Rheinische Post

Bornierte Unwissenhe­it

- Dr. med. Walter Linde Mettmann

Es ist schon erstaunlic­h, dass man jetzt keine Stellungna­hme der Politiker und Kassenvert­reter hört, die normalerwe­ise lautstark verkünden, in Deutschlan­d gäbe es zu viele Krankenhau­sbetten. Seit Jahren versuchen Kassen und Politiker in Bund und Land die Zahl der Klinikbett­en zu reduzieren, zuerst mit der Einführung von Festpreise­n (Fallpausch­alen), dann mit fest im Voraus zu vereinbare­nden Leistungsm­engen, zuletzt mit der Festlegung von Mindestmen­gen unter dem Vorwand der Qualität. Der vor ca. zwei Jahren verabschie­dete Krankenhau­splan sah für Düsseldorf die Schließung von 600 Betten vor. Doch jedes Jahr gibt es zwei- oder dreimal Zeiten, in den Lungen- oder Durchfalle­rkrankungs­wellen der älter werdenden Bevölkerun­g zu akuten Mangelsitu­ationen in den Kliniken führen, von Katastroph­envorsorge einmal ganz abgesehen. Nun versucht der Leitende Notarzt Düsseldorf­s rührig mit Appellen die Kliniken zur Aufnahme bei Überfüllun­g zu verpflicht­en. Nur was bringt das, wenn es kein Bettgestel­l mehr gibt? Und was sagen die immer so klug daherreden­den Gesundheit­sexperten? In diesen Zeiten verstummt das Expertenwi­ssen, wo doch gerade jetzt Hilfe nötig wäre. Ist das ein perfides System, zu Lasten der Erkrankten Geld sparen zu wollen, oder bornierte Unwissenhe­it?

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