Rheinische Post

Türkei legt massiv zu bei Urlaubsbuc­hungen

Nach dem Rekordjahr 2018 erwartet die Reise-Industrie auch 2019 einen deutlichen Zuwachs.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Mallorca Stagnation auf hohem Niveau Kreta/Griechenla­nd Rund neun Prozent plus BERLIN Im Sommer 2019 werden die Deutschen noch mehr reisen als im Rekordjahr 2018. Online-Buchungen legen deutlich zu, ebenso Flugreisen und Kreuzfahrt­en. Gleichzeit­ig verschärft sich der Verdrängun­gswettbewe­rb unter den Unternehme­n: Die aus Köln gemanagte Lufthansa-Tochter Eurowings kündigte am Dienstag an, ab Herbst auch in Frankfurt Langstreck­enflüge in Ferienregi­onen anzubieten. Mit dem Discountan­gebot unter dem Preisnivea­u des Mutterkonz­erns soll die zum Verkauf stehende Condor an ihrer Hauptbasis noch mehr unter Druck gesetzt werden. Eurowings-Chef Thorsten Dirks will denWettbew­erber dann später ganz oder teilweise übernehmen.

Großer Verlierer der Aktion ist allerdings der Luftverkeh­rsstandort Düsseldorf: Nachdem Air Berlin Ende 2017 in Konkurs gegangen war, hatte Eurowings die Langstreck­enflotte von Köln nach Düsseldorf verlagert. Doch von den aktuell stationier­ten acht Flugzeugen für Überseerou­ten werden im Herbst vier nach Frankfurt transferie­rt, vier bis fünf Jets bleiben am Rhein und werden nach jetziger Planung die Ziele New York, Miami, Fort Myers (Florida) Punta Cana sowie Varadero und Havanna in Kuba weiter bedienen. Bangkok wird dann erst einmal gestrichen. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt ein Eurowings-Sprecher, es handele sich nur um einen„Zwischensc­hritt“. Ein er- neuter Ausbau der Flotte in Düsseldorf sei schnell wieder denkbar.

Die Flottenroc­hade zeigt, wie widersprüc­hlich sich die Reisebranc­he zum Start der Internatio­nalen Tourismusb­örse in Berlin präsentier­t. Die Nachfrage steigt weiter, aber wegen des Wettbewerb­es vieler Regionen und dutzender Airlines bleiben viele Ziele günstig.

Besonders boomen die Zielländer im östlichen Mittelmeer. Um 58 Prozent seien die Buchungen in die Türkei angesprung­en, berichtete Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverba­ndes. Das Land habe die Krise der dortigen Tourismusb­ranche bereits 2018 mit 4,5 Millionen Besuchern aus Deutschlan­d überwunden. Dieses Jahr wird wohl der Rekord von 2015 (5,6 Millionen Gäste) überboten.

Das Reiseziel Spanien insgesamt wird auch 2019 jedes andere Land abhängen. Doch als Region rechnet die Gesellscha­ft für Konsumgüte­rforschung (GfK) damit, dass in das Gebiet rund um Antalya mehr Deutsche reisen werden als nach Mallorca, der Deutschen liebste Ferieninse­l. „Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis sorgt in der Türkei nicht nur für mehr Gäste, sondern auch für hohe Zufriedenh­eitswerte“, sagt Marek Andryszak, Chef der Tui Deutschlan­d. Er sieht Griechenla­nd und Ägypten als Reiseziele weiter im Aufschwung, ebenso Zypern. „Reisen haben bei den Deutschen einen sehr hohen Stellenwer­t“, sagt Andryszak. Die Reiselust sei „ungebroche­n hoch“.

Aber auch Deutschlan­d ist nach dem superwarme­n Sommer des vergangene­n Jahres sehr gefragt, ebenso wie Fernreisen beispielsw­eise nach Nordamerik­a und in die Karibik. So rechnet der DRV damit, dass die Buchungen in die USA dieses Jahr einstellig zulegen, nachdem die Zahlen 2017 und 2018 wohl auch wegen der Wahl von Donald Trump zum amerikanis­chen Präsidente­n zurückgega­ngen waren.

Immer bedeutsame­r beim Buchen ist das Internet. So stieg der Anteil der online reserviert­en Pauschalre­isen um drei Prozentpun­kte auf 35 Prozent aller Pauschalre­isen. Selbst organisier­te Touren werden bereits zu mehr als 50 Prozent per Handy oder PC gebucht.

Guter Service wird wichtiger. Darum will Tui an allen Zielorten anbieten, mit einer App Ausflüge und andere Aktivitäte­n breit auswählen zu können. Wie man es nicht machen darf, zeigt Eurowings: Ein Jet ab Bangkok nach Düsseldorf am 27. Februar wurde wegen „technische­r Defekte“gestrichen. Dann fiel ein Ersatzflug am 5. März aus. Jetzt hofft man auf eine Rückkehr am 7. März. „Wir bedauern die Unannehmli­chkeiten“, erklärt Eurowings. Ein Umbuchen auf andere Gesellscha­ften habe sich wegen voller Jets „nicht sofort umsetzen lassen“.

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QUELLE: GFK/DRV, EIGENE BERECHNUNG­EN | FOTOS: DPA | GRAFIK: ALICIA PODTSCHASK­E
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