Wettstreit um die beste Lesekompetenz
Im Jungen Schauspielhaus gewann die zwölfjährige Anna Bremer.
Auf der Bühne des Jungen Schauspielhauses stehen ein Tisch und ein Stuhl. Ein Standmikrofon ragt über die Tischplatte. Scheinwerfer sorgen für helles Licht. Am Bühnenrand stehen Pulte für eine Jury. Die Anspannung, die Nervosität der fünf Sechstklässler, die hier ihre Lesekompetenz unter Beweis stellen sollen, ist mit Händen zu greifen. Anna Bremer setzt sich am Ende durch. Mit ihrer Stimme entführt sie die gut 100 Zuschauer in eine Fantasiewelt. Mit gekonnter Betonung undVeränderung der Stimmlage macht die Schülerin des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums verschie- dene Charaktere lebendig. Mal ruppig, mal süß-säuselnd, mal patzig, mal fragend, teilweise grantelnd – direkt gefolgt vom Kontrapunkt höflich-bittend – formt sie nur mit ihrer Stimme Bilder im Kopf des Publikums.
Diese Leistung erkennt auch die vierköpfige Jury des 60. Vorlesewettbewerbs des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels an. Damit hat sich die Benratherin gegen alle gleichaltrigen Konkurrenten aus 31 weiterführenden Schulen durchgesetzt. Um sich für die „Stadtmeisterschaft“zu qualifizieren, hatte die Krimi-Liebhaberin zunächst in ihrer Klasse, dann am Annette-Gymnasium gewonnen und sich schließlich auch noch einen Titel im Düsseldorfer Süden gesichert. In jeder der bisherigen Runden hat die Zwölfjährige die Bewertungskriterien Lesetechnik, Interpretation, Textstellenauswahl und flüssiges Vortragen eines fremden Textes am besten bewältigt.
Bremer und alle anderen Teilnehmer – darunter auch Paul, der aus „Herr der Ringe“liest – erhielten als Preis das Buch „Knietzsche und das Hosentaschenorakel“von Anja von Kampen.„Ich werde jetzt so viel üben, so viel laut lesen, wie ich kann, um beim Bezirksentscheid gut abzuschneiden“, meint die Gewinnerin. Der wird am 7. April in der Mayerschen Buchhandlung ausgetragen.