Eltern sehen Verbesserungsbedarf bei Inklusion
Beim ersten Düsseldorfer Inklusionsbarometer waren sich Lehrer, Eltern und Politiker einig: Es fehlt an Bewerbern für Stellen, die nicht besetzt werden können.
Monatelange Wartezeiten für Beratungstermine, wochenlange Unterrichtsausfälle und ein genereller Mangel an Sonderpädagogen. Kaum ein Bildungsthema ist momentan so heiß diskutiert wie das Thema Inklusion. Das spiegelte sich auch beim ersten Düsseldorfer Inklusionsbarometer in der Gemeinschaftshauptschule Bernburger Straße in Eller wider. Auf Einladung des Vereins „Gemeinsam Leben und Lernen“diskutierten Eltern, Pädagogen, Betroffene und Landespolitiker. Dabei waren sich alle einig: Noch gibt es viele Mängel, neben Personal brauche es auch einen Mentalitätswechsel in Gesellschaft und Politik, so der Tenor.
„Die nicht hinreichende personelle Ausstattung ist für uns natürlich eine Herausforderung. Die Lehrkräfte in der Inklusion stoßen da auch an ihre Grenzen“, sagt Jürgen Weitz, Schulleiter der Dieter-Forte-Gesamtschule in Eller. Von 1300 Schülern haben etwa 45 Schüler besonderen Förderbedarf. Um diese Schüler im gemeinsamen Lernen zu unterstützen, hat die Schule dreieinhalb Stellen für Sonderpädagogen und eine Sozialpädagogin zur Verfügung. „Es müssten aber noch mehr Unterrichtsstunden doppelt besetzt werden“, so Weitz. Doch es fehle an Bewerbern für Stellenausschreibungen.
Im Plenum gab es beim Inklusionsbarometer einen ähnlich kritischen Tenor. Auf Seiten der Eltern wurde vor allem der Lehrermangel kritisiert. Besonders stark mangele es an besagten Sonderpädagogen, die Schüler mit Förderbedarf unterstützen. Ein Vater, dessen Kind mit Förderbedarf eine Realschule besucht, bemängelte: „Die Sonderpädagogin ist im Herbst erkrankt und bis zum Halbjahresende gab es keinen Ersatz.“Es müsse ein anderes Krisenmanagement geben, um Unruhen zu vermeiden. Eine Mutter beklagte zudem, dass es durch die wenigen Sonderpädagogen sehr schwierig sei, Beratungstermine zu bekommen. Sie habe den Eindruck, dass sich viele Lehrer der Regelschulen nicht für Kinder mit Förderbedarf verantwortlich fühlen. Ihre Forderung war deshalb, dass Sonderpädagogik endlich auf dem Plan aller Lehramtsstudenten stehen müsse. An der Dieter-Forte-Gesamtschule habe man bereits einen Handlungsleitfaden für die Lehrkräfte ohne sonderpädagogische Ausbildung aufgestellt, so Weitz, dessen Schule bereits seit mehreren Jahren inklusiv ist.
Laut Bürgermeister Wolfgang Scheffler (Grüne) sind mittlerweile alle Haupt- und Gesamtschulen, zwei Drittel der Realschulen und die Hälfte der Gymnasien für die Inklusion ausgestattet. „Es fehlt aber noch immer an Konzepten an den Schulen und an Fortbildungen für Lehrer“, so der Politiker. „Die Zahlen an inklusiven Gymnasien ist eine Ka- tastrophe. Und auch die personelle Not ist größer geworden“, gab der Landtagsabgeordnete Markus Herbert Weske (SPD) zu.
Der Pädagoge Arnd Freibert-Ihns kritisierte, dass mehr die Motivation und Einstellungen zur Inklusion Vordergrund stehen müssen: „Es geht darum, dass Inklusion in den Köpfen ankommt, nicht nur um Zahlen.“
Schulleiter Weitz sieht dies ähnlich. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen habe er größten Respekt vor der Leistung des Kollegiums. „Wir haben und wollen als Gesamtschule Heterogenität“, sagt er, betont aber auch: „Bei geringerer Belastung wäre die Akzeptanz noch größer, man könnte das Thema noch optimistischer angehen.“