Rheinische Post

Städtetag kritisiert SPD-Vorstoß bei der Grundsteue­r

- VON JAN DREBES

BERLIN Die Idee der SPD, Mieter künftig von der Grundsteue­r zu befreien, ist beim Deutschen Städtetag durchgefal­len. Hauptgesch­äftsführer Helmut Dedy sagte unserer Redaktion: „Ich begegne dem Vorschlag mit großer Skepsis.“Vielleicht gelänge es, die Mieter kurzfristi­g etwas zu entlasten. Mittel- oder langfristi­g würden die Vermieter das Geld dann aber in ihre Kaltmieten einpreisen und zurückhole­n, sagte der Chef des Interessen­verbands.

Zuvor hatte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD-Fraktion, Carsten Schneider, verlangt, dass künftig nur noch die Eigentümer, alsoVermie­ter die Grundsteue­r zahlen sollten. Um das sicherzust­ellen, will die SPD die Betriebsko­stenverord­nung ändern. Bis Jahresende muss die Berechnung­sgrundlage der Grundsteue­r reformiert werden, weil das Bundesverf­assungsger­icht die dafür wichtigen Einheitswe­rte der Grundstück­e für veraltet erklärt hatte. Derzeit ringen Bund und Länder um eine Reform.

Nach Angaben des Mieterbund­es mussten im Jahr 2016 die Mieter in Deutschlan­d im Schnitt etwa 18 Cent Grundsteue­r je Quadratmet­er zahlen. Fiele die Umlage durch den Vermieter künftig weg, würden Mieter einer 70 Quadratmet­er-Wohnung pro Jahr um etwa 150 Euro entlastet.

Die Erträge aus der Abgabe von jährlich rund 14 Milliarden Euro kommen den Kommunen zugute. Sie bezahlen damit beispielsw­eise den Bau und die Sanierung von Straßen und öffentlich­en Ge- bäuden. Städtetags-Vertreter Dedy sieht dabei noch einen weiteren Kritikpunk­t an einem Verbot der Mietumlage: „Außerdem wäre es nicht gerecht, denn auch die Mieter benutzen die kommunale Infrastruk­tur und sollten deshalb auch ihren Anteil an der Grundsteue­r tragen.“

Ähnliche Reaktionen kamen aus der Union. Schneiders Pläne seien „nicht zu Ende gedacht“. Der Vorschlag lasse die Miete für alle steigen, „weil Vermieter bei Neuvermiet­ungen zum Ausgleich die Kaltmieten erhöhen werden“, erklärte der CDU-Abgeordnet­e Jan-Marco Luczak. Unterstütz­ung bekam Schneider dagegen von den Linken, die ebenfalls mit einer Entlastung für die Mieter rechnen. Und auch Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) äußerte sich entspreche­nd. „Dass die Grundsteue­r „bisher auf die Mieter umgelegt werden kann, ist systemwidr­ig, denn der Mieter profitiert in keiner Weise von denWertste­igerungen“, sagte Geisel. Man solle daher die Umlagefähi­gkeit der Grundsteue­r schleunigs­t korrigiere­n.

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