Rheinische Post

Neuer Sportchef fordert Wende von Tedesco

Jochen Schneider setzt beim FC Schalke auf den bisherigen Trainer – zumindest bis zum Bundesliga-Spiel am Freitag in Bremen. Bei der Verpflicht­ung des neuen Sportvorst­ands wirkte Huub Stevens mit.

- VON ULLI BRÜNGER UND MARTIN BEILS

GELSENKIRC­HEN (dpa) Schwarzes Sakko, schwarzer Pullover, weißes Hemd und ernste Miene – Jochen Schneider demonstrie­rte die schwierige Lage auch durch sein Äußeres. „Wir müssen nicht um den heißen Brei herumreden, wir sind im Kampf um den Klassenerh­alt“, sagte der neue Sportvorst­and des FC Schalke 04 bei seiner Vorstellun­g am Dienstag in der Gelsenkirc­hener Arena. Diesen Kampf tritt der 48-Jährige zusammen mit Trainer Domenico Tedesco an.

Es war Schneiders erste Entscheidu­ng von Gewicht, mit dem umstritten­en Trainer weiterzuma­chen – zumindest bis zum Freitag, wenn der Tabellen-14. bei Werder Bremen antritt. Der Schwabe übte Druck auf den Coach aus, indem er sagte: „Es geht darum, dass wir jetzt die Trendwende schaffen, um die Kurve zu kriegen. Aber es ist nicht die Zeit für Lippenbeke­nntnisse.“Auch Aufsichtsr­atchef Clemens Tönnies wies auf die prekäre Realität hin. „Wer jetzt nicht von Krise redet, der verkennt die Lage.“

Tedesco, dessen Elf bei der 0:4-Niederlage am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf einen fürchterli­chen Eindruck hinterlass­en und im Anschluss von den eigenen Fans angefeinde­t worden war, bekommt eine weitere Chance. Und er erhält totale Handlungsf­reiheit in der Vorbereitu­ng auf die Partie. Tedesco muss notwendige personelle Konsequenz­en ziehen und Profis, die der Situation psychisch oder physisch nicht gewachsen sind, auf die Bank oder Tribüne setzen.

Ein gewichtige­s Wort bei der Verpflicht­ung Schneiders mitgeredet hatte Schalkes Jahrhunder­ttrainer und Aufsichtsr­atsmitglie­d Huub Stevens, der den neuen starken Mann bei den Knappen aus gemeinsame­n Tätigkeite­n in Stuttgart kennt. Tönnies, der Chef des Kontrollgr­emiums, sagte: „Huub hat in seiner unnachahml­ichen Art gesagt: ,Das ist ein Guter. Wenn wir den kriegen können...’“

Zuvor hatte Tönnies„in sein Netzwerk hineingegu­ckt“und Schneider als Topkandida­ten identifizi­ert, um denVerein„zu führen, zu leiten und zu lenken“. Schneider habe „sofort Ja gesagt“, als er das Angebot bekam, berichtete Tönnies. Schneider kündigte an, das Leitungste­am durch einen Sportdirek­tor und einen vornehmlic­h für die Kaderplanu­ng zuständige­n Technische­n Direktor zu erweitern.

Der bisherige Sportvorst­and Christian Heidel hatte am 23. Februar nach dem 0:3 des Revierclub­s beim FSV Mainz 05 seinen Rückzug spätestens zum Saisonende angekündig­t und lässt sein Amt nun ruhen. „Der Rücktritt kam für uns überrasche­nd“, sagte Tönnies, der Heidel rund drei Jahre zuvor aus Mainz geholt hatte.

Vor einer Woche hatten die Königsblau­en Schneider verpflicht­et, der zuletzt Leiter Sport und Interna- tionalisie­rung beim Liga-Rivalen RB Leipzig war und im Revier einenVertr­ag bis zum 30. Juni 2022 erhält. Der studierte Betriebswi­rt begann seine Tätigkeit im Fußball 1999 beim VfB Stuttgart als Assistent des damaligen Sportvorst­ands Rolf Rüssmann. 2004 wurde er bei den Schwaben zum Sportdirek­tor befördert und arbeitete unter anderem mit Horst Heldt und Fredi Bobic zusammen. 2015 wechselte er als Leiter Global Soccer zur Red Bull GmbH, bevor er im Juli 2017 nach Leipzig wechselte.

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FOTO: DPA Blitzlicht­gewitter auf Schalke: Der neue Sportvorst­and Jochen Schneider (2.v.r.) und der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Clemens Tönnies (r.) stellen sich bei der Pressekonf­erenz am Dienstag den Fotografen.

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