VRR unzufrieden mit Bahnhofsqualität
Graffiti ist der häufigste Mangel, den die Tester an den Haltepunkten festgestellt haben. Ein Förderprogramm des Landes ist ausgelaufen. Die Bahn verspricht dennoch, weiter offensiv gegen Schmierereien vorzugehen.
GELSENKIRCHEN Schlechte Werte bei der Pünktlichkeit, steigende Kosten, schwächelnde Einnahmen – es gibt derzeit genug Gründe, die den Verantwortlichen beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) die Laune vermiesen. Einen weiteren Punkt lieferte am Dienstag Europas größter Verkehrsverbund selbst mit seinem alljährlichen Stationsbericht. Der VRR hat wie schon elfmal zuvor sogenannte Profi-Tester durch sein Gebiet geschickt, um die Qualität der Bahnhöfe und Haltepunkte zu überprüfen. Das Er
gebnis: Von den 296 Stationen sind 61 in einem nicht akzeptablen Zustand, das entspricht einem Plus von 13 Prozent zum Vorjahr. Die Zahl der Haltepunkte, die als „noch akzeptabel“gelten, stieg gegenüber dem Vorjahr um gut 18 Prozent auf 110. Bleieben 125 Stationen, die die Tester als akzeptabel einstuften.
In die Bewertung flossen die drei Kategorien Graffiti, Sauberkeit und Funktion ein. Am häufigsten bemängelten die Tester dem VRR zufolge Schmierereien. Graffiti trage erheblich dazu bei, dass Fahrgäste einen negativen Eindruck von einer Station gewännen. Und das Problem könnte sich verschärfen. Ein Förderpro
gramm des Landes NRW lief Anfang 2018 nach acht Jahren aus. Die Bahn erklärte, sie werde ungeachtet dessen an ihrer Graffiti-Offensive festhalten. Der Staatskonzern selbst beziffert den Schaden, der ihm im vergangenen Jahr durch die Schmierereien entstanden ist, auf 2,8 Millionen Euro. „Um das Erfolgserlebnis der Sprayer zu schmälern, beseitigt die DB die Schäden möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden“, teilte die Bahn mit. Speziell geschulte Mitarbeiter müssten die einzelnen Farbschichten in oft zeitintensiver und mühsamer Handarbeit Schicht um Schicht abtragen. Im vergangenen Jahr seien so rund 32.500 Quadratmeter Schmierereien an Bahnhöfen entfernt worden – das entspreche in etwa der Fläche von viereinhalb Fußballfeldern. Zudem begegnet die Bahn
dem Problem damit, dass sie selbst Graffiti-Künstler beauftragt. Der Konzern hofft, dass ein unter Sprayern geltende Ehrenkodex diese davon abhalte, die Bilder zu übermalen.
Mit Blick auf die Sauberkeit der Stationen gab es im Stationsbericht vergleichsweise wenig zu bemängeln. Lediglich einige S-Bahn-Stationen waren mit Müll verschmutzt. Die Funktion der Ausstattung bewerteten die VRR-Profitester ähnlich wie im Vorjahr. Überproportional fielen einmal mehr die S-Bahn-Haltestellen mit Mängeln auf. Bei drei Viertel der beanstandeten Haltepunkte handelte es sich um S-Bahn-Haltestellen.
Unterschiedlich fiel die Situation in den Großstädten des VRR-Gebiets aus. Niederschmetternd ist die Bilanz für die Landeshauptstadt: In Düsseldorf gab es keine einzige Verbesserung imVergleich zumVorjahr. Stattdessen rutschte die Qualität an neun Stationen ab – am Haltepunkt Derendorf sogar von der obersten Kategorie „akzeptabel“zum „nicht akzeptablen Erscheinungsbild“. Einzig die Flughafen-Haltestellen und der Hauptbahnhof sagten den Testern zu.
In der zweitgrößten Stadt des VRR-Gebiets, Dortmund, verschlechterte sich an fünf Stationen die Qualität, während sie sich an acht Stationen verbesserte. Die übrigen blieben auf dem Vorjahresniveau. Mit nur vier nicht akzeptablen Stationen kommt die Ruhrgebietsmetropole deutlich besser weg als die Landeshauptstadt mit insgesamt 19 durchgefallenen Haltestellen.