In Bilk liegt die Stadt so nah
Ursula Willems hat fast ihr ganzes Leben in Bilk gewohnt, mal an der Sternwartstraße, mal an der Himmelgeister Straße. In Bilk fühlt sie sich wohl. Julia Winter ist neu im Stadtteil. Für immer will sie nicht bleiben.
Als ihre Eltern damals in Neuss ein Haus bauten, da suchte sich Ursula Willems etwas eigenes. Sie wollte bleiben, in Düsseldorf, im Stadtteil, weil sie hier ihre Ausbildung machte, hier ihre Freunde hatte. Das ist mehr als 45 Jahre her. Ihr erstes kleines Appartment lag an der Burghofstraße, später zog sie mit ihrem Mann an die Sternwartstraße. Ursula Willems kennt viele Ecken in Bilk und hat es vermisst, als sie nach der Trennung nach Holthausen zog.„Da bin ich nicht glücklich geworden“, erinnert sich die 68-Jährige, nach langen fünf Jahren „war ich endlich wieder zurück“. Auch wenn der Stadtteil selbst gar nicht unbedingt der schönste in Düsseldorf ist, hat er doch so vieles: die Nähe zum Rhein, „ich kenne inzwischen jeden Grashalm“, sagt Ursula Willems, die fließenden Grenzen zu anderen Stadtteilen, der Botanische Garten und vor allem den sehr kurzen Weg zur Arbeit, den die 68-Jährige früher hatte. Von der Fleher Straße hatte es Ursula Willems schon nicht sehr weit, als sie mit ihrem heutigen Lebensgefährten Hans Köhler zusammenzog, musste sie nur noch über die Straße und durch den Hintereingang, bis sie im Sekretariat der Chirurgie an der Uni-Klinik war. „Auch wenn wir hier an der Himmelgeister Straße schon ein bisschen ab vom Schuss sind“, wie Köhler findet. Ein gutes Restaurant würde sich das Paar in der Ecke wünschen, vielleicht einen Metzger. „Alle 14 Tage fahre ich nach Eller zum Metzger, kaufe dann auf dem Markt ein“, sagt Hans Köhler, der in Eller aufgewachsen ist und seit 15 Jahren in Bilk wohnt. Trotzdem würde er nicht mehr zurück wollen, weil die Stadt so nah liegt, seine Kegelfreunde sich an der Grafenberger Allee treffen. Die Anbindung ist gut, findet das Paar, nur abends könnte der ÖPNV ausgebaut werden. Nicole Kampe
So richtig durchschaut hat Julia Winter die Stadtteilgrenzen noch nicht. Vor gut einem Jahr ist die 25-Jährige nach Bilk gezogen, das für sie eigentlich rund um den S-Bahnhof liegt, Brunnenstraße und Färberstraße. Julia Winter aber wohnt gegenüber der Uni-Klinik,„viele denken, dass das hier Wersten ist“. Dafür hat sie es im Winter grün bei sich, einen kleinen Balkon, und es ist nicht weit bis zum Volksgarten. Einen Kiosk gibt es um die Ecke, der nächste Supermarkt ist fünf Minuten entfernt, „ich habe alles, was ich brauche“, sagt Julia Winter, die nicht festgelegt war auf Bilk, die sich auch in Pempelfort, Oberbilk und Flingern nach Wohnungen umschaute.
Für die Liebe und die berufliche Perspektive ist sie hergekommen und findet, dass Düsseldorf Vor- und Nachteile hat. „Die Gemütlichkeit fehlt“, sagt Julia Win- ter. Weil Trier so viel kleiner ist, hat sie alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht. Die Düsseldorfer selbst seien zwar freundlich und höflich, legten aber auf Wert auf die Etikette. „Die Fahrräder müssen gut aussehen, wenn wir sie auf der Straße abschließen“, erzählt die 25-Jährige, die sich als Quasi-Kleinstadt-Mädchen bezeichnet und dasVorurteil bestätigen würde, dass die Menschen in der Großstadt nicht wissen, wer nebenan wohnt. Zumindest nach einem guten Jahr ist das ihr Eindruck, Kontakte hat sie eigentlich nur über die Arbeit geschlossen. Dafür ist die Abendplanung in Düsseldorf leichter. „Nur kommt man nach zwei Uhr nachts schlecht nach Hause.“Ob sie für immer bleibt, das bezweifelt Julia Winter. Wenn es an die Familienplanung geht, will sie wieder zurück nach Trier. Nicole Kampe