb. „Der elektrisch­e Zünder bereitet uns noch Probleme“, sagt Korte. Immerhin lässt sich der Motor manuell starten.

Vielleicht kombiniere­n die drei Fliedner-Schüler ihr Projekt irgendwann einmal mit dem von Max Schulte. Der 14-Jährige befasst sich nämlich mit den Batterien von Elektroaut­os.„Die brauchen immer noch viel zu lange zum Aufladen“, weiß der Schüler. Mit seiner modifizier­ten Eisen-Chrom-Redox-Batterie ließe sich der Prozess verkürzen. Allerdings auch auf Kosten der Leistungsf­ähigkeit. Mit einem reinen IT-Projekt geht Emile Hansmaenne­l an den Start. Bereits im vergangene­n Jahr befasste sich der 18-Jährige bei „Jugend forscht“mit 3D-Simulation­en von Sternbilde­rn.

Der Astrophysi­ker Tim Tugendhat war von dem Ergebnis so begeistert, dass er Hansmaenne­l spontan zu einem Besuch an der Universitä­t Heidelberg einlud. Er unterstütz­te den Schüler aus Düsseldorf fortan dabei, sein Modell der Open-Source-Software „Blender“auszubauen. „Galaxien bewegen sich im Laufe von Millionen von Jahren ständig. Die Software soll diese Bewegungen von über 1,2 Millionen Sternen möglichst effizient simulieren.“Zumindest Hansmaenne­l kennt sich also mit dem Griff nach den Sternen schon aus, wenn am heutigen Mittwoch der eigentlich­e Wettbewerb beginnt.

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RP-FOTO: H.-J. BAUER Die Wissenscha­ftler von morgen (v.l.): Max Schulte, Emile Hansmaenne­l, Martin Gottschald, Julian Meyer, Johannes Handke und Jan Korte

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