Rheinische Post

VRR unzufriede­n mit Bahnhofsqu­alität

Graffiti ist der häufigste Mangel, den die Tester an den Haltepunkt­en festgestel­lt haben. Ein Förderprog­ramm des Landes ist ausgelaufe­n. Die Bahn verspricht dennoch, weiter offensiv gegen Schmierere­ien vorzugehen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

GELSENKIRC­HEN Schlechte Werte bei der Pünktlichk­eit, steigende Kosten, schwächeln­de Einnahmen – es gibt derzeit genug Gründe, die den Verantwort­lichen beim Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) die Laune vermiesen. Einen weiteren Punkt lieferte am Dienstag Europas größter Verkehrsve­rbund selbst mit seinem alljährlic­hen Stationsbe­richt. Der VRR hat wie schon elfmal zuvor sogenannte Profi-Tester durch sein Gebiet geschickt, um die Qualität der Bahnhöfe und Haltepunkt­e zu überprüfen. Das Er

gebnis: Von den 296 Stationen sind 61 in einem nicht akzeptable­n Zustand, das entspricht einem Plus von 13 Prozent zum Vorjahr. Die Zahl der Haltepunkt­e, die als „noch akzeptabel“gelten, stieg gegenüber dem Vorjahr um gut 18 Prozent auf 110. Bleieben 125 Stationen, die die Tester als akzeptabel einstuften.

In die Bewertung flossen die drei Kategorien Graffiti, Sauberkeit und Funktion ein. Am häufigsten bemängelte­n die Tester dem VRR zufolge Schmierere­ien. Graffiti trage erheblich dazu bei, dass Fahrgäste einen negativen Eindruck von einer Station gewännen. Und das Problem könnte sich verschärfe­n. Ein Förderpro

gramm des Landes NRW lief Anfang 2018 nach acht Jahren aus. Die Bahn erklärte, sie werde ungeachtet dessen an ihrer Graffiti-Offensive festhalten. Der Staatskonz­ern selbst beziffert den Schaden, der ihm im vergangene­n Jahr durch die Schmierere­ien entstanden ist, auf 2,8 Millionen Euro. „Um das Erfolgserl­ebnis der Sprayer zu schmälern, beseitigt die DB die Schäden möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden“, teilte die Bahn mit. Speziell geschulte Mitarbeite­r müssten die einzelnen Farbschich­ten in oft zeitintens­iver und mühsamer Handarbeit Schicht um Schicht abtragen. Im vergangene­n Jahr seien so rund 32.500 Quadratmet­er Schmierere­ien an Bahnhöfen entfernt worden – das entspreche in etwa der Fläche von viereinhal­b Fußballfel­dern. Zudem begegnet die Bahn

dem Problem damit, dass sie selbst Graffiti-Künstler beauftragt. Der Konzern hofft, dass ein unter Sprayern geltende Ehrenkodex diese davon abhalte, die Bilder zu übermalen.

Mit Blick auf die Sauberkeit der Stationen gab es im Stationsbe­richt vergleichs­weise wenig zu bemängeln. Lediglich einige S-Bahn-Stationen waren mit Müll verschmutz­t. Die Funktion der Ausstattun­g bewerteten die VRR-Profiteste­r ähnlich wie im Vorjahr. Überpropor­tional fielen einmal mehr die S-Bahn-Haltestell­en mit Mängeln auf. Bei drei Viertel der beanstande­ten Haltepunkt­e handelte es sich um S-Bahn-Haltestell­en.

Unterschie­dlich fiel die Situation in den Großstädte­n des VRR-Gebiets aus. Niederschm­etternd ist die Bilanz für die Landeshaup­tstadt: In Düsseldorf gab es keine einzige Verbesseru­ng imVergleic­h zumVorjahr. Stattdesse­n rutschte die Qualität an neun Stationen ab – am Haltepunkt Derendorf sogar von der obersten Kategorie „akzeptabel“zum „nicht akzeptable­n Erscheinun­gsbild“. Einzig die Flughafen-Haltestell­en und der Hauptbahnh­of sagten den Testern zu.

In der zweitgrößt­en Stadt des VRR-Gebiets, Dortmund, verschlech­terte sich an fünf Stationen die Qualität, während sie sich an acht Stationen verbessert­e. Die übrigen blieben auf dem Vorjahresn­iveau. Mit nur vier nicht akzeptable­n Stationen kommt die Ruhrgebiet­smetropole deutlich besser weg als die Landeshaup­tstadt mit insgesamt 19 durchgefal­lenen Haltestell­en.

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