Karneval fördert Kreativität der Kinder
Lehrer-Kolumne In Kostümen steckt viel Arbeit und Design.
Was sind zwei Schweine, drei Mini-Mäuse und ein FBIAgent? Die Antwort: kein schlechter Büttenreden-Witz, sondern Karneval im Klassenzimmer. Als Schule im Aufbau beherbergt das Wim-Wenders-Gymnasium nur die fünften und sechsten Jahrgänge – da wird Karneval und Verkleiden noch ernst genommen. Fast wie in einem modernen Star-Wars-Film tummeln sich zu Altweiber die fantasievollsten Geschöpfe auf dem Schulhof. Bananen spielen Fußball mit Lego-Männchen, ein Samurai-Ritter unterhält sich angeregt mit zwei Bienen und eine Kiste mit Beinen wandelt durch eine Gruppe kichernder Mini-Mäuse. Viele Kostüme sind in liebevoller Handarbeit gestaltet und auf individuelle Wünsche angepasst worden – vorgefertigte Klassiker wie Cowboy und Pirat sieht man kaum. Ein kreatives Feuerwerk, das sogar das Kollegium ansteckt: Bob der Baumeister, Ballonfahrer, Indianer und Ninja-Turtle geben sich im Lehrerzimmer die Klin- ke in die Hand. Warum macht das Verkleiden den Kindern so viel Spaß? Ist es der Reiz, in die Rolle von jemand anderem zu schlüpfen? Ein Tag lang Footballspieler, Prinzessin oder Manga-Held sein? Dafür sagen die Kostüme aber viel über die meisten Schülerinnen und Schüler aus. Sie spiegeln auch eine Facette der Persönlichkeit wider, als diese zu verschleiern. Es muss also einen anderen Grund für den Spaß am Verkleiden geben. Ich glaube, es ist die Mühe und Arbeit, die die Freude bringt. In vielen Kostümen stecken mehrere Stunden an der Nähmaschine, tagelange Design-Entscheidungen, Diskussionen und wochenlange Überlegungen, welches das richtige Kostüm ist. Natürlich wird ein Großteil der Arbeit von den Eltern gestemmt – meine Überlegung schließt sie mit ein. Das Schöne und Spaßstiftende am Verkleiden ist zum einen die Vorfreude auf die Reaktion der Mitschüler und Lehrer. Sehen und gesehen werden, spielt eine große Rolle, aber was soll gesehen werden: die kreative und gestalterische Leistung. Diesen Bruchteil des Karnevals sollte man im Klassenzimmer behalten: Die Leistung der Schüler sollte immer sichtbar gemacht werden und auch gesehen sowie wertgeschätzt werden. Ab jetzt begrüße ich die Kinder nur noch mit: „Helau!”.